Unser Besuch im Nagaya liegt Wochen zurück. Da gab es kein Erd­beben, keine Atomverseuchung. Dann kam die Katastrophe und ­zumindest eine Weile die Unmöglichkeit, davon unberührt eine Restaurantkritik zu schreiben, die ein nobles Japan vorstellt.

Japan ist es aber eigentlich gar nicht: Es gibt deutlich mehr deutsche Gäste als Vertreter der Düsseldorfer Japan-Community, die mit gebotener Neugier und Emphase Gang für Gang erwarteten.

Denn das „Nagaya“ verdankt die gehobene Aufmerksamkeit des Publikums natürlich ­seiner hervorragenden Küche und (mindestens ebenso) ihrer optischen Reize, der größte Coup aber ist doch die Tatsache, dass es das erste japanische Restaurant in Deutschland ist, das einen Michelin-Stern erhalten hat.

Kunst nicht nur auf der Zunge

„Japanische Esskunst“ ist der Untertitel dieser gastronomischen Einrichtung. Tatsächlich hat die Kunst nicht nur auf der Zunge Platz. Es wird das Sushi in einer Schale auf gefro­renem Eis, Holz und Trockeneis serviert: ein kleines Flussbett. Die Gemüse-Tempura ästhetisiert ein Körbchen, das man eigentlich von Reiswein kennt usw. Es gibt Menschen, die lieben diese Show-Einlagen – andere finden sie unjapanisch, weil nicht zurückhaltend.

Aber so urjapanisch will das Nagaya vielleicht auch gar nicht sein. Es gilt: originell vor original. Dazu zählen auch Crossover-Tendenzen, die Puristen staunen, die Fans schätzen den Stil. Und der hat (bei erstklassiger Qualität) seinen Preis. Eine kleine Portion Kabeljau schlägt mit 30 Euro zu Buche, vegetarische Tempura, was kaum mehr ist als ein wenig Gemüse im Teigmantel, mit 20. Versteht sich, dass das feinstmarmorierte Luxusfleisch vom Wagyu-Rind als Sashimi für Genießerglück steht, aber mit diesem etwas ausgeweiteten Häppchen wären dann auch schon wieder 29 Euro ausgegeben.

Landsleute in der Nachbarschaft

Die Preise liegen ungefähr ein Drittel über der Kalkulation vieler anderer Japaner in Düsseldorf. An denen sind wir auf dem Heimweg übrigens vorbeispaziert. Es waren deutlich mehr Landsleute drin als im Nagaya. Was das wohl zu bedeuten hat?

Preise: Hoch wie die Sterne, die ja bekanntlich nicht lügen. Für ein großes Menü sind das schon 120 Euro.

Ambiente: Edel spartanisch, aber für den Raum, der kaum mehr als ein Schlauch ist, eine elegante Lösung. Man sitzt recht nah an (fremden) Nachbarn.

Service: Fast klassische Schule der Spitzenküche. Je nach betreuender Kraft unterschiedlich sprachmächtig.

Adresse: Nagaya, Klosterstr. 24, 40211 Düsseldorf, Tel. 0211-8639636, Sonntag geschlossen, www.nagaya.de