Bottrop. .

Wer sich auf die Suche nach einem ungewöhnlichen Ambiente begibt, wird in unserer Region schnell fündig. Trotzdem bildet das Restaurant im Maschinenhaus etwas besonderes: Es serviert im Bottroper Klärwerk.

Diese Kolumne hat wirklich immer weniger Hemmungen. Letzte Woche kehrten wir im Zoo ein, diesmal ist es ein Klärwerk. Aber – o Wunder – während es unter Flughunden ein bisschen roch, war das Klärwerk der reinste Luftkurort. Aber ein Wunder ist es eigentlich doch nicht. Denn im einen der zwei kreisrunden Becken wachsen hunderte Stauden, im anderen steht nur klares, sauberes Wasser.

So wie die Zechen die harte Arbeit verlassen hat, so ist der Dreck längst weg aus der inzwischen denkmalgeschützten Kläranlage Bernemündung in Bottrop. Jahrzehnte wurde hier geklärt, aus der längst stillgelegten Anlage hat die Emschergenossenschaft einen kleinen feinen Ort der Industriekultur gemacht. Der Ort ist ein bisschen verwunschen, wenn auch nicht so spektakulär wie die großen Brüder Nordstern, Zollverein und Co. Abends lohnt sich der Blick auf eine witzige Lichtinstallation, die die Becken ruhelos umkreist, als kurve ein nächtlicher ICE durch Bottrop-Ebel.

Und mittendrin ist das „Restaurant im Maschinenhaus“. Die Strippen der Gastronomie zieht eine bekannte Größe der Region. Lange stand Ernst Scherrer in seinem Recklinghäuser Landhaus am Herd, der Maître ist eigentlich im Rentenalter, aber für das schöne Projekt, hinter dem eine gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft steht, hat er sich doch noch mal als Küchenchef bitten lassen.

Wir ordern querbeet, um die Bandbreite zu erschmecken. Sie reicht vom Volkstümlichen wie der für Restaurantverhältnisse schlagend günstigen „Currywurst auf moderne Art“ (4,50 Euro, mit kleinen Ofenkartoffeln und einem Paprika-Zucchini-Spieß) über stilvolle Klassiker (eine schaumig-vorfrühlingshaft aromensatte Brunnenkressesuppe mit etwas geräucherter Entenbrust – 6 Euro) bis zu Posten, die konservative Gemüter zufrieden stellen. Dazu würde ich die „Hähnchenbrust auf Cocos-Curry“ (15 Euro) zählen – richtig so, damit gehen dann auch Familienfeiern glatt. Aber man darf sich ruhig ein bisschen trauen; eine „confierte Jakobsmuschel auf Selleriepürre mit einem Sabayon von roter Beete“ (11,50) trifft man ja in einem Klärwerk auch nicht alle Tage.

Preise: Sind für eine Küche, die zwar nicht nach den Sternen greift, aber ordentlich und frisch gemacht ist, fair kalkuliert

Ambiente: Schlicht und schön zwischen alten Pumpen und dem Blick auf nächtliche Lichtspiele. Apropos Licht: Demnächst gibt es eine Sommerterrasse, Emscherradweg gleich nebenan

Service: Grundsätzlich aufmerksam, für unseren Geschmack war die Witzigkeit des Obers ein bisschen groß portioniert

Adresse: Ebelstraße 25 a, 46242 Bottrop

Tel. 02041-3754840, 11 - 22 Uhr, Montag Ruhetag, www.bernepark.de