Düsseldorf. Da wird der Besucher zum Taucher: 360-Grad-Tour im Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf. Nun gibt es dort auch digitalen Unterricht für Schulen.
Nass wird man nicht dabei, aber sonst ist es genauso, als wenn man wirklich abtauchen würde: Mitten im Aquarium befindet sich der Besucher des Düsseldorfer Aquazoos, ganz nah an den drei Stachelrochen, die elegant durchs Wasser schweben und sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen lassen, als ihnen ein Hai entgegenkommt.
Solch einen Einblick, den der virtuelle Rundgang nun ermöglicht, hatte bisher nicht mal Zoodirektor und Biologie-Doktor Jochen Reiter. Sonst springt er zwar ins Becken der Brillenpinguine, um dort mal ordentlich die Fenster zu putzen. Aber im Haibecken war er noch nicht. Nicht aus Angst – der tut nichts. Sondern aus hygienischen Gründen. Damit die Tiere gesund bleiben, darf er nicht mit dem gleichen Tauchanzug dem Schwarzspitzen-Riffhai und den anderen Bewohnern dieses Lebensraums, wie etwa den Doktorfischen, einen Besuch abstatten. Abstand halten – das kennt man ja. Daher putzen beim Hai Tierpfleger die Scheiben.
Zum Säubern muss man auch nicht immer gleich abtauchen, das zeigen die Bilder ebenfalls. Die 360-Grad-Kamera hat eben nicht nur bunte Fische mitten im Wasser aufgenommen. Man schaut auch durch das Becken in den Ausstellungsbereich des Zoos und sieht eine dunkle Gestalt, die von einer Seite eines Aquariums zur anderen läuft und dabei über das Glas streicht. Was tut sie da?
So beseitigt man Algenwuchs
„Das ist ein Tierpfleger mit einem Putzmagneten“, erklärt Reiter und amüsiert sich über diese zufällige Aufnahme eines täglichen Zoo-Rituals. Im Inneren des Beckens gibt es ein magnetisches Gegenstück, das sich von außen verschieben lässt. „So kann er die Scheibe vom Algenbewuchs befreien.“
Das Becken mit dem Hai, das größte des Zoos, ist nicht das einzige, das man sich bei diesem Rundgang mal von innen – statt wie sonst üblich von außen – anschauen kann: Hier geht man mit den Buntbarschen im Süßwasser baden, dort mit Leopardschildkröten chillen und nebenan schaut man direkt in die braunen Augen eines flinken Zwergmangusten, des kleinen Bewohners aus dem östlichen und südlichen Afrika. Moment, das sind doch gar keine Fische?!
Erst im Wasser, dann ans Land
Aber der Aquazoo zeigt eben nicht nur Meeresbewohner, sondern auch Tiere beim Landgang. Denn in 25 Themen-Schritten erklärt die Ausstellung die Evolution, die eben im Wasser ihren Anfang nahm. Und eigentlich heißt der Zoo auch gar nicht nur „Zoo“, sondern mit ganzem Namen: „Aquazoo Löbbecke Museum“. Das ist verwirrend. Was ist es denn nun: Zoo oder Museum? Sowohl als auch! „Aber man geht nicht durch den Zoo und dann durch das Museum, man geht immer durch beides“, betont der 47-Jährige. Im besten Falle erfahre man Naturkundliches und könne es sogleich in echt in den Aquarien oder Terrarien beobachten.
Der Ursprung des Zoomuseums geht auf Theodor Löbbecke zurück. Der Apotheker hat einst Muscheln und Schnecken gesammelt. Aber nicht nur ein Glas voll wie heute die meisten Urlauber. „Wir haben es ihm zu verdanken, dass wir im Magazin über 300.000 Gehäuse von Muscheln und Schnecken haben aus aller Herren Länder“, so Reiter.
Jubiläum im Aquazoo
Am 4. März jährt sich Theodor Löbbeckes Geburtstag zum 200. Mal. Daher hat das Zoo-Museum eine kleine Sonderausstellung konzipiert zu seiner Sammel-Leidenschaft. Zu sehen ist zum Beispiel ein etwa 70 cm langes Schneckengehäuse, schwärmt Reiter. Im vergangenen Oktober sollte die Schau eigentlich eröffnen. . .
Solange die Besucher nicht zum Museum kommen können, kommt das Museum eben zu den Besuchern – mit dem virtuellen Rundgang. Studierende der Düsseldorfer Hochschule haben die Videos aufgenommen. Sie mussten vorsichtig vorgehen, um die Tiere nicht mit der Kamera zu erschrecken. „Aber ich glaube, sie haben das als willkommene Abwechslung abgetan und haben sich das auch mal aus näherer Entfernung angeschaut.“
Live-Unterricht auch im Lockdown
Apropos Abwechslung: Da kaum ein außerschulischer Lernort zu besuchen ist, bietet das Museum für Schulen nun einen digitalen Live-Unterricht an, etwa über Pinguine und wie sie sich an kalte Lebensräume angepasst haben oder über die Ökologie eines Korallenriffs.
Aber auch beim virtuellen Rundgang lernt der Besucher so manches – und bedauert, dass die freundliche Stimme nicht noch mehr Aquarien oder Terrarien erklärt. Das soll auch in Zukunft nicht der Fall sein, so Reiter. Schließlich will man die Gäste mit dem Rundgang ködern, damit sie hoffentlich bald wieder Hai, Rochen und Doktorfisch ganz real einen Besuch abstatten. Die Wissenshungrigen dürften anbeißen.
Der virtuelle Rundgang: aquazoo.duesseldorf.de; Weitere Infos zum Zoo und zum Live-Unterricht: duesseldorf.de/aquazoo/veranstaltungen/schulen.html
Virtuelle Angebote weiterer Zoos – eine Auswahl
Gangelt hat als erster Corona-Hotspot eine traurige Berühmtheit erlangt. Dabei hat der Ort im Kreis Heinsberg mehr zu bieten, etwa einen Wildpark. 360-Grad-Fotos zeigen ihn, wenn auch mit wenig Wild vor der Kamera.
Der Zoo in Wuppertal lädt zu einer richtigen 360-Grad-Tour ein. Das Video ist nicht gestochen scharf, aber man erfährt viel über Aralandia. Die Freiflughochzeitsvoliere für Aras ist neu gebaut worden, aber zu sehen bekam sie coronabedingt bisher noch kein Besucher. Daher die virtuelle Tour. In der Voliere werden Papageien aus verschiedenen Zoos im Schwarm zusammenleben, damit sie ihren Partner frei wählen und Nachwuchs zeugen können – keine Selbstverständlichkeit in Tiergehegen.
Andere Zoos haben während des Lockdowns ihre Tiere gefilmt. Der Allwetterzoo in Münster informiert zum Beispiel über die Giraffen. Da erfährt man, dass jedes dieser Tiere ein individuelles Muster hat – vergleichbar mit dem menschlichen Fingerabdruck. Videos gibt es auch aus Gelsenkirchen oder Krefeld. DerDuisburger Zoo hat den putzigen Koala-Nachwuchs gefilmt. Und in Bochum sieht man das Flamingoküken „Horst-Kevin“ aus seinem Ei schlüpfen. Da die Tiere auch bei geschlossenen Türen Futter und Pflege benötigen, bitten die Zoos um Spenden, auch in Form von Tierpatenschaften.