Der 59-Jährige ist Bassist bei Guns N’ Roses und stieg zum Weltstar auf Er kennt Aufstiege und Abstürze. Jetzt erscheint sein drittes Soloalbum.
Duff McKagan ist der Bassist einer der größten und erfolgreichsten Bands der Rockgeschichte. Es wurden Rekorde gebrochen und einige Tabus dazu. Gemeinsam mit Guns N’ Roses stieg er zum Weltstar auf, bis es zum Absturz kam, der ihn beinahe das Leben kostete. Heute ist der 59-jährige zweifacher Vater, spielte lange zum reinen Spaß in verschiedenen Bands und ist seit ein paar Jahren wieder bei den wiedervereinten Gunners dabei. Am 20. Oktober erscheint sein drittes Soloalbum „Lighthouse“. Wir haben mit McKagan gesprochen.
Duff, Sie haben ein neues Soloalbum, aufgenommen, Ihr drittes. Wie zufrieden sind Sie damit?
Duff McKagan: Ich bin sehr happy damit. Ich habe während Covid so viele Songs aufgenommen und diese zehn Lieder sind der erste Schwung, von denen ich dachte, dass sie textlich eine Geschichte erzählen könnten.
„Lighthouse“ zeigt jede Seite Ihres Songwriter-Talents. Tauchen Sie gerne ein in ruhige Momente - sowohl im Leben als auch in der Musik?
Oh ja. Das Songwriting ist für mich etwas, in dem ich hoffentlich besser geworden bin und die Texte sind ein wirklich wichtiger Teil meiner Arbeit als Musiker geworden. Ich mag die sanfte, zurückhaltende akustische Atmosphäre. Seit ich in den 90ern mit Mark Lanegan zusammengespielt habe, wollte ich immer etwas dieser Art machen. Und langsam aber sicher habe ich das erreicht. Natürlich rocke ich auch gerne, und das hört man dieser Platte auch an.
Aber ruhig ist auch Ihr Ding?
Ich mag die wirklich ruhigen Momente, ja, und ich habe jetzt mein eigenes Studio, in dem nur ich und mein Produzent Martin Feveyear abhängen. Wir können sehr ruhig werden. Es sind nicht viele Leute um uns herum, was wirklich schöne Momente hervorbringt.
Worum geht es bei dem Song „Forgiveness“ (dt. Vergebung)? Wem vergeben Sie?
„Forgiveness“ ist ein Lied über Amerika. Ich bin schon sehr lange hier, seit den 1960er Jahren, und ich habe viele Dinge erlebt. Diese Kluft, die wir alle von 2016 bis jetzt erleben, ist etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte. Also war dieser Song mein Versuch, darauf hinzuweisen, nach dem Motto: „Hey, lasst uns vergeben, vergessen und weitermachen, weil wir alle im selben Boot sitzen.“ Es ist ein politischer Song – sozialpolitisch denke ich.
Was können Sie solo machen, was mit Guns N‘ Roses nicht möglich ist?
Es ist nicht wie bei Guns N’ Roses, es ist anders als das, was ich sonst spiele. Ich liebe es, bei Guns N’ Roses zu spielen, ich liebe lauten Rock, aber es gibt auch einen anderen Teil in mir, der es mag, akustische Musik mit Streichern und allem, was dem Song dient, zu spielen.
„I Just Don’t Know“ ist ein schöner akustischer Song. Mein Lieblingssong auf der Platte. Sind Sie jemand, der seine Gefühle zeigt?
Wissen Sie, bei „Lighthouse“, dem ersten Song des Albums, geht es um jemanden, der mir den Rücken gestärkt hat, und es ist ein Lied über Hoffnung und Liebe. Und „I Just Don’t Know“ (der letzte Song des Albums, d. Red.) – das Ende des Albums – stellt die Frage, was als Nächstes kommt, aber nicht etwa auf eine morbide Art, sondern eher als offene Frage. Ich habe mich hingesetzt und diesen Song geschrieben, der Refrain und der Text dazu sind mir eingefallen, als ich während Covid nachts mit meinem Hund spazieren war. Die Sterne strahlten über mir, ich ging an einem See vorbei und spürte das ewige Glühen des Äthers. Ich habe zu den Sternen hochgeschaut und das war’s. Und, ja, ich zeige Gefühle, sehr offen sogar.
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Sie waren früher schwer drogenabhängig. Heute leben Sie ruhig und treiben viel Sport, wie fühlen Sie sich jetzt? Sind Sie ein Familienmensch, leben Sie jetzt bewusster?
Ich bin Vater von zwei wunderbaren Mädchen. Sie sind der Wahnsinn. Ich habe eine tolle Frau, und die Mädels sind großartig. Sie sind ausgezogen und gehen ihren eigenen Weg. Eine meiner Töchter singt in einer Band, und die ist der Killer; die andere hat gerade die Modeschule in New York abgeschlossen. Meine Frau und ich haben unser Bestes gegeben, die beiden großzuziehen.
Wie ist es jetzt für Sie, Ihre erwachsenen Töchter zu sehen?
Jetzt, wo sie erwachsen sind, ist es so cool zu sehen, was sie alles machen. Ich bin ein großer Familienmensch. Meine Familie steht an erster Stelle. Songs wie „Lighthouse“ und „Falling“ sind im Grunde genommen Liebeslieder an meine Frau, und es ist toll, so lange in einer Beziehung zu sein – seit Mitte der 1990er-Jahre.
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Ihr erster Kontakt mit Slash war damals ein Kulturschock, sagten Sie einmal. Wie ist Ihre Beziehung heute?
Ein Kulturschock? Ja, das habe ich gesagt – damals, das war 1984. Wir kamen aus zwei verschiedenen Szenen, aber zu der Zeit kamen viele Dinge zusammen. Doch Slash war nicht lange ein Kulturschock. Ich dachte, er wäre dieser Punker-Typ, aber er hatte lange Haare und war sehr entspannt und locker drauf. Heute ist meine Beziehung zu Slash einfach nur großartig. Wir haben so viel zusammen durchgemacht, dass wir nicht mehr über Dinge reden müssen – eben weil wir sie zusammen erlebt haben.
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Und musikalisch?
Wir hatten immer eine musikalische Verbindung zueinander, das ist das Wichtigste. Er ist mein Bruder, und er ist verdammt großartig.
Kommen Sie für Shows nach Deutschland?
Ja, ich hoffe, dass ich nach Deutschland kommen und ein paar Shows spielen kann. Meine Frau und ich haben gerade unsere Radioshow gestartet, sie läuft in Deutschland seit ein paar Wochen auf Rock Antenne. Hoffentlich trägt das auch dazu bei, dass ich ein paar Gigs spielen kann. Ich habe in Deutschland im Rahmen der Tour zu meinem zweiten Album „Tenderness“ gespielt, und ich habe schon seit den frühen Tagen von Guns N‘ Roses eine enge Verbindung zu den deutschen Fans und schätze sie sehr.
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