Essen. . Der Comedian und “Clever“-Moderator Wigald Boning hat den Reise-Band „In Rio steht ein Hofbräuhaus“ verfasst, eine herzerfrischende Sammlung kultureller Missverständnisse. Im Interview erzählt er von kanadischen Nächten und Fettnäpfchen in Thailand.

Er durchzitterte kanadische Nächte bei -20 Grad im Zelt, bereiste den Norden von Afghanistan, ging über Rio in den Außenlooping und rollte gar, sein absurdestes Abenteuer, im Sambazug nach Wismar. Ein verrückter Hund, dieser Wigald Boning. Sollte man denken. Doch was er da erlebt hat, das ist ganz normaler Wahnsinn, wenn man Fernseh-Entertainment betreibt, zusammengefasst im Reiseband „In Rio steht ein Hofbräuhaus – Reisen auf fast allen Kontinenten“. Darüber sprach er mit Georg Howahl.

Herr Boning, für einen Weltbereiser sind Sie erstaunlich wenig herumgekommen.

Wigald Boning: Bis vor drei Jahren, bis zur Fulda-Challenge in Kanada habe ich Deutschland eher sporadisch verlassen. Aber in Kanada habe ich aus dem Zelt heraus Reiseberichte an Freunde geschrieben. Das machte mir Spaß. Und meine Freunde lasen das gern. Eine dieser Leserinnen war meine Lektorin. Und nun haben wir dieses Buch gemacht.

Was war die brenzligste Situation, in die Sie auf Reisen geraten sind?

Wigald Boning: Das war mein Kunstflug-Abenteuer in Rio. Ich musste den Feuerschutzanzug anziehen, der Pilot verzichtete aber darauf. Er sagte nur: Wenn’s brennt, ist eh alles zu spät. Und spätestens mit ihm im Flieger habe ich kapiert, was er meinte. Kunstflug sieht nämlich nicht nur spektakulär aus, sondern ist auch spektakulär gefährlich.

Ihr Buch ist gespickt mit kulturellen Missverständnissen, die Sie nicht einmal selbst provoziert haben...

Wigald Boning: Das sind hochinteressante Sachen, gerade in Thailand, wo es mir gar nicht mehr gelang, auch nur eine Stunde lang den Fettnapf auszulassen.

Gewöhnt man sich nicht irgendwann daran?

Wigald Boning: Ich habe mich daran nicht gewöhnen können. Ich bin ja so erzogen worden, dass man sich immer gut benehmen soll. Die Woche in Thailand hat mich wirklich gestresst, ich habe Leute etwa mit dem Auslassen des Grußes ungewollt beschämt, und war froh, als ich wieder nach Hause durfte.

Aber das war nicht so merkwürdig wie die Sätze, mit denen Sie in Afghanistan begrüßt wurden, oder?

Wigald Boning: Im ersten Moment, als mich der Dorfälteste als Arier und damit als entfernten Verwandten begrüßte, zuckte ich natürlich zusammen. Aber da war dann Herr Hesari, der Sprachmittler, der schmunzelte. Was soll man in so einer Situation machen? Man kann ja schlecht über den Dolmetscher anfangen zu diskutieren. Ich habe erwidert, dass ich mich als Arier über die Begrüßung sehr freue.

Für manches kulturelle Missverständnis mussten Sie das Land nicht verlassen...

Wigald Boning: Tatsächlich. Die Fahrt im Samba-Express nach Wismar ist für mich ein Kulturschock gewesen. Da war ich schon nach zwei Tagen mit sehr netten, aber auch sehr durstigen Partywütigen sehr froh, dass ich wieder nach Hause durfte.

Wenn Sie sich ein Reiseziel aussuchen dürften, das nicht im Buch vorkommt, wohin ginge es dann?

Wigald Boning: Ich liebe Wangerooge im November. Das ist ungeeignet, um darüber zu schreiben, aber wirklich empfehlenswert. Wenn man in Deutschland ein besonderes Ziel sucht, würde ich Helgoland empfehlen. Von der Landschaft her, vom Menschenschlag und von den Eigenarten her. Zum Beispiel, dass die Leute ihre Türen dort nicht abschließen. Das ist nicht notwendig. Wenn da jemand klaut, kommt er ja nicht weg. Das ist ein besonderer Lebensstil.

Ein paar Reisen haben Sie ja extra für dieses Buch unternommen. Warum?

Wigald Boning: Ich habe mir gedacht, wenn ich schon mal einen Anlass habe, dann verwirkliche ich doch gleich mal ein paar uralte Reisevorhaben. Etwa meine Rundfahrt mit verbundenen Augen durch Paris. Das könnte ich sonst auch gar nicht vor meiner Frau rechtfertigen (lacht). So konnte ich sagen: Schatz, ich lasse mich jetzt von einer fremden Frau für einen Tag mit verbundenen Augen durch Paris führen – ist ja für’s Buch . . .

Wie oft packt Sie sonst die Abenteuerlust?

Wigald Boning: Regelmäßig. Abenteuerlust kann sich ja auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen entpuppen. Ich bin ja eigentlich seit meiner frühen Jugend reiner Jazzmusiker, aber ich habe mir jetzt gerade ein Cembalo zugelegt und bin dabei, mit einem Freund zusammen, mich zum ersten Mal seit meinem 13. Lebensjahr mit Barockmusik zu beschäftigen. Das ist ein totales Abenteuer. Und dafür muss ich nicht einmal das Haus verlassen.

Wigald Boning, „In Rio steht ein Hofbräuhaus – Reisen auf fast allen Kontinenten“, Rowohlt, 252 Seiten, 8,95 Euro