Essen. . Wer den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat, kann bewegender davon erzählen als es irgendein Geschichtsbuch vermag. Ein starkes Hörbuch lässt die Stimmen dieser Zeitzeugen laut werden.

Wer heute in den 40ern seines Lebens ist, der hat vielleicht noch Menschen in der Familie, die erzählen können von damals. Wie sie im Bunker zitterten, wie sie stolz waren, eine Fahrt mit dem KDF-Dampfer „Robert Ley“ machen zu dürfen und wie sie alles oder nichts wussten von den Verbrechen, nach denen wir nicht aufhören wollten zu fragen.

Stimmen, vom Aussterben bedroht

Diese Art, Geschichte zu erfahren und zu erinnern, ist extrem subjektiv, sie ist völlig gefärbt durch Teilnahme oder Verdrängung. Zudem handelt sie selten von den großen Namen, die in den Geschichtsbüchern stehen. Es scheint fast ein Widerspruch: Die Zeitzeugen stehen als Namenlose im großen Panorama des Schreckens – und doch kann keiner Furcht und Faszination des 1000-jährigen Reiches genauer, sinnlicher, eindringlicher beschreiben als sie.

Die Menschen, die den Krieg als Erwachsene erlebt haben, sind vom Aussterben bedroht. Was es bedeutet, ihre Stimme bald nie mehr hören zu können, lässt sich kaum ermessen. Werden wir in Jahren von dieser Zeit sprechen wie von Bismarck oder dem alten Fritz?

Die Publizistin Inge Kurtz hat in den 1980er Jahren einen unschätzbar hohen Beitrag zum Thema geleistet. Mit großem Einsatz von Zeit und Recherche traf sie unter dem Titel „Zeitzeugen erzählen vom Krieg“ für den Sender Freies Berlin lauter Menschen, die ganz persönlich sprachen über Vertreibung, Soldatenstolz, Kinderspiele, Wehrmacht, Siege und Niederlagen ihres Lebens.

Die Absurditäten der „Ahnenforschung“

Das Ergebnis gibt es erstmals im Handel: Fast 300 Minuten, die uns Nachgeborene hin und her reißen. Sie erzählen von jungen Soldaten aus der Provinz, im Hitler-Militär die Chance sehend, „ein Abenteuer zu erleben“. Sie beschreiben die Absurditäten der „Ahnenforschung“, um als arisch zu gelten. Ganz natürlich, gleichsam am Kaffeetisch, reisen Menschen zurück zu den Tagen, da sie als Schulklasse Rommel per Brief zum Afrikafeldzug gratulierten – und um ein Andenken baten: „Sand aus der Sahara“. Unglaubliches neben vertrautem Schrecken, Familienalltag neben Weltenwende. Eine starke Produktion, ungebrochen wertvoll. Im Grunde gehört sie in jeden deutschen Haushalt.

  • Meine Erinnerung. Zeitzeugen erzählen vom Krieg, 4 CDs, der hörverlag, ca. 25 Euro