Berlin. . Konstantin Gropper, besser bekannt als Get Well Soon, hat Soundtracks für nie gedrehte Streifen geschrieben. Inspirieren ließ er sich dabei von Genre-Meister Dario Argento, aber auch von Stanley Kubrick oder Roland Emmerich – alles natürlich leicht ironisch gebrochen.
„The Scarlet Beast O’Seven Heads“ heißt das dritte Werk von Konstantin Gropper alias Get Well Soon. Dass der 29-jährige Songschreiber damit sein filmischstes Album vorlegt, ist konsequent: In den letzten Jahren hat der Mannheimer u.a. Stücke für Wim Wenders „Palermo Shooting“ geschrieben und eine komplette TV-Serie in Frankreich vertont. Diesmal ist es Filmmusik für Filme, die es gar nicht gibt. Oder die erst im Kopf entstehen, wenn man seinem opulenten Orchesterpop lauscht.
„Auf gewisse Weise ist es ein Befreiungsschlag“, bestätigt Gropper. Von italienischen Horrorfilmen ließ er sich inspirieren, Genre-Meister wie Dario Argento hatten es ihm in Sachen Ästhetik angetan. „Jede meiner Platten beginnt mit einer Recherche“, erklärt Gropper. „Ich bin über diese alten, italienischen Soundtracks gestolpert. Interessant daran ist, dass die Musik zu den Horrorfilmen immer leichtfüßig klingt.“
Der Multiinstrumentalist analysierte, mit welchen Instrumenten gearbeitet wurde, versuchte, sich diese zu beschaffen und ließ es so klingen, als wenn die Aufnahmen 40 Jahre alt wären.
Mich fasziniert die Lust an der Zerstörung
Wie ein Wissenschaftler näherte er sich dem Thema. Das Gute ist: Man hört seinen Songs das Verkopfte nicht an! Endzeit-Szenarien ziehen sich subtil, aber wie ein roter Faden durch sein Werk. Nirgendwo wird das Thema so deutlich wie in „Roland, I Feel You“ – seiner musikalischen Auseinandersetzung mit Blockbuster-Produzent Roland Emmerich. „Mich fasziniert einfach seine Lust an der Zerstörung“, gesteht Gropper. „Auch wenn meine Perspektive darauf eine ironische ist.“ So klingt das Stück eher so, als wäre Edgar Wallace nach Italien ausgewandert.
Neben Emmerich geistern noch Outsider-Art-Künstler Henry Darger und die Wendy, die mal ein Walter war, durch seine Lieder. „Mich interessieren außergewöhnliche Biografien“, so der Künstler. „Die von Henry Darger ist so herrlich verrückt. Und eine Wendy-Carlos-Hommage wollte ich machen, seitdem ich ‚Clockwork Orange’ gesehen und ihre Musik gehört habe. Ich benutze konkrete Personen gerne als Metapher in Bezug auf meine Person.“
Vielleicht bin ich einfach ein langweiliger Mensch
Über seine Person weiß man gar nicht viel: Gropper wuchs als Sohn eines Musiklehrers in Oberschwaben auf, ließ sich an Klavier, Cello, Schlagzeug und Gitarre ausbilden, spielte Punk und studierte an der Popakademie Mannheim.
Für seine bisher zwei Studioalben schlossen ihn die Briten ins Herz und ließen ihn beim Glastonbury-Festival spielen. „Ein bisschen Mysterium muss man sich bewahren. Vielleicht bin ich aber einfach ein langweiliger Mensch“, meint er und erzählt immerhin, dass er gerne nach Anleitung kocht und – anders als man ihm aufgrund seiner Musik unterstellt – lieber Bier trinkt als Wein. „Immer wird mir Rotwein angedichtet“, grummelt Gropper. Vielleicht, weil sein dramatischer Breitwand-Pop so was Intellektuelles hat. Vielleicht aber auch, weil er auf Promofotos immer so finster guckt. „Alles Imagepflege. Ich bin ein netter Kerl, der auch mal lächelt“, meint er. „Ich lächle zum Beispiel jetzt.“
- Get Well Soon: The Scarlet Beast O’Seven Heads (City Slang). Live: 4.10. Düsseldorf, New Fall Festival