Dortmund.. Japans international einflussreichster Musiker beehrt uns live mit Soundtrack-Erfolgen, die er auf Kammermusik-Niveau herunterbricht. In letzter Zeit interessiert er sich sogar für Country und Western – genau wie für gutes Essen.

Der Globus ist eine gigantische Klangschale – für denjenigen, der hinhört. Ryuichi Sakamoto, Japans international einflussreichster Musiker, hört hin. Bereits als junger Mensch hat er die Songs der Beatles ebenso in sich aufgesogen wie Bachs wohltemperiertes Klavier, die synthetischen Beats von Kraftwerk oder den Bebop von John Coltrane. „Für mich gibt es da keine Grenzen. Ich will nicht Sklave einer Kultur sein, nur weil ich in sie hineingeboren wurde. In letzter Zeit“, ergänzt der Weltreisende in Sachen Musik leise lachend, „höre ich mir sogar Country & Western an.“

Der Mann aus Tokio pflegt den Honky Tonk? Ganz so wild wird es der 59-Jährige, der mit seinem Trio derzeit die Konzerthäuser bereist, sicherlich nicht treiben. Vielmehr erweist sich der Pianist als Meister der Verdichtung, wenn er vor allem seine Soundtrack-Erfolge live auf Kammermusik-Niveau herunterbricht. Wie die unsterbliche Melodie aus Oshimas Kriegsdrama „Furyo“ oder die zarte Musik zu Bertoluccis „Der letzte Kaiser“. Für beide Arbeiten wurde Sakamoto mit Preisen (Oscar, Grammy etc.) überhäuft. Den Komponisten selber verwundert das bis heute: „Ursprünglich wollten mich beide Regisseure nur als Schauspieler . . .“

„Ich mag meine Singstimme nicht“

In „Furyo“ hat er dann tatsächlich mitgespielt, an der Seite von David Bowie. Nicht der einzige große Name, der die Karriere des Klangtüftlers begleitet. Seit er sich Ende der 70er Jahre mit seiner Band Yellow Magic Orchestra zum Pionier der elektronischen Musik aufschwang, rekrutierte Sakamoto reihenweise Stars der Rock- und Popszene (u.a. Iggy Pop, David Sylvian) als Gastsänger. Fast notgedrungen – weil Sakamoto ein Perfektionist, aber auch ein bescheidener Mensch ist: „Ich mag meine Singstimme nicht. Es gibt so viele, die es besser können.“

„Über das Älterwerden mache ich mir Gedanken“

Der Popmusik verweigert sich der Maestro inzwischen. Womöglich sogar altersbedingt. Im Januar feiert Sakamoto seinen 60. Geburtstag. „Über das Älterwerden mache ich mir schon so meine Gedanken“, bekennt der Künstler. Die Folge ist jedoch nicht, wie man vermuten könnte, eine gesteigerte Arbeitswut. „Ich frage mich eher: Wie viele schöne Abendessen werde ich noch genießen können? Ein Dutzend? Oder 3000? Ich kann es mir nicht mehr leisten, eine gute Mahlzeit auszulassen.“ Vielleicht ist die Welt ja doch eher eine Suppenterrine.

  • Ryuichi Sakamoto live: 6.11., 19 Uhr, im Konzerthaus Dortmund. Karten für 42 - 64 € gibt es an der Abendkasse