Viele Forscher geben Tierarten Namen von Prominenten, zuweilen aus äußerst kuriosen Gründen. Die Sänger, Schauspieler und Politiker können jedoch nicht viel dagegen unternehmen. Und so gibt es die Pferdebremse Beyoncé und den Käfer Schwarzenegger.

Neulich bekam Nelson Mandela von Albrecht Manegold einen Vogel geschenkt. Es war ein südafrikanischer Specht, aber leider ist er bereits seit vielen tausend Jahren ausgestorben. Manegold ist Ornithologe, er fand die versteinerten Überreste des Vogels und taufte die neu entdeckte Art anlässlich von Mandelas 94. Geburtstag auf den Namen „Australopicus nelsonmandelai“. Ob sich Mandela geehrt fühlte, ist nicht bekannt.

Viele Wissenschaftler benennen von ihnen entdeckte Arten nach Prominenten. Der Phantasie sind dabei dabei kaum Grenzen gesetzt, und wehren können sich die Geehrten dagegen kaum. Die Bezeichnung muss sich nur an die wissenschaftliche Form halten: Der erste Teil des Namens beschreibt die Gattung, der zweite die Art. Diese Form hatte der schwedische Naturforscher Carl von Linné 1753 eingeführt – und so mit dem bis dahin herrschenden Namenswildwuchs aufgeräumt.

Beyoncé Knowles’ Rückansicht inspirierte einen Insektenforscher. Er gab einer Pferdebremse ihren Namen. Foto: Getty
Beyoncé Knowles’ Rückansicht inspirierte einen Insektenforscher. Er gab einer Pferdebremse ihren Namen. Foto: Getty © Getty Images

Diese Sitte gab dem australische Wissenschaftler Bryan Lessard die Gelegenheit, eine pralle Pferdebremse nach der US-Sängerin Beyoncé Knowles zu benennen („Scaptia beyonceae“). Inspiriert hatte ihn das „schön geformte Hinterteil“ des Insekts. Das habe ihn an die Proportionen des Pop-Stars erinnert, sagte der bekennende Knowles-Fan. „Es war so augenfällig, ich konnte das Hinterteil ohne Mikroskop sehen.“ Die goldene Färbung des Insekts gleiche zudem den Kostümen der Sängerin.

Dass Arnold Schwarzenegger Pate stehen würde für eine besonders kräftige Laufkäferart („Agra schwarzeneggeri“), dürfte sich der Muskelmann wohl kaum erträumt haben. Der Käfer fällt wegen seiner besonders stark ausgebildeten Gliedmaßen auf. Ex-Präsident George W. Bush darf sich rühmen, einem kugeligen Krabbeltier mit sechs Beinen seinen Namen geliehen zu haben. Der Schwammkugelkäfer „Aghathidium bushi“ lebt in verrottendem Holz und ernährt sich von Schleimpilzen, die auf Baumrinden gedeihen. Offiziell betonen die beiden Insektenforscher, dass ihre Namenswahl keineswegs eine Beleidigung darstellen soll, sondern vielmehr auf Bushs Prinzipientreue und Mut hinweisen solle. Manche sehen darin allerdings eine kleine Rache der Forscher, hat Bush doch die Wissenschaft in seiner Amtszeit wie kein Präsident zuvor gegängelt und missachtet.

Der Dinosaurier Elvis Presley

Nach Elvis Presley ist eine Dinosaurier-Art mit einem charakteristischen Kamm auf dem Kopf benannt; ein Einsiedlerkrebs erinnert mit seinem Namen an den griechischen Philosophen Diogenes, der bekanntlich allein in einer Tonne lebte. In beiden Fällen liegt die Idee nahe. Dass indes der US-Schauspieler Harrison Ford der Webspinne „Calponia harrisonfordi“ seinen Namen gab, ist tatsächlich als Auszeichnung gedacht, hat sich Ford doch um das Amarican Museum of Natural History verdient gemacht.

Der Microsoft-Milliardär Bill Gates dient einem dicken Brummer von Schwebfliege als Namenspatron, was irgendwie einleuchtet. Der Name der schrillen Punk-Musikerin Nina Hagen ist als Riesenkrabbenspinne „Heteropoda ninahagen“ verewigt. Diese Tiere beißen zwar, sind aber im Grunde harmlos.

Die Spinne Loriot

Dass ein vom Aussterben bedrohtes Marschkaninchen nach dem Playboy-Gründer Hugh Hefner benannt ist, leuchtet zunächst nicht sofort ein – der Mann ähnelt eher einem schlecht gelaunten alten Lurch. Wer allerdings bedenkt, dass das Markenzeichen der Männerzeitschrift ein Häschen (Bunny) ist, der versteht den Witz der Forscher. In den USA gilt das Marschkaninchen als beliebtes Jagdwild.

Vicco von Bülow, bekannter als Loriot, machte zwar die Steinlaus berühmt, doch ist er Namenspatron einer winzigen Spinne aus Asien, „Otacilia loriot“. Peter Jäger, ein Fan des Komikers, hat sie in Laos entdeckt. Sie sei so normal wie das, was Loriot in seinen Sketchen beschreibt, sagte der Spinnenforscher.

Die Flechte Obama

Auch US-Präsident Barack Obama blieb von der Kreativität der Wissenschaftler nicht verschont. Eine Flechte („Calopaca obamae“) trägt seinen Namen. Flechten gedeihen in unwirtlicher Umgebung, wachsen sehr langsam, sind aber unverwüstlich. Auch dieser Name sollte Obama zur Ehre gereichen, Kerry Knudsen von der University of California wollte ihm damit für die Unterstützung der Wissenschaften danken.

Übrigens kann jeder einem Frosch, einer Spinne oder Krabbe einen Namen geben. Möglich macht dies ein „Biopatenschaftsprogramm“ (www.biopat.de). Gegen eine Spende von 2600 Euro darf man zum Beispiel eine Orchideenart nach seiner Liebsten benennen. Das Geld fließt in die Erforschung der biologischen Vielfalt. Ewiger Ruhm ist gewiss: Der Name wird in allen Fachzeitschriften veröffentlicht.