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Krimitaugliche Krisenwirtschaft: Zwei Professoren analysieren Finanzkrisen. Und bieten Lösungen für die aktuelle.

Manche Sachbücher sind so spannend, dass sie es locker mit Romanen aufnehmen können. Sie erzählen dann Ge­schichten wie diese: Um das Jahr 1825 war Geld in Großbritannien leicht verfügbar. Also zockten Anleger munter, unter anderem mit Staatsanleihen von Peru; das lateinamerikanische Land war gerade unabhängig geworden. Zu­dem war Betrug weit verbreitet: Leichtgläubige Anleger be­kamen An­leihen der fiktiven „Republik Poyais“ aufgeschwatzt. So wie jede Seifenblase irgendwann platzt, platzte die Spekulationsblase. Zahlreiche britische Banken und Firmen wurden zahlungsunfähig. Die Finanzkrise griff auf ganz Europa über, verschreckte An­leger zogen Geld aus La­teinamerika zurück. Bis 1828 war dieser Kontinent – bis auf Brasilien – zahlungsunfähig.

Auch im 19. Jahrhundert platzten Spekulationsblasen

Im 19. Jahrhundert entstanden und platzten Blasen auch bei Spekulationen um Sklaven, Eisenbahngesellschaften oder Land. Diese Krisen infolge von zu viel Spekulationen sind gut dokumentiert, ihre Ursachen erforscht. Und trotzdem: Seit wenigen Jahren erschüttert eine neue Finanz- und Wirtschaftskrise die Welt.

Deren Ursachen gleichen teils denen früherer Krisen und sind ebenso unglaublich. Diesmal wurde nicht mit Sklaven oder Eisenbahnen ge­zockt, sondern mit „Wert“- Papierbündeln, die auf Schulden basierten. Und die immer wieder aufgeteilt, neu zusammengezurrt und weltweit verkauft wurden – dank moderner Märchen von sensationellen Gewinnen.

Von Geldgier, Krisen, deren Ursachen und Folgen

In ihrem Sachbuch erzählen der US-Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini und der US-Geschichtsprofessor Stephen Mihm Geschichten von Geldgier, Kri­sen, deren Ursachen und Folgen – stets mit Bezug zu den aktuellen weltumspannenden Erschütterungen. Das ist fesselnd und auch für Wirtschaftslaien verständlich.

Roubini – Spitzname: „Dr. Doom“, also „Dr. Untergang“ – rühmt sich übrigens damit, schon früh vor der aktuellen Krise gewarnt zu haben. Er warnt vor neuen Spekulationsblasen und Beben der Weltwirtschaft. Viele Industriestaaten haben hohe Schulden angehäuft, um ihre milliardenschweren Konjunkturprogramme zu stemmen, die Folgen der Krise lindern sollen.

Die zwei Experten analysieren das Geschehene aus mehreren Perspektiven und bieten Lösungsansätze: In der Pflicht ist der Staat. Er soll dem Wirtschaftsgeschehen einen Rahmen setzen und auch mal rettend eingreifen. Der Staat muss aber seine Schulden mittelfristig abbauen – und Mut haben, „kontrollierte kreative Zerstörung“ bei Banken oder Firmen zuzulassen. Denn: „Dauerhafte Lebenserhaltungsmaßnahmen verhindern eine Lö­sung des Problems.“

Nouriel Roubini, Stephen Mihm: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft. Campus, 470 Seiten, 24,90 Euro