Duisburg. In Duisburg-Ruhrort tun sich Künstler und Kulturschaffende zusammen. Welche besonderen Ecken es in dem Stadtteil zu entdecken gibt.
Im Zentrum von Ruhrort flattert eine weiße Flagge im Wind. Darauf sind ein rotes Herz und ein goldener Anker zu sehen. Heiner Heseding steht auf der Straße und deutet mit seinem Finger nach oben. „In dem Haus wohnt einer unserer Anhänger“, sagt der 63-Jährige. Die Flagge zeigt das Logo vom „Kreativquartier Ruhrort“. So heißt der Zusammenschluss von Künstlern und Kulturschaffenden, die den Duisburger Hafenkiez aufwerten wollen.
Heseding ist der Moderator im Kreativquartier. Er bringt in seiner Rolle Menschen zusammen, die beispielsweise gemeinsam eine Ausstellung umsetzen wollen. Darüber hinaus organisiert der gelernte Elektriker mit seinen Mitstreitern Veranstaltungen in jenem Stadtteil, der durch den kultigen ARD-„Tatort“ mit Horst Schimanski auch überregional bekannt geworden ist. In einem Verein wäre Heseding so etwas wie ein Vorstandsmitglied.
Kreativquartier Ruhrort: Erfolgreicher Adventskalender
Doch das Kreativquartier ist nicht in einem Register eingetragen. „Uns geht es darum, jede Person, die in Ruhrort kulturell etwas auf die Beine stellen will, zu fördern“, betont Heseding. Die Idee dahinter stammt aus dem Kulturhauptstadtjahr 2010. In Ruhrort wollten sie etwas schaffen, was dieses Jahr überdauert. Es gründete sich der Kreativkreis Ruhrort, aus dem später das Kreativquartier entstand. Der in der Kulturszene gut vernetzte Olaf Reifegerste war in den Anfangsjahren der Moderator. Er entwickelte mit seinen Mitstreitern neue Formate – wie den Lebendigen Adventskalender.
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In der Vorweihnachtszeit öffnet sich in Ruhrort jeden Tag ein Wohnungsfenster. Die Gastgeber laden dann ein zu einer Lesung, einem Theaterkonzert oder einem Hinterhofkonzert. „Die Reihe hat sich etabliert und wird in ähnlicher Form auch in anderen Stadtteilen umgesetzt“, sagt Heseding.
Was Ruhrort kulturell ansonsten noch zu bieten hat, zeigt der Moderator bei einem Rundgang. Er beginnt im „Plus am Neumarkt“. Die Räume einer ehemaligen Parfümerie hat das Kreativquartier-Team zu einem kleinen Kulturzentrum umfunktioniert. Die Künstlerin Angelika Schwedes lud hier kürzlich zur Vernissage ihrer Ausstellung „Menschen“ mit Porträts aus dem Alltagsleben. „Wir planen, hier monatlich wechselnde Ausstellungen zu zeigen“, erzählt Schwedes. „Die Nachfrage ist groß.“
Was die Bewohner und Freunde des Kreativquartiers nicht mögen, ist Leerstand. Deshalb sind sie froh, wenn eine Idee in Ruhrort umgesetzt wird. Heseding hält während seiner Runde bei „Liebe Blume“ an. Die Inhaberin Manuela Joormann hat gerade einen Rosenstrauß zusammengebunden. Sie plaudert kurz mit Heseding. Dann widmet sie sich wieder ihren Kunden. „Wir sind froh, wieder einen Blumenladen in Ruhrort zu haben“, sagt Heseding und macht sich auf den Weg in Richtung Wasser
Duisburg: Jam-Session im Hübi
Am Ufer liegt die Gaststätte „Zum Hübi“. Hier finden Konzerte oder Jam-Sessions statt – auch unter freiem Himmel. Heseding freut sich schon auf die nächsten Auftritte. „Bei Sonnengang ist das unser Key West“, sagt er. Heseding scheut sich nicht, dieses Fleckchen Ruhrort mit dem legendären Reiseziel in Florida zu vergleichen. Er setzt seinen Weg fort – in Richtung Rheinbrücke. An der Promenade verschönert die Outdoor-Galerie „Aufnachtschicht“ das Kreativquartier. Das Duo Daniela Szczepanski und Frank Hohmann hat hier großformatige Fotos ausgestellt – mit nächtlichen Motiven aus der Stadt. Heseding bleibt vor einem Foto stehen. Es zeigt Schiffe, die auf den Duisburger Gewässern unterwegs sind. Industrieschornsteine pusten Rauch in die Luft. „Die Ausstellung kann sich echt sehen lassen“, sagt Heseding.
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Vorbei an den Mauerresten eines ehemaligen jüdischen Friedhofs geht’s zurück zum „Plus am Neumarkt“. Hier planen Heseding und Co. schon die ersten Märzwochen. Das Kulturfestival „Akzente“ wirft seine Schatten voraus. 113 Veranstaltungen soll es ab dem 11. März in Duisburg geben. 33 davon finden in Ruhrort statt. Dazu kommen noch zwei Ausstellungen. Die Strickguerilla, deren Mitglieder unerkannt bleiben wollen, mischt das Quartier mit ihrer Maschenkunst auf. Und die Ausstellung „Ins Leben gekachelt“ nimmt Bezug auf das quadratische Bild als Kunstform – passend zur Instagram-Generation.
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