Monsteras gehörten früher zu Omas Wohnzimmereinrichtung. Neuerdings gilt die Pflanze aber wieder als schick. Wenn sie nur nicht so sperrig wäre …

Wir waren kürzlich bei einer Kunstaktion. Das Ganze spielte sich in einer Art Miniatur-Urwald ab. Besucher und Stadtbewohner konnten dafür Zimmerpflanzen spenden, die sie entweder ganz loswerden wollten oder zumindest für die Zeit der Ausstellung bei sich zu Hause für verzichtbar hielten. Oder vielleicht wollten sie Kaktus, Ficus, Schefflera und Co. mal einen kleinen Tapetenwechsel gönnen, damit sie sich nicht übermäßig langweilen, denn auf Dauer immer nur in ein und demselben Raum vor sich hinzuvegetieren kann ja irgendwann auch entsetzlich öde sein.

Und nun, da eine Studie kürzlich ergeben hat, dass Pflanzen Geräusche von sich geben, wenn sie Stress haben, befürchtet so mancher ja womöglich, dass das heimische Grün auch in anderen Fällen empfindlich reagieren könnte – auf Standorte ohne attraktive Aussicht, schlechtes Fernsehprogramm oder aufdringliche Hauskatzen. Da könnte so ein kleiner Ausflug wie eine Frischzellenkur wirken – und die Pflanze gut erholt und mit neuen Eindrücken in die vertraute Umgebung zurückkehren.

Interessanterweise wollten die meisten aber ihr Zimmergrün überhaupt nicht zurückhaben. Schnell kam in mir auch der Verdacht auf, warum: Es hatten nämlich auffällig viele Monsteras – zu Deutsch: Fensterblatt – ihren Weg erst zur Kunst und später dann in die Neuvermittlung gefunden.

Ein hippes Stück Urwald, das der Raumluft guttut

Monsteras? Kennt man – von früher. Wenn man bei Oma und Opa zu Besuch war, stand da in einer halbdunklen, leicht vernachlässigten Ecke des Wohnzimmers meist ein solches Exemplar herum. Irgendwann verschwanden die Monsteras, um mit aller Macht und auffälligen Präsenz in der Gegenwart wieder aufzutauchen – als neue Trendpflanze in den schicken, stylischen Einrichtungen der überwiegend jüngeren Generation. Ein hippes Stück Urwald zwischen Schrankwand und Sofa, das überdies auch noch prima für die Raumluft ist.

Leider nimmt die Monstera die Sache mit dem Urwald ernst. Deswegen wendet sich das Blatt bei ihr auch oft: Die Sympathie für das grüne Accessoire weicht nämlich rasch der Frage, wie man dessen immer fordernderen Platzansprüchen gerecht wird. Die Monstera wächst nämlich, äh, monströs. Sie schießt mächtig ins Kraut, wird wuchtig, sperrig und auch ein bisschen lästig. Zumal ihre schön geschlitzten Blätter natürlich auch nur die Luft verbessern, wenn sie selbst möglichst staubfrei sind. Deswegen ist sie auch noch putzintensiv. Man verheddert sich leicht in ihren Luftwurzeln oder gleich in dem ganzen ausladenden Konstrukt und irgendwann keimt in einem womöglich der Wunsch, es loszuwerden.

Falls Sie jetzt glauben, auch ich hätte meinen Zimmerpflanzen zu einer Karriere als Kunstobjekt verholfen – nö. Ich hatte schon längst vorher einige besonders unhandliche Exemplare großzügig im Familienkreis verschenkt. In den Wohnungen anderer machen sich meine Monsteras nämlich am allerbesten.