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Nachdem mit der umfangreichen Werkbox der Beatles im vergangenen Jahr der Katalog der „Fab Four“ bis auf Weiteres ausgereizt ist, schürfen die Plattenfirmen jetzt im Umfeld der berühmten Musiker.

Die nämlich hatten für ihre musikalischen Interessen und favorisierten Künstler 1968 mit Apple ein eigenes Label gegründet. Jefferson Airplane (mit Grunt), die Grateful Dead und andere machten es ihnen später nach, die Jungs aus Liverpool jedoch waren Pioniere auf diesem Gebiet. Ein Sampler („Come And Get It“) und 15 Alben sind nun neu aufgelegt worden.

Jazz und Blasmusik

Bis 1973, die Band selbst war längst zerfallen, erschienen auf Apple die Alben von Musikern, die ohne den Odem der Beatles vermutlich nie so groß herausgekommen wären. Mary Hopkin („Those Were The Days“) und die Gruppe Badfinger hatten auf Dauer den größten Erfolg, was sich wohl auch durch den kommerziellen Geschmack ihres Förderers Paul McCartney er-klärt. George Harrison nahm sich des Liverpooler Singer/Songwriters Jackie Lomax an und protegierte den hinduistischen Radha Krishna Temple, der es mit „Hare Krishna Mantra“ sogar auf Platz 12 der Single-Charts schaffte.

Ravi Shankar und George Harrison Foto: Warner
Ravi Shankar und George Harrison Foto: Warner © Warner | Warner

James Taylor durfte mit McCartney als Gastmusiker bei Apple sein erstes Album einspielen, Keyboarder Billy Preston, der schon öfters mit den Beatles im Studio gearbeitet hatte, punktete mit dem Hit „That’s The Way God Planned it“ und dem gleichnamigen Album. Aber auch für das Modern Jazz Quartet und den klassischen Komponisten John Taverner fand sich ein Platz bei Apple. Auf dem Sampler mit seinen 21 Tracks kann man weitere Kuriositäten entdecken. Die Black Dyke Mills Band beispielsweise mit McCartneys Blasmusik-Instrumental „Thingumybob“, die Hot Chocolate Band (später ohne „Band“) mit einer starken Reggae-Version von „Give Peace A Chance“ oder die „Sundown Playboys“ aus Louisiana mit ihrer treibenden Cajun Music.



Von indischer Musik verzaubert

Kaum waren die Lichter bei Apple erloschen, da gründete Harrison bereits sein eigenes Dark Horse Label. Vorwiegend erschienen hier die eigenen Solo-Alben, aber der von der indischen Musik verzauberte Ex-Beatle hatte hier auch Platz für seinen Lehrmeister Ravi Shankar. Wir erinnern uns: Als einst die Live-Aufnahme von Harrisons „Concert For Bangla Desh“ erschien, ließ man gern die erste Plattenseite aus, weil da ein paar Inder mit ihrem exotischen Gezupfe den Weg versperrten zu Bob Dylan, Leon Russel oder Harrison selbst. Heute, im gesetzteren Alter, ist man aufnahmebereiter auch für Fremdes, weshalb die prächtig aufgeputzte Box „Collaborations“ gerade rechtzeitig kommt, um Buße zu tun.

Drei CDs und eine DVD samt Hochglanzbuch beherbergt der Klotz, wobei Harrison hauptsächlich nur als Produzent fungiert. Auf dem frühen Album „Shankar Family & Friends“ (1974) ist er mit anderen westlichen Musikern jedoch auch zu hören. Es sind diese für unsere Ohren noch sehr eingängigen Melodien, die uns den Weg weisen sollen zu den religiösen Gesängen auf „Chants Of India“ (1997), zu denen Shankar auch einige deutlich erkennbare Stücke beigesteuert hat.

Paul McCartney nutzt derweil die Vorweihnachtszeit, um seine Archive Collection mit „Band on the Run“ (1973) zu eröffnen, vielleicht das stärkste Album seiner Solo-Karriere. Nun findet es sich in hübscher Aufmachung Seite an Seite mit einer 38-Minuten-CD voller Bonustracks sowie einer DVD. Die beinhaltet frühe Videoclips sowie die Dokumentation „One Hand Clapping“, die McCartney mit den Wings 1974 bei Studioaufnahmen zeigt. Weitere Titel sollen in neuer Umfänglichkeit schon in Kürze folgen.

  • Alle Apple-Alben (EMI) je ca. 17 €; Collaborations (Rhino/Warner) ca. 70 €; Band on the Run (Universal) ca. 20 €