Essen. Kann man sich mit ein paar Sätzen Ärger und Stress ersparen? Karin Kuschik sagt, dass das einfach geht. Sie verrät uns ein paar Lieblingssätze.
Das Leben könnte so einfach sein! Ist es aber nicht? Wenn man auf die richtige Stimme hört, kann es zumindest ein ganzes Stück leichter werden. Die ehemalige Moderatorin Karin Kuschik hat so eine Stimme, sie coacht heute Spitzenmanager und Schauspieler. Deshalb hat sie sich in den vergangenen 20 Jahren sehr eingehend mit der möglichen Leichtigkeit des Seins beschäftigt: „50 Sätze, die das Leben leichter machen“ heißt das Buch, in dem sie ihr Wissen nun komprimiert weitergibt.
Es ist eine Sammlung von guten Sätzen, die nicht nur rhetorische Kraft in Gesprächen freisetzen, sondern auch dazu beitragen können, eine bessere innere Haltung zu entwickeln, sich selbst souveräner zu verhalten, sich ernst zu nehmen, anderen Grenzen aufzuzeigen und sie dennoch damit nicht zu verletzen. „Diese Sätze sind sturmerprobt, sie wurden schon von vielen Menschen in unterschiedlichsten Situationen getestet und haben sich immer bewährt“, sagt Kuschik.
„Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich.“
Eigentlich leichtsinnig, das alles einfach so weiterzugeben, weil Kuschik ihr Wissen ja sonst in einzelnen Coachings vermittelt. Doch im Laufe der Zeit wurde ihr bewusst, welche Wirkung einige dieser Sätze auf beinahe jeden ausüben: „Wenn ich Klienten am Telefon gecoacht habe, war es immer mal wieder sekundenlang still. Dann wusste ich: Am anderen Ende schreibt gerade jemand mit. Und dann ist mir irgendwann aufgefallen: Jeder Einzelne schreibt einen ganz speziellen Satz mit.“ Dieser Satz lautet: „Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich.“ „Da dachte ich mir: Schreibst du mal lieber auch mit! Scheint ja wichtig zu sein. Und so ist ganz nebenbei der erste von 50 Sätzen für das Buch entstanden. Auf der einen Seite kommt er ja locker rüber, auf der anderen wieder trotzig. Und dieser Satz bringt einen massiv in die Selbstführung.“ Weil derjenige, der ihn beherzigt, seine Selbstbestimmung behauptet und Ärger von sich weist. Letzteres ist ein Motiv, das im Buch immer wieder auftaucht, denn Ärger blockiert vieles und führt nicht zu konstruktiven Lösungen.
Wie bei vielen Sätzen in Kuschiks Sammlung geht er über seine rein rhetorische Wirkung hinaus, weil er zu einer neuen inneren Einstellung und Haltung führt. „Es ist nun einmal so, dass jede Angelegenheit doppelt so anstrengend wird, wenn wir uns über sie ärgern, und dreimal so lästig, wenn wir uns darüber ärgern, dass wir uns ärgern“, meint Kuschik. Die Zeit und Energie, die man mit dem Ärgern vergeudet, kann man besser anderswo nutzen.
„Es ist, wie es ist, wie es ist“
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Es gibt einige ganz einfache rhetorische Waffen, die ebenso simpel anzuwenden sind. Wenn man etwa gerade etwas abgelehnt hat, aber das Gegenüber sich einfach nicht damit abfinden will. Eine Situation, die wahrscheinlich jeder kennt, wenn er am elterlichen Essenstisch noch eine zweite oder gar dritte Portion angeboten bekommt und ablehnt, weil man schon satt ist. Eltern neigen dazu, ein solches Nein einfach zu überhören. Doch egal, was jetzt geschieht, hier reicht ein „Wie gesagt“ – und ein konsequentes Stehenlassen der Portion. Mit dem „Wie gesagt“ ist das letzte Wort gesprochen – und das Gegenüber wird kein weiteres Wort mehr erwarten.
Ein anderer Fall: Wenn Dinge nicht zu ändern sind, hilft ein simples „Es ist, wie es ist, wie es ist“, um zu einer, wenn vielleicht auch nicht glücklichen, Akzeptanz einer misslichen Situation zu gelangen.
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Es gibt Sätze, die der Autorin im eigenen Leben ständig nützlich sind: „Ich finde schon toll: ,Das verzeihe ich mir am besten gleich mal selbst.‘ Das sage ich wirklich oft als kleines Selbstgespräch, das mir sofort innere Ruhe beschert. Ein Satz, der mir wirklich Wochen und Monate an Lebenszeit geschenkt hat, lautet: ,,Ich weiß nicht‘ heißt immer Nein.‘ Ich habe ihn mir angewöhnt, weil ich früher oft unentschlossen war. Und dann habe ich mir gesagt: Wenn ich wirklich wüsste, was ich will, rein intuitiv, würde ich doch ein Ja spüren“, so Kuschik. Der Satz beinhaltet natürlich auch eine Provokation, die genauso gut zu einem anderen Ausgang führen kann, zu einem „Ja, natürlich will ich doch.“ Aber die Provokation führt dazu, dass man seine Gedanken ordnet – und sich schnell Klarheit verschafft.
Umgekehrt heißt das aber nicht, dass man jedes „Ich weiß nicht…“ des Gegenübers gleich als ein Nein lesen muss: „In solchen Fällen frage ich nach. Ich sage dann so etwas wie: ,Das klingt jetzt wie ein Nein. Ist es ein Nein?‘“
„Fake it til you make it!“
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Natürlich reicht es nicht, einmal schnell durchs Buch zu lesen – und schon hat man alles verinnerlicht. Aber man erhält das Rüstzeug, es umzusetzen. Die Sätze wollen vor allem angewandt werden, am besten übt man vorher. „Es gibt eine Faustregel, damit etwas als Gewohnheit etabliert ist. Viele sagen: 23-mal muss man etwas machen, andere greifen zu anderen Zahlen. Aber das spielt keine so große Rolle, finde ich. Meine Erfahrung ist: Vieles ist wahnsinnig leicht umzusetzen. Da aber alle einhellig der Meinung sind, dass es irrsinnig schwer ist, glauben die Leute oft lieber ihrer gewohnheitsmäßigen Skepsis als mir. Daher habe ich das Buch auch so geschrieben, dass uns vieles ganz leicht erscheint, was Lust macht, es auszuprobieren – und wer dann tatsächlich sein erstes Erfolgserlebnis hat, startet natürlich schnell den nächsten Versuch.“ Wer glaubt, dass das sture Einüben solcher Sätze nichts bringt, solange man sie nicht konkret anwendet, für den hat sie eine Weisheit, die sie von ihren Trainings mit Schauspielern übernommen hat: „Fake it til you make it!“, eine alte Bühnenweisheit. Man übt seine Reaktionen, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen ist. Denn nur durch das Üben kann man etwas auch wirklich lernen.
Nur einen ihrer 50 Sätze konnte Karin Kuschik vor Beendigung ihres Buchs nicht selbst testen, sie hatte ihn von einem Freund gesagt bekommen. Ihr selbst fehlte es zuvor an einer Gelegenheit ihn anzuwenden: „Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe, dass Sie mit mir so sprechen können.“
Doch zur Anwendung hatte sie mittlerweile eine Chance, bei einem Rechtsstreit, bei dem klar war, dass sie im Recht war, aber bei dem die Gegenseite sich übergriffig und stur verhielt. „Ich überlegte, wie ich in die Verhandlung reingehen könnte. Und dann begann ich so: ,Ich möchte mich erstmal entschuldigen. Es tut mir wirklich leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe, dass Sie mit mir so sprechen können. Das können Sie nämlich nicht!“ Da war die andere Seite erst einmal in der Defensive. Und so hat die Ratgeberin Karin Kuschik sich mit ihrem eigenen Rat das Leben ein Stückchen leichter gemacht.
Karin Kuschik: „50 Sätze, die das Leben leichter machen“, Rowohlt, 320 S., 15 €