Das Dschungelcamp ist nichts gegen die Hungerspiele: In „Die Tribute von Panem” lässt Suzanne Collins Jugendliche bis aufs Blut kämpfen. Ein brutales, spannendes und zugleich moralisches Buch

Dieses Buch legt man ungern aus der Hand, so aufrüttelnd ist es geschrieben: In „Die Tribute von Panem” lässt Suzanne Collins in dem nach Krieg und Naturkatastrophen in Trümmern liegenden Nordamerika ein diktatorisches Land entstehen: Panem. Um Macht zu demonstrieren, lost die Regierung je einen Jungen und ein Mädchen aus den zwölf Distrikten aus, um sie zu den Hungerspielen zu schicken. Ähnlich wie Gladiatoren müssen sie sich bis auf den Tod bekämpfen, dabei ist die Arena viel größer als zur Zeiten der Römer. Zudem gibt es Sponsoren. Gewinner ist der letzte Überlebende.

Einst rettete er ihr Leben

Als die 16-jährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester Prim an den Spielen teilnehmen muss, meldet sie sich als Freiwillige. Zusammen mit dem Bäckersjungen aus ihrem Bezirk – Peeta – zieht sie in die Arena. Er hatte ihr einst in Zeiten des Hungers mit Brot das Leben gerettet. Und ihn soll sie nun töten . . .

Diese brutale Geschichte ist nichts für schwache Nerven, obwohl die Autorin auf besonders blutige Szenen zur Belustigung der Leser verzichtet. Vielmehr ist ihr Jugendbuch eine moralische Kritik an solche Vorführungen von Leid und Demütigungen zum Amüsement der Menschen, die alles haben, oder nichts mit sich anzufangen wissen: Die Hungerspiele werden gefilmt und in ganz Panem ausgestrahlt.

Erwachsene werden dieses Buch als Persiflage verstehen, so sehr übertreibt die Autorin die Spielregeln, die für Sendungen wie Big Brother und Dschungelcamp gelten – oder für Computerspiele: „Irgendwo in einem kühlen, makellosen Raum sitzt ein Spielemacher vor einer Kontrollkonsole und spielt an den Knöpfen, die mein Leben binnen einer Sekunde beenden könnten.” So kommt es immer wieder zu überraschenden Wendungen, die neue Fragen aufwerfen: Wem kann ich vertrauen? Rechtfertigt mein Überleben das Töten? Und wie viel Rebellion traue ich mir zu?

Die Geschichte ist in sich geschlossen, doch am Ende möchte man trotzdem weiterlesen: Im Juni erscheint der zweite Teil der Trilogie.

Susanne Collins: Die Tribute von Panem, Oetinger, 415 Seiten, 17,90 Euro