Bochum. „Sir Peter Morgan“-Touren im Ruhrgebiet: Ein Rätselspaß an der frischen Luft mit einem neuen Blick für ungeahnte Details am Wegesrand.
Irgendwas stimmt doch mit diesem Bild nicht! Ein scharfer Blick ist hier gefragt: Einige Gegenstände sind nachträglich eingearbeitet, dafür wurde umgekehrt auf dem Foto was wegretuschiert... Im Kräutergarten soll ich anhand von Info-Schildern ein Gewächs herausfinden, das gegen eine bestimmte Krankheit hilft. Und auf einem überdimensionalen Schachbrett muss nach Hinweisen ein bestimmtes Feld erreicht werden.
Werde ich jemals das Zeug zum Praktikanten von Sir Peter Morgan haben? Um in seine berühmte Privat-Detektei aufgenommen zu werden, nehme ich mit dem Smartphone an seiner Schnitzeljagd teil. Quasi Spazierengehen, ohnehin ja ein Pandemiesport geworden, mit gewissen Vorzügen.
Dazu gehört neben der frischen Luft ein Plus an Heimatkunde: In Duisburg steht die beeindruckende Industriekulisse des Landschaftsparks im Fokus, während in Dortmund der Romberg Park und in Recklinghausen der Stadtgarten um das Ruhrfestspielhaus Ort des Geschehens sind. Die Essener Tour führt durch Kettwigs Altstadt. Wer die Parkanlage Schloss Berge und die Himmelstreppe einmal von einer neuen Seite entdecken will, hat in Gelsenkirchen dazu die Möglichkeit. In Mülheim hingegen schlängelt sich der Trip durch die Gärten von Schloss Broich. Der Veranstalter plant derzeit schon weitere Angebote in Oberhausen, Düsseldorf und Köln.
Achtung, Akku-Alarm
Wir entscheiden uns als Duo für die Adresse Westpark/Jahrhunderthalle in Bochum. Die digitale Schnitzeljagd ist laut Anbieter allein oder für bis zu acht Personen möglich – also gerade auch während des Lockdowns eine verlockende Freizeitalternative. Die Corona-Einschränkungen bitte trotzdem beachten! Was braucht man (außer begeisterungsfähiger Begleitung)?
Es empfiehlt sich, neben einem internetfähigen Smartphone eine volle Powerbank samt Ladekabel mitzunehmen. Der Bildschirm ist ständig erhellt: Akku-Alarm! Die App „Telegram“ muss installiert sein, mit der per Chatnachricht durchs Spiel geführt wird. Kontakt „Sir Peter Morgan“ hinzufügen, Code eingeben (erhält man nach der Buchung per Mail), einen halbwegs originellen Gruppennamen wählen (hier z.B.: „dreifragezeichen“ oder „MissMarple“) – und es ertönt ein leises Piepsen. Sir Morgan sendet eine Sprachnachricht. Zum Schutz seiner Familie möchte er nicht direkt mit uns in Kontakt treten. Na, vielleicht auch besser so!
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Wir starten, ohne allzu viel verraten zu wollen, mit einer kleinen sportlichen Herausforderung. Mehrere Stufen müssen wir erklimmen. Mist! Oben angekommen, ärgern wir uns, in unserem Bestreben, hinauf zu gelangen, nicht auf Details geachtet zu haben. Prompt werden wir nach einer dieser Einzelheiten befragt. Zum Glück lässt sich mit kurzer Standortveränderung aus anderer Perspektive und logischem Überlegen die Lösung finden. Wir wollen unseren großen Unbekannten doch beeindrucken.
Wer nicht weiterkommt, bekommt Tipps
Wer trotzdem partout Hilfe benötigt, kann Tipps anfordern. Wenn es gar nicht weitergeht, erhält man die Lösung der jeweiligen Aufgabe nach Eingabe eines Codes. Aber das kommt natürlich nicht in Frage!
Dann die Ernüchterung: Laut Sir Peter Morgan war unsere erste Hürde erstmal ein „Grundlagentest“. Wir sind gespannt, was uns noch erwartet... Unterwegs registrieren wir die ein oder andere Sehenswürdigkeit. Und lernen dazu. Hätten Sie beispielsweise gedacht, dass im Bochumer Westpark Weinbergschnecken herumkriechen? Oder dass eines der Gebäude dort die Form eines Buchstabens hat?
Schönes am Wegesrand
Während eines normalen Spaziergangs wären wir wohl am Großteil der Gebäude und Kunstbauten achtlos vorbeigelaufen. Der Oberschnüffler gibt zudem Tipps, warum es sich lohnt, neben der Praktikantenprüfung einmal mehr nach links und rechts zu schauen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Gussstahlwerks erblickt der Parkbesucher, nur mal als Anregung, den Namensvetter des wohl beliebtesten Fotomotivs Italiens. Das Bochumer Colosseum ist Rest einer 16 Meter hohen Stützmauer, die 1911 aus 2,8 Millionen Ziegelsteinen erbaut wurde. In seinen Gewölbe-Bögen zur Straßenseite setzen bunte Stahlskulpturen des lokalen Künstlers Friedrich Gräse farbenfrohe Akzente. Auch das türkisfarben angestrichene Glockenspiel ist schön anzusehen.
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Unterwegs müssen wir suchen, zählen, rechnen, lesen und uns erinnern, bevor wir unsere Antworten ins Handy eintippen. Auch Orientierung ist immer wieder gefragt. Durch eine schriftliche Rückmeldung vom anderen Ende der Leitung erfahren wir, ob wir richtig oder falsch liegen. Um schmunzelnd festzustellen, dass selbst zu zählen manchmal ganz schön schwierig sein kann...
Doch am Ende haben wir mehr als 20 Aufgaben bewältigt. Mindestens eineinhalb Stunden werden benötigt. Natürlich kann man, wenn man schon mal vor Ort ist, auch mehr Zeit dort verbringen, um sich der Industriekultur zu widmen. Zeit, die gibt’s ja gerade genug.
Das Tour-Angebot wurde von Mitarbeitern des Alma-Parks in Gelsenkirchen entwickelt. Die Indoor-Freizeitstätte muss weiterhin Pandemie-geschlossen bleiben. Nobel: Die Idee kam auf, um den Studierenden, die als Aushilfen tätig sind, trotzdem Arbeit anzubieten.
Anfängerrouten für die Kleinen
Unser Fazit: Man muss kein Gamer sein und auch kein Genie. Interesse an Bewegung und Neuem ist von Vorteil. Die Touren eignen sich als Frischluft-Freizeitbeschäftigung, gerade in Corona-Zeiten eine schöne Abwechslung mit hohem Spaßfaktor. Mit kleinen Kindern empfehlen sich die Anfängerrouten.
Bleibt nur noch eine Frage: Wer ist eigentlich dieser Sir Peter Morgan? Seine Biografie bleibt nebulös, was insofern naheliegt, da er beim britischen Geheimdienst war, aber als Meisterdetektiv langsam in Rente gehen will. Deswegen wirbt der sagenumwobene Abenteurer neuerdings weltweit Praktikanten an, um seine Nachfolge zu sichern. Nur jedoch wer genügend Auszeichnungen sammelt und Rätsel löst, wird sich als seiner würdig erweisen...
Mehr Infos: Auch zu Hause möglich
Der Preis pro Tour, die von mehreren Personen gespielt werden kann, liegt zwischen 24,90 und 34,90 Euro. Über die Webseite gibt es auch Angebote für Escape Rooms, die sich in den eigenen vier Wänden erleben lassen. Zukünftig sind zudem zwei Fußballtouren – in Gelsenkirchen und Dortmund – rund um die Stadien geplant.
Weitere Informationen und die genauen Standorte unter: sir-peter-morgan.de