London. . Die Londoner Band Veronica Falls legt ein umwerfendes Schrammelpop-Debüt vor, eine Mischung aus Süße und Morbidität, die in ihre besten Momenten an die Smiths erinnert. Klanglich sind sie dabei vollkommen minimalistisch.

Wagen wir mal die These, dass man eine so gelungene Kombination aus beschwingtem Geschrammel und süßer Morbidität seit der Auflösung der Smiths nicht mehr hören durfte. Damit kommen wir schnell zum Kern des Sounds von Veronica Falls.

Die haben gerade ein umwerfendes, schräbbeliges Debüt vorgelegt und sind natürlich keine reinen Nachahmer der Schmitzens aus Manchester. Dazu spielt zu viel Shoegaze-Romantik in den Sound hinein. „Ich glaube, wir sind eher von denselben Bands beeinflusst wie viele dieser Bands: Viel aus den mittleren und späten 60ern, viel Beach Boys, 13th Floor Elevators oder The Left Banke“, sagt Drummer Patrick Doyle. Dabei beruht der Sound von Veronica Falls auf zwei Säulen: genialem Dilettantismus und kompromissloser Authentizität. Das eine erkennt man schon daran, dass Doyle vor der Gründung der Band gar keine Drums spielen konnte – und dass auch Bassistin Marion Herbain vorher keine Ahnung von ihrem Instrument hatte. „Wir wollten eine sehr einfache Rhythmus-Sektion wie Velvet Underground. Und wir haben auch mit unseren Texten auf Einfachheit gesetzt, es sind im Grunde Folksongs.“

Liebe auf der Selbstmord-Klippe

Hinzu kommt der oft zuckrige Gesang von Roxanne Clifford, untermalt von der Stimme des Gitarristen James Hoare. Ihren ersten Gig haben die vier ausgerechnet im Vorprogramm der New Yorker Formation „The Pains Of Being Pure At Heart“ absolviert. An diesen Live-Sound haben sie auch angeknüpft. Und hier kommt die Kompromisslosigkeit ins Spiel. Ursprünglich hatten sie die Aufnahmen fürs Debüt nämlich regulär produzieren und hochglanzpolieren lassen – aber das klang ihnen dann nicht mehr puristisch genug. „Wir haben alles neu aufgenommen, live, an drei Tagen. Bis es gut war.“

Und so schrammeln sich Veronica Falls freudig durch ein Album, auf dem von Liebe auf dem Friedhof, Geistern am Brunnen und einer berüchtigten Selbstmord-Klippe erzählt wird. Bis zum beeindruckenden, akustisch-gespielten Schluss-Hit „Come On Over“. Man staunt, wie einfach dieses Album ist. Einfach gut.

  • Veronica Falls: Veronica Falls (Bella Union/ Coop) Live: 5.11. Hamburg, 6.11. Berlin. Eine Hörprobe gibt es hier.