Deutschland. .
Daheim soll es ja am schönsten sein. Bei einem Bier. Andreas Maier erzählt das Leben des Onkel J. Ein bisschen Heimatkunde ist das. Nicht wirklich spannend, aber doch irgendwie schön. Deutschland eben.
Es gibt solche Bücher und solche. Die einen sind klug, und schön; sie geben einem das Gefühl, dass man ein Geschenk bekommen hat. Die anderen rasen dahin und wenn man sie ausgelesen hat, ist der Appetit größer als zuvor und sorgt für die nächste Leseattacke.
Andreas Maier schreibt weder solche noch solche Bücher, sondern ganz wunderliche, und eins der merkwürdigsten ist „Onkel J.”, eine Sammlung von Kolumnen für die Literaturzeitschrift „Volltext”.
Ein komischer Vogel
Dieser Onkel Jott ist ein komischer Vogel. Ein bisschen zurückgeblieben, kräftiger Biertrinker, streng riechend. Einer, der an Baustellen rumsteht und schaut. Er habe ihn immer gehasst, sagt der Autor-Neffe, aber allmählich bemerke er eine innere Nähe zu ihm.
Davon erzählt er: Wie er selbst immer kauziger wird mit seinen 43 Jahren, Stipendien in Wirtshäuser trägt, über Theaterplätze und Friedhöfe schlurft und still räsoniert, meist darüber, wie alles vergeht, auch die Nazis, und Elvis, und wie die Wetterau, die er seine Heimat nennt, ihre Seele verliert. Maier sagt gern „Heimat”, und meint es nicht ironisch, sondern irgendwie nachdenklich. Das steckt an.
Die Geschichten sind nicht besonders witzig und überhaupt nicht spannend, und ob sie schön sind, lässt sich nicht so leicht sagen. Aber es weht ein Hauch aus ihnen, ein Hauch fast wie Adorno; aber so, dass man sofort versteht. Und das ist dann doch sehr schön.
- Andreas Maier: Onkel J. Heimatkunde. Suhrkamp, 131 Seiten, 17,80 Euro