Witten. Uni Witten/Herdecke hat einen Feldversuch gestartet. Man bestellt einen Acker, damit die Cafeteria frische Lebensmittel aus der Region erhält.

Karl-Friedrich Sommer sticht die Zinken seiner Grelinette in den Boden und lockert mit dem Gartenwerkzeug den Untergrund auf. Sein Kollege Nathan Walter verstreut derweil Kompost und fährt im Anschluss mit einer Schubkarre eine Kiste voller Pflanzen zum Feld. Die beiden Gärtner wollen das Gemüsebeet heute noch mit Zwiebeln bestellen.

Auf dem Feld im Wittener Pferdebachtal wachsen noch weitere Köstlichkeiten. Die Gärtner ziehen hier beispielsweise Rote Beete, Sellerie, Mangold oder Feldsalat. „Und unseren Brokkoli können wir schon in wenigen Wochen ernten“, erklärt Nathan Walter. „Der landet dann dort drüben auf dem Teller.“

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Mittwochs gibt es das „Feldgericht“

Er deutet mit seiner Hand auf einen Hügel, hinter dem sich das Hauptgebäude der Uni Witten/Herdecke versteckt. An der privaten Hochschule startete in diesem Frühjahr das Projekt Feldversuch. Die Idee dahinter: Studierende und Beschäftigte bauen auf einem Acker frisches Gemüse für die eigene Cafeteria an. Für dieses innovative Projekt haben sich die Uni Witten/Herdecke, das Hochschulwerk sowie die Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung zusammengeschlossen.

 Frischer ist besser – das sagt man sich an der Uni Witten/Herdecke.
Frischer ist besser – das sagt man sich an der Uni Witten/Herdecke. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Marion Körner steht in Gummistiefeln auf dem Acker. Sie gehört zum Vorstand der Entwicklungsgesellschaft und hat den Feldversuch mitangestoßen. „Eine Ernährungswende ist in Zeiten des Klimawandels dringend notwendig und wir wollen vor Ort einen Beitrag leisten“, sagt Körner. Fußläufig zur Uni finden die Studierenden und Beschäftigten nun das passende Experimentierfeld.

Sofie Rothenstein freut sich, dass die ersten Ergebnisse des Projekts bereits sichtbar sind. „Jeden Mittwoch steht bei uns das Feldgericht auf dem Speiseplan“, sagt die Masterstudentin. An diesen Tagen verwendet Küchenchef Daniel Lammert dann die im Pferdebachtal angebauten Zutaten. Mal gibt es eine Nudelpfanne mit Pak-Choi-Kohl, in der nächsten Woche landen beispielsweise Kohlrabi und Möhrengemüse auf den Tellern. Auch Zucchini oder Aubergine kann Lammert demnächst anbieten. Diese Gemüsesorten wachsen auf unweit gelegenen weiteren Äckern der Entwicklungsgesellschaft.

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Beim Feldversuch geht es aber nicht nur um nachhaltigen Anbau und gesunde Ernährung. „Wir wollen das alles auch mit Bildung und Forschung verknüpfen“, sagt Dr. Annaliesa Hilger, die bei der Vernetzungsstelle Nachhaltigkeit an der Uni arbeitet. So gibt es ab dem kommenden Wintersemester ein Studiengang übergreifendes Modul zum Thema „Fermentieren“. Die Teilnehmenden lernen die Methode, bei der Lebensmittel länger haltbar gemacht werden und probiotische Nährstoffe entstehen. „Bei dem Kurs lernt die angehende Zahnmedizinerin gemeinsam mit dem Management-Student“, erklärt Stella Bünger von der Vernetzungsstelle.

In der Küche wird das frische Gemüse von Koch Daniel Lammert (r.) verarbeitet.
In der Küche wird das frische Gemüse von Koch Daniel Lammert (r.) verarbeitet. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Die Projektbeteiligten verabschieden sich von den beiden Gärtnern: Karl-Friedrich Sommer und Nathan Walter widmen sich nun den Zwiebeln. Marion Körner möchte noch einen weiteren Ort im Pferdebachtal zeigen. Wenige Meter von den Gemüsebeeten entfernt, gibt es eine Kräuterspirale. Wer durch die Anlage läuft, vernimmt den Duft von Zitronenmelisse, Lavendel oder Liebstöckel.

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Statt Theorie, selbst zum Spaten greifen

Auch an der Kräuterspirale finden Veranstaltungen der Uni unter dem Motto „Ackerzeit“ statt. Dort bringt Elfi Paasch von der Entwicklungsgesellschaft den Teilnehmenden die verschiedenen Aroma- und Heilkräuter näher. Sie spricht mit ihnen auch über Themen wie Insekten, Biodiversität und Kompost. Dabei zeigt Paasch aber keine abstrakte Präsentation am Laptop. Hier geht’s ganz praktisch zu. Die Studierenden und Beschäftigten können die Kräuter anfassen und selbst zum Spaten greifen. Für Dr. Annaliesa Hilger hat das noch einen positiven Nebeneffekt. „Das Lernen an der frischen Luft ist eine willkommene Abwechslung zu den Stunden, die man in den Seminarräumen verbringt.“

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