Hollywood. . US-Schauspielerin Anne Hathaway ist wegen ihrer Darbietung als Fantine im Kinohit „Les Misérables“ die Favoritin im Rennen um den Oscar als beste Nebendarstellerin. Im Interview erzählt sie, wie es ist, in der Oscarnacht leer auszugehen und gesteht: „Ich bin derzeit arbeitslos.“

Der Oscar ist ihr sicher, so jedenfalls die einhelligen Voraussagen für die diesjährige Verleihung der Academy Awards. Mit einer perfekten Version von „I Dreamed A Dream“ in „Les Misérables“ (deutscher Kinostart: 21. Februar) begeistert Anne Hathaway das Publikum. Für die 31-jährige Schauspielerin ist es bereits die zweite Oscar-Chance, für „Rachels Hochzeit“ war sie vor vier Jahren ebenfalls nominiert, ging aber leer aus. Zu ihren weiteren Filmen gehören „Brokeback Mountain“, „Der Teufel trägt Prada“ oder der „Batman“-Film „The Dark Knight Rises“. Wir sprachen mit ihr über die höchste Auszeichnung der Filmbranche und darüber, wie es ist, nicht zu gewinnen.

Sie gelten als die ganz große Favoritin für den Oscar – wie sehen Sie das?

Anne Hathaway: Da bin ich abergläubisch und sage deshalb lieber nichts dazu (lacht). Ich war ja schon einmal für „Rachels Hochzeit“ für den Oscar nominiert und bekam ihn nicht. Aber das Leben ging weiter und seitdem weiß ich, dass es keinen Weltuntergang bedeutet, wenn man an diesem Abend leer ausgeht. Wenn ich doch den Oscar bekommen sollte, wird es dennoch nicht das Beste sein, was mir im Leben passiert ist – denn seit vorigem Jahr bin ich verheiratet. Ich sehe dem also ziemlich gelassen entgegen.

Wissen Sie schon, was Sie zur Oscar-Verleihung anziehen werden oder wird die Kostümfrage ganz spontan in letzter Minute entschieden?

Anne Hathaway: Weder noch. Die Auswahl ist nicht spontan aber ich habe noch keine Ahnung, was ist anziehen werde.

Anne Hathaway mit Ehemann
Anne Hathaway mit Ehemann © Alberto E. Rodriguez/ Getty Images

Wie sieht der Ablauf der Vorbereitung denn genau aus?

Das ist gar nicht so dramatisch. Ich werde einige Tage vorher auf Alkohol verzichten, um frischer auszusehen. Für die Frisur brauche ich mit meinen kurzen Haaren ja nicht lange, das passiert in fünf Minuten. Dann gibt es das übliche Make-up und es kann losgehen. Ich mache mich da vorher nicht verrückt und will diesen Tag einfach nur genießen.

Haben Sie mit dem enormen Erfolg von „Les Misérables“ gerechnet oder war das die ganz große Überraschung für Sie?

Anne Hathaway: Der Film entstand mit so viel Leidenschaft und Liebe, dass ich schon früh wusste, dass wir etwas ganz Besonderes geschaffen haben. Wie das Publikum darauf regieren würde, war mir allerdings völlig unklar. Ich hatte eine leichte Ahnung, dass die Zuschauer mit dieser Geschichte etwas anfangen könnten. Was dann allerdings passierte hat meine kühnsten Erwartungen bei weitem übertroffen.

„Les Mis“ gehört zu den erfolgreichsten Musicals überhaupt, die Erwartungshaltung der Fans ist enorm – hatten Sie nie Bedenken, mitzuspielen?

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Anne Hathaway: Natürlich war mir klar, welche tiefe Liebe das Publikum „Les Mis“ entgegenbringt und welche große Verantwortung es bedeutet, dieses berühmte Lied zu singen. Aber ich habe keine Sekunde gezögert die Rolle zu übernehmen.

Wann war Ihnen klar, dass Sie diesen „I Dreamed A Dream“-Song so spektakulär bieten können?

Anne Hathaway: Als Kind dachte ich immer, ich könnte so gut singen wie Beyoncé. Als ich an einem unglücklichen Nachmittag Aufnahmen von mir machte, war ich allerdings schnell vom Gegenteil überzeugt. Ich bin nicht sicher, ob ich singen kann. Aber ich wusste, dass ich diese Rolle wollte und mir das mit gewissen Techniken auch aneignen kann. Also nahm ich etliche Monate Gesangsunterricht und der Rest ist einfach Konzentration.

Und damit kann man beim Publikum solche Gänsehaut erzeugen?

Anne Hathaway: Das ist Schauspielerei, das ist mein Beruf. Aber es war schon eine einzigartige Erfahrung für mich. Ich spiele ja nicht nur eine Rolle, sondern jemanden, der gleichsam für die unglückliche Wahrheit unserer Welt steht. Fantine steht für die Menschen, vor allem die Frauen, die in ihrem Leben missbraucht werden.

„I Dreamed A Dream“ wurde in einer einzigen Einstellung gedreht, wie oft mussten Sie die Szene wiederholen?

Anne Hathaway: Tom, der Regisseur, behauptet immer, dass wir die Szene elf Mal gedreht hätten, ich bin mir sicher, dass wir sie zwanzig Mal wiederholt haben. Im fertigen Film ist nun die vierte Version zu sehen.

Können Sie das Lied noch immer hören oder hängt es Ihnen mittlerweile zum Hals heraus?

Anne Hathaway: Mich selbst höre ich nicht besonders gerne singen, weil ich da immer nur die Fehler entdecke. Aber das Lied selbst werde ich ewig lieben, das würde mir nie zum Hals heraushängen.

Wie schwierig war es, sich die schönen Haare vor der Kamera abschneiden zu lassen?

Anne Hathaway: Das war für mich die schwierigste Szene. Ich hatte ziemlich Angst davor und es hat absolut keinen Spaß gemacht. Eigentlich dachte ich immer, das würde mir gar nichts ausmachen, weil mir meine Frisur nie so wichtig war. Aber ganz ohne Haare wurde ich eben genau zu diesem zitternden und heulenden Etwas. Nachdem die Szene gedreht war, hatte ich keine Probleme mehr damit, da war für mich das nächste Kapitel aufgeschlagen. Ich trug auch keine Perücke danach.

Stimmt es, dass Sie nun eine Pause einlegen wollen?

Anne Hathaway: Das stimmt nicht ganz, ich bin derzeit einfach nur arbeitslos. (lacht). Das war nicht meine Entscheidung, denn ich liebe meinen Beruf. Jeder Schauspieler möchte arbeiten und wenn du keine Angebote bekommst, fühlst du dich schnell verloren. Inzwischen gewöhne mich allerdings an die Idee, nicht in Panik zu verfallen, wenn ich keinen Job habe. Ich muss mich einfach nur immer selbst daran erinnern, dass meine Karriere doch ganz gut läuft und es nicht das Ende bedeutet, einmal keine Angebote zu haben.

Wie gehen Sie mit solchen Krisen um?

Anne Hathaway: So wie wohl jeder von uns. Man versucht, das durchzustehen und sich möglichst nicht deprimieren zu lassen und auf gute Gedanken zu kommen.