Der ehemalige Chef der White Stripes hat sein erstes Solo-Album aufgenommen. Darauf ist er dem Sound seiner alten Band so treu, dass man fast nicht vermisst. Lediglich keine Ausflüge mit dem Boogie-Klavier und der Orgel lenken vom Gitarrensound ab.

Die White Stripes gibt es ja nun nicht mehr, aber so richtig Zeit zum Vermissen hat man auch nicht gehabt. Was vor allem daran liegt, dass Jack White ein wahrhaft Arbeitsbesessener ist, der sein Solo-Debüt „Blunderbuss“ nun auch noch selbst produziert hat.

Die Lücke vom letzten Studioerguss „Icky Thumb“ bis heute füllte White sehr anständig mit Alben seiner anderen Bands The Dead Weather und The Raconteurs sowie mit einem White Stripes Livealbum. Auf seinem eigenen Label Third Man Records produzierte er nebenbei noch endlos andere Künstler, so dass auch hier keine Atempause für den bluesigen Wirbelwind blieb.

Nun die gute Nachricht: Wer die White Stripes mochte, wird bei Jacks Einzelgang nichts vermissen. Oder fast nichts, vielleicht die stampfenden Drums von Meg White. Der begnadete Gitarrist und Songschreiber liefert indes eine ordentliche Mischung aus Indierock, Blues, Country und Boogie, die sich erfreulich an den bewährten Klängen orientiert und sich trotzdem nicht darin erschöpft.

Ein Klang wie ein Sonnenuntergang in der Prärie

Im herrlichen Duett „Love Interruption“ singt White mit Ruby Amanfu über seine Wünsche an die Liebe, bevor er im Titelstück „Blunderbuss“ in eine geradezu archetypische Countrynummer mit langgezogenen Gitarrenakkorden und Streichern verfällt – ein Klang, der einen Sonnenuntergang in der Prärie heraufbeschwört.

Dass er mittlerweile Produzentenhand an 120 fremde Platten gelegt hat, sorgte wohl auch dafür, dass White nicht blind für den eigenen Sound geworden ist. Denn „Blunderbuss“ klingt erfreulich klar und unverwaschen, die Songs sind ganz auf den Mann und seine Gitarre abgestimmt, auch wenn er sich den ein oder anderen Ausflug mit dem Boogie-Klavier und einer Orgel leistet.

Freiheit, die man ihm gönnt

Diese Freiheit muss man ihm schon gönnen. Vielleicht ist White mit diesem Album sogar ein bisschen zu sehr bei sich und dem White-Stripe-Sound geblieben. Die Entdeckung von neuen Ufern jedenfalls gelingt ihm auf seinem Solo nicht. Aber wer hätte sich auch so etwas gewünscht?

  • Jack White: Blunderbuss (XL/Beggars/Indigo) Live: 27.6. Köln, E-Werk