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Zum Tag der Architektur: Sachbuch und Infokarten über „Fremde Impulse“, die beim Bau von Denkmalen wirkten. Das lädt ein zu einer Reise auf den Spuren regionaler Vergangenheit .
Das Ruhrgebiet ist reich. An Denkmalen. Diese Erkenntnis mag für Eingeweihte nicht neu, aber für alle anderen Anlass sein, vor der Haustür einmal genau hinzugucken. Dabei helfen neue Angebote der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR). Mit dem titelgebenden Thema „Fremde Impulse – Baudenkmale im Ruhrgebiet“ fügen die Initiatoren und Macher (allen voran Dr. Barbara Seifen) den Veröffentlichungen für das Kulturhauptstadt-Jahr Ruhr.2010 ein weiteres Highlight hinzu. Licht in die Vergangenheit und erlebbare Gegenwart bringen ein opulenter Katalog von rund 280 Seiten, viele Abbildungen und – das ist der Clou – eine Metallbox mit 80 Karten.
Jede Karte ein Denkmal
Jede Karte ein Denkmal: Kirche, Schule, Theater, Siedlung, Tempel, Moschee, Industrie, Hafen undsoweiter in Bochum, Essen, Duisburg, Mülheim, Cappenberg, Castrop-Rauxel, Lünen undsoweiter lassen sich knickfrei in die Hand nehmen. Da wird der Familienausflug zum Kartenspiel. Durchs Revier, auf den Spuren der Vergangenheit einer Geschichte, die von Migration und Integration – fremden Impulsen eben! – geprägt ist, darf auch mal ein Eis über die Information kleckern. Lässt sich leicht wegwischen. Bei der nächsten Station kommt eh die nächste Karte an die Reihe.
Die ausgewählten Denkmale – ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben – zeigen Spuren und Zeugnisse von Zuwanderung. Unterteilt sind sie in Rubriken wie Kunst und Architektur, Glaube und Leute, Herrschaft, Technologie und Kapital. Untertitel wie „Spanischer Kanalbau am Niederrhein“ in Rheinberg, „Seismograf der Weltpolitik“ für die Landesstelle für Aussiedler und Flüchtlinge in Unna-Massen, „Klein-Warschau an der Ruhr“ für den Straßenzug Am Kortländer in Bochum oder „Irischer Pionier und Visionär baut Zechen“ machen nicht nur neugierig, sondern weisen konkret auf die Intention des Titels hin: Fremde Impulse.
Auf Mulvanys Spuren
Jener Ire mit Namen Mulvany baute mit seinem Geld und seinen Ideen mehrere Zechen im Ruhrgebiet mit auf und gründete sogar eine eigene Zeche, nämlich Erin in Castrop-Rauxel. Ihr Foto mitsamt dem neuen Technologiezentrum, das das Gelände heute umrahmt, ziert den Metallbox-Deckel.
Den Routenplaner gibt es handlich dazu – allerdings in traditioneller Papierform. Die Tourentipps lassen sich zuvor zu Hause zusammenstellen. Sie bieten einen lückenlosen Service: von Adressen über Öffnungszeiten und Führungen bis zur Rollstuhlfreundlichkeit. Wer inhaltlich mehr wissen will, bedient sich des Katalogs. Er ist ein spannendes Geschichtsbuch – fernab vom verstaubten Klischee, dass Denkmalpflege eine langweilige und trockene Angelegenheit sei. Zudem darf ja so eine Exkursion bis zurück ins erste Jahrtausend durchaus in einer Kneipe der Gegenwart feucht-fröhlich enden . . .
- Fremde Impulse, Coppenrath, das Buch: 280 Seiten, 19,95 Euro; die Metallbox, mattsilber, 80 Karten, 12,95 Euro