Vor 66 Millionen Jahren krachte ein Asteroid auf die Erde. Gleichzeitig mit diesem Treffer löschte ein Massensterben viele Arten aus, darunter auch Dinosaurier. Wissenschaftler haben jetzt Thesen widerlegt, nach denen beide Ereignisse angeblich Hunderttausende Jahre auseinander liegen.

Also doch: Vor 66 Millionen Jahren donnerte ein riesiger Asteroid dort auf die Erde, wo heute der Golf von Mexiko und die Yukatan-Halbinsel liegen. Praktisch gleichzeitig mit diesem Volltreffer löschte ein Massensterben viele verschiedene Arten aus, darunter auch die Dinosaurier, die etliche Jahrmillionen lang das Leben auf der Erde geprägt hatten. Paul Renne vom Berkeley Geochronology Center in Kalifornien und seine Kollegen in Kalifornien, den Niederlanden und Schottland schließen das in Science (Band 339, Seite 684) aus einer akribisch genauen Analyse beider Ereignisse. „Damit beenden sie auch die immer wieder aufflammende Debatte, ob ein Asteroideneinschlag und das Massensterben am Ende der Kreidezeit tatsächlich zur gleichen Zeit geschahen“, kommentiert Heiko Pälike vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum) an der Universität Bremen (Science, Band 339, Seite 655).

So hatten verschiedene Studien vermuten lassen, dass die unmittelbar während des Asteroideneinschlags gebildeten kleinen Glaspartikel oder Tektite erst rund 180 000 Jahre nach dem Massensterben entstanden seien. Zum genau gegenteiligen Ergebnis kamen andere Forscher, die nach einer Analyse der jeweiligen Gesteinsschichten den kosmischen Treffer auf einige hunderttausend Jahre vor dem Aussterben der Dinosaurier datierten.

Bei einer Fehlerrate von einem Prozent liegt die Unsicherheit bei 660 000 Jahren

„Solche Altersbestimmungen enthielten aber früher eine Ungenauigkeit, die bei etwa einem Prozent des gemessenen Alters lag“, erklärt Marum-Forscher Heiko Pälike. Das Alter der Tektite wird zum Beispiel mit Hilfe von Argon-40-Atomen bestimmt, die im Laufe der Jahrmillionen aus dem in den Glaspartikeln enthaltenem Kalium-40 entstehen. Da Geoforscher sehr gut wissen, wie schnell sich Argon aus Kalium bildet, können sie aus dem in unmittelbar benachbarten Ablagerungen eines Vulkanausbruchs enthaltenen Edelgas ausrechnen, wie viel Zeit seit dem Erstarren des ausgeworfenen Materials und damit seit dem Einschlag vergangen ist. Bei einer Fehlerrate von einem Prozent liegt die Unsicherheit bei einem Treffer vor 66 Millionen Jahren immerhin bei 660 000 Jahren und kann so die widersprüchlichen Zeitangaben erklären.

„Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beiden Ereignisse etwas miteinander zu tun haben“

„Mit verschiedenen Methoden haben Wissenschaftler wie Paul Renne den Fehlerbereich der Methode auf rund 0,1 Prozent verringert“, berichtet Heiko Pälike. Als Paul Renne und seine Kollegen daher in den Bergen des US-Bundesstaats Montana Tektite vom Einschlag des Asteroiden analysierten, konnten sie Ereignis auf rund 66,038 Millionen Jahre festlegen. In der gleichen Gegend und auf Haiti analysierten sie auch Gesteinsschichten, die genau zu der Zeit des Massensterbens entstanden waren und in die Vulkane ihre Asche abgelagert hatten. Dort aber liegt das Alter bei 66,043 Millionen Jahren und fällt damit sehr genau in die gleiche Zeit wie der Asteroidentreffer. „Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass die beiden Ereignisse etwas miteinander zu tun haben“, fasst Heiko Pälike zusammen.

Paul Renne sammelt Gesteinsproben
Paul Renne sammelt Gesteinsproben

Allerdings donnerte der Asteroid vor rund 66 Millionen Jahren keineswegs in eine heile Dinosaurierwelt. So wurde das recht warme Klima der Kreidezeit in der letzten Million Jahre vor dem Massensterben mehrmals von rund zwei Grad kälteren Perioden unterbrochen. Einmal war das Klima dort in dieser Zeit sogar sechs bis acht Grad kälter.

Paul Renne und seine Kollegen vermuten, dass die Eruptionswolken starker Vulkanausbrüche in Indien damals einen Teil der Sonnenstrahlung abgefangen und so die Klimaveränderungen ausgelöst haben könnten. „Dort gelangten vor 68 bis 60 Millionen Jahren gigantische Mengen von Lava an die Erdoberfläche“, berichtet Heiko Pälike.

Die Abkühlung gab ihnen den Rest

Paul Renne vermutet daher: „Durch solche Eruptionen ausgelöste Abkühlungen aber könnten die an gleichbleibende Wärme angepassten Ökosysteme so gestresst haben, dass der Einschlag des Asteroiden und die folgende drastische Abkühlung ihnen den Rest gegeben haben“. Er schlägt deshalb vor, die einzelnen Phasen der Vulkanausbrüche in Indien so genau zu datieren, um einen Zusammenhang mit den Kältevorstößen und dem Massensterben zu sehen oder auszuschließen.