Lüdenscheid/Iserlohn. Detlev Kümmel ist bekannt als cleverer Experte in „Bares für Rares“. Auch beim Hobby ist er nicht zimperlich.

Der Mann ist erfolgreicher Kampfsportler, aber mit einem treuherzigen Blick scherzt er: „Man kann ja auch freundlich zuhauen.“ Detlev Kümmel misst stattliche 1,94 Meter, und es ist klar, dass dies bei seinen Kämpfen mitunter ein Vorteil sein kann. Hapkido und Taekwondo sind die bevorzugten Sportarten des 55-Jährigen, der regelmäßig in Lüdenscheid trainiert, wo er übrigens bis 1998 auch sein eigenes Kampf- und Fitnessstudio betrieben hat. Die breite (und wohl auch eher Kampfsport-ferne) Öffentlichkeit kennt den gebürtigen Sauerländer allerdings nicht durch seine „martialische“ Karriere, sondern vielmehr als Kunst- und Antiquitäten-Experten und Bewerter in der ZDF-Erfolgsreihe „Bares für Bares“.

Bereits seit 2016 gehört Detlev Kümmel dort an der Seite von Horst Lichter zum Stammpersonal. 60 bis 70 Drehtage pro Jahr umfasst dabei seine routinierte TV-Tätigkeit, die ihm inzwischen einen Promi-Status eingebracht hat. In seinem Fernsehjob teilt sich Kümmel mit sechs anderen Experten die Gutachter-Aufgaben vor der Kamera.

Nach der Devise: Einfach machen!

Es ist inzwischen die vierte Berufsstation für den stets ruhig und ausgeglichen wirkenden Mann, denn neben der Kampfsportkarriere und zwei eigenen Kunst- und Antiquitätengalerien in Lüdenscheid und Iserlohn hat Detlev Kümmel auch noch eine Ausbildung als Werkzeugmacher in seiner Heimatstadt Lüdenscheid absolviert. Dass er sich in jungen Jahren gegen das Gymnasium und für die Realschule entschied („Meine Noten hätten auch für den höheren Schulweg gereicht“), hat er nie in Frage gestellt. Er gibt aber zu, dass zumindest bessere Französisch-Kenntnisse in seinem Galeristen-Metier durchaus von Vorteil gewesen wären.

Detlev Kümmel und Horst Lichter sind bei Bares für Rares in ihrem Element.
Detlev Kümmel und Horst Lichter sind bei Bares für Rares in ihrem Element. © ZDF / Bares für Rares | ZDF / Bares für Rares

„Einfach machen, lautet meine Devise von jeher, und damit bin ich auch meistens gut gefahren“, sagt Kümmel. Den Sprung in die Antiquitäten-Szene und später dann auch noch in die schillernde Welt der Bilder und Skulpturen verdankt Detlev Kümmel in gewisser Weise der eigenen (Finanz)-Not: „Meine erste Wohnungseinrichtung habe ich mir aus alten Möbeln zusammen gestellt, die keiner mehr haben wollte. Für neue hatte ich damals kein Geld.“ Aus dem Mangel ist aber schnell eine große Leidenschaft für wertige Tische, Schränke und Sekretäre geworden. „Ich habe mir dann viel angelesen und noch mehr bei hilfsbereiten Antiquitäten-Kennern zugehört; das war und ist bis heute meine Grundlage. Übrigens neben meinem ausgeprägten Bauchgefühl.“

Zwei eigene Galerien eröffnet

Das Fernsehen wurde schließlich auf seine Expertise auf Kunst- und Antiquitätenmessen aufmerksam, die Detlev Kümmel als Aussteller mit Begeisterung besucht. Überhaupt, das Pensum, das der Lüdenscheider mit all seinen unterschiedlichen Aktivitäten, Interessen und Talenten bewältigt, ist schon beachtlich: „Zum einen brauche ich wenig Schlaf und kann auch schon mal eine Nacht durcharbeiten. Zum anderen empfinde ich das alles gar nicht als Arbeit, weil ich einfach nur das tue, was mir wirklich Freude macht und mir echte Erfüllung bringt.“

Lange vor seinem ZDF-Engagement, nämlich seit 1997, hat der Kunstkenner seine eigene Galerie in Lüdenscheid. Und im vergangenen Jahr hat er noch eine zweite Dependance in Iserlohn, Schwerpunkt moderne, zeitgenössische Kunst, eröffnet. Beide Ausstellungsorte liefen gut, sagt er, aber meistens sei er ohnehin auf Achse: „Ich besuche am liebsten die Menschen in ihren Wohnungen und Häusern. Dort berate ich sie, mache Schätzungen und Expertisen, kaufe und verkaufe.“

Da Detlev Kümmel keine Angestellten in seinen Galerien beschäftigt, macht er alles allein. Unterstützung bekommt er von seiner Frau, die seine Begeisterung für die schöne Kunst teilt und auch seinen Arbeitseifer nicht nur toleriert, sondern auch mitträgt. Entsprechend gibt es in den beiden Kümmel-Galerien auch keine geordneten Öffnungszeiten. Entweder die Kunden haben das Glück, dass der Chef gerade da ist, oder sie vereinbaren einen Termin.

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Mit Horst Lichter bildet Detlev Schimmel vor der Fernsehkamera ein geradezu ideales Tandem. „Horst ist bei ,Bares für Rares’ so etwas wie ein Brückenbauer zwischen den oft ziemlich aufgeregten Verkäuferinnen und Verkäufern, uns Experten und am Ende natürlich auch den kaufwilligen Händlern“, erklärt Kümmel die Rollenverteilung. „Horst ist schlauer, als viele vielleicht vor dem Fernseher vermuten. Und er ist für alle eine Vertrauensperson.“

Die Mutter als Ratgeberin

Vertrauen ist ohnehin eine wichtige Größe im Leben von Detlev Kümmel. Täglich telefoniert er mit seiner Mutter, die nicht nur sein größter „Bares für Rares“-Fan ist, sondern dann und wann auch mit Kritik am Sohn nicht hinterm Berg hält: „Manchmal bemängelt sie sogar meine Hemdenwahl, aber insgesamt ist sie natürlich sehr stolz auf mich.“ Vertrauen, familiäre Nähe, tragfähige Freundschaften und innere Zufriedenheit – das alles sind wichtige Lebenskoordinaten für Detlev Kümmel.

Das Multitalent setzt bei sich selbst auf Disziplin im eigenen Verhalten und auf ehrlichen Respekt gegenüber anderen. „Ich lasse niemanden schlecht aussehen“, lautet daher ein Motto des Lüdenscheiders. Das habe er wohl nicht zuletzt auch durch die mentale Auseinandersetzung in und mit den asiatischen Kampfsportarten gelernt, meint Kümmel.

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Gerade ist er dabei, ein umfangreiches Konvolut von Werken eines verstorbenen Künstlers komplett aufzukaufen. „Ganz oder gar nicht, sonst macht das keinen Sinn“, heißt seine Devise. Der erhoffte Erfolg ist aber auch in diesem Projekt für ihn keineswegs programmiert: „Ich habe in meinem Leben schon so viel auf die Jacke bekommen, habe echte Tiefschläge erlebt und bin manches Mal gescheitert. Am Ende hat sich aber doch alles zum Guten gekehrt. Ich habe nie etwas bereut und bin heute einfach glücklich und zufrieden.“

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