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Sascha Lobo mit dem roten Hahnenkamm war dabei, als die neue Ökonomie erst herein- und dann einbrach. „Strohfeuer“ heißt sein Roman. Dabei geht es um die drei Gs: Geschwindigkeit, Geld, Geschlechtsverkehr.

Lang, lang ist’s her. Viel Geld war im Spiel und hinterher verloren. Erst gingen sie ins Netz und agierten dort mit doppelten Böden, dann gingen sie worldwide am (Penny-)Stock, dann ging gar nichts mehr. Die hohle Dotcom-Blase war geplatzt. Aus dem großen Labern war das große Lamentieren geworden. New Economy hieß das faule Fata-Morgana-Zauberwort, das alle angesteckt und durch die Online-Portale gelockt hatte. Einloggen, investieren und in vollen Zügen den Hochmut vor dem Fall genießen.






Sascha Lobo war dabei, als mit dem neuen Millenium die neue Ökonomie erst herein- und dann einbrach. Er gründete eine Firma und musste zusehen, wie sie in die Insolvenz trieb. Das ist die Geschichte, die er jetzt aufgeschrieben hat. Unendlich eitel und hölzern dröhnend legt er sie seinem Alter Ego, dem Mittzwanziger Stefan, in den Mund. Der will schon als Kind ein durchtriebener Checker gewesen sein. Der plappert penetrant sein Dampfgeplauder und nervt vor allem.

Und immer wieder: ich, ich, ich!

Ideologiefrei und geldorientiert breitet er wie im richtigen Leben des Sascha Lobo lauter kleine neckische Ideen hin, die dann Vodafone-mäßig verraten werden. Den Markt schildert er wie einen großen Kindergarten in sich jagenden Klischees, überdrehten Ideen und infantilen Dialogen. Und immer wieder: ich, ich, ich!

„Ich war begeistert – gerade auch von mir selbst“, „Wenn man es so gut beherrscht wie ich“, „ich hatte nichts gegen blonde Mädchen mit großen Brüsten einzuwenden“, „Wie so oft kam mir die rettende Idee“, „Hab mich dann ins Gespräch eingemischt und einen genialen Spruch nach dem anderen abgefeuert“, „In der Pose des nachdenklichen Mannes an der Bar gefiel ich mir außerordentlich gut“, „Mit meiner Wirkung im Raum beschäftigte ich mich oft, eigentlich immer“, „Um die Hälfte der Leute tat es mir kaum leid, die gesamte Brut konnte meinetwegen tot umfallen“, „fühlte mich wohl, aus Stolz und gönnerhafter Überlegenheit“. Und immer so weiter und immer so fort. „In den nächsten anderthalb Tagen müssen wir hier scheißguten Scheiß hinkriegen“: Das immerhin ist gelungen mit diesem Rückspiegel-Roman, der die krude, krumme Geschichte um die Jahrtausendwende distanzlos von innen heraus erzählt.

In Zeiten, als Worte die Ware ersetzten

Sich in weißem Hemd und schwarzem Anzug alles zurechtquasselnd unterm roten Hahnenkamm, so kennt man ihn als sein eigenes Logo. Dieses Buch hetzt zurück in die Jahre, als die Worte die Waren ersetzen sollten. Es hetzt arrogant und in Chauvi-Haltung von Party zu Geschäftsidee, von vorgetäuschtem Erfolg zu neuen Zielen, von Stilblüte zu Peinlichkeit. „Ja. Sandra und ich vögeln. Manchmal halt, wenn’s reinpasst“ oder „das Schwein hat gequiekt wie eine Sau“.

Mit Lichthupe auf die Überholspur

Dieses Buch denunziert sich selbst, indem es seine Reihe von windigen Plapper-Pappkameraden hinstellt, die ihre Poser-Posen durchspielen. Das nimmt nicht mal auf die eigenen Verluste Rücksicht, auf die Geschäftspartner schon gar nicht und erst recht nicht auf den Leser. Start-up und los mit Lichthupe auf der Überholspur. Der Alkoholpegel nachjustiert, der Schlaf ersetzt durch scharfes Essen und Koffein und bloß keine Freundlichkeit den Hilfskräften gegenüber. Es geht um die drei Gs: Geschwindigkeit, Geld, Geschlechtsverkehr. Hauptsache die Strohfeuer lodern und die Stimmung ist wie auf Klassenfahrt. Das Kapital ist sowieso immer das Kapital der anderen. „Prestige wäre also kriegsentscheidend“, Bill Gates hat ja auch keinen gefragt, Hauptsache in der Stadt reden sie über einen. Wer’s glaubt ist selber schuld. Kommunikation ist alles. Der Rest soll schweigen.

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