Essen. .

Der Bildband „World Trade Center“ geht trotz der medialen Allgegenwärtigkeit der 9/11-Anschläge unter die Haut. Er zeigt zudem, wie die Zwillingstürme entstanden sind. Und verrät die Visionen für die Zukunft.

Die infernalische Wucht der Explosion, die Stahl und Beton auseinanderbersten lässt, als hätten sie kein Gewicht, wird für immer eingefroren sein. Es ist 9.03 Uhr am 11. September 2001, als die Boeing 767 in den Südturm des World Trade Centers rast – der Nordturm steht zu dieser Zeit schon in Flammen. Es ist dieses Einfrieren des Unbegreiflichen in einer Tausendstel Sekunde, die gerade die Fotografie zum geeignetsten Medium macht, das den Schrecken dieser tausendfach gesehenen historischen Katastrophe so beeindruckend macht. Der Bildband „World Trade Center“ geht selbst jenen unter die Haut, die sich im Laufe der letzten zehn Jahre immer wieder mit den Anschlägen auseinandergesetzt haben.

Der Band spannt den Bogen weit zurück in die Zeit, als an jener Stelle in Lower Manhattan noch ein unbedeutendes Viertel von 60 000 Quadratmetern Größe stand, das die New Yorker Port Authority nutzen wollte.

Nur fast 30 Jahre währende Blütezeit

Der Leser begleitet den Bau, die Eröffnung und die nur fast 30 Jahre währende Blütezeit des bedeutsamen Gebäudes mit der gewaltigen Symbolkraft – auch wenn Experten den Zwillingstürmen die architektonische Bedeutung absprechen. Es sind Bilder, die Hollywood nicht besser hätte inszenieren können: Der Blick auf die Türme am frühen Abend, mit der Freiheitsstatue im Vordergrund, der Blick steil hoch an jenen lange Zeit höchsten Fassaden des Planeten, der Blick auf die erleuchtete Skyline von Lower Manhattan im Sonnenuntergang.

Ein Zeichender Hoffnung: Libeskind-Entwurf der Freedom Towers. Foto: White Star Verlag – RRP, Team Macarie
Ein Zeichender Hoffnung: Libeskind-Entwurf der Freedom Towers. Foto: White Star Verlag – RRP, Team Macarie © White Star Verlag - RRP, Team Macarie

All dies macht umso schlimmer, was das fünfte und umfangreichste Kapitel minuziös zeigt: Die herannahende Boeing, die brennenden Türme, den Kollaps, das schiere Entsetzen in den Gesichtern der flüchtenden, panischen, von Giftstaub übersäten Menschen, die sorgenzerfurchten Gesichter der Feuerwehrmänner. Worte reichen nicht, um dies zu beschreiben. Und so schweigt der Band im Angesicht des Skeletts der Gebäude – und der 2602 Opfer der Anschläge und der bei der Bergung gestorbenen Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter.

Als Streif der Hoffnung liefert der Bildband zum Schluss zahlreiche Computerentwürfe der zurzeit im Bau befindlichen Gedenkstätte, die eigene Symbolkraft entwickeln wird. Und für immer daran erinnert, was New York verloren hat.

  • Peter Skinner, Griogio Tartao: World Trade Center. White Star Verlag, 208 Seiten, 24,95 Euro