Essen. Wer alle Ratgeber gelesen hat zum Thema Erziehung, oder zumindest sehr viele, muss sie kennen – die ultimativen, universellen Tipps für Eltern.

Wer alle Ratgeber gelesen hat zum Thema Erziehung, oder zumindest sehr, sehr viele, der muss sie kennen – die ultimativen, universellen Tipps für Eltern. Ein Best-of präsentiert Uta Allgaier. Die 55-Jährige ist in Bottrop geboren und aufgewachsen, hat in Dortmund studiert und zwei Kinder (19/23) groß gekriegt.

Mit ihrer Ausbildung zum Eltern-Coach gilt Uta Allgaier für viele als Instanz in Sachen Familienglück. Die heutige Hamburgerin ist bekannt von ihrem Blog „Wer ist eigentlich dran mit Katzenklo“. Ihr Erziehungs-Kompass „Wie Kinder stark werden und Eltern entspannt bleiben“ ist im Ellert & Richter-Verlag erschienen (224 Seiten/14,95 Euro).

Das ist das Best-of der Erziehungstipps von Uta Allgaier

1 Gefühle spiegeln

Nimm die Gefühle deines Kindes ernst und gib sie in deinen Worten wieder. „Ich sehe, du bist furchtbar traurig, dass dein Freund abgesagt hat. Wenn man sich vorher so gefreut hat, ist das einfach enttäuschend.“ Das „Spiegeln“ stärkt die Bindung, während Drüber-Weggehen, Klein-Reden und vorschnelles Anbieten von Lösungen dazu führt, dass sich das Kind nicht wahrgenommen fühlt. Zu beschreiben, welche Gefühle man beim Kind beobachtet, kann man sich angewöhnen wie eine neue Sprache. Bitte ausprobieren! Es wirkt Wunder.

Spaß am Wochenende? Geht leichter mit einem konkreten Plan (Symbolbild).
Spaß am Wochenende? Geht leichter mit einem konkreten Plan (Symbolbild). © Shutterstock/Jacob Lund | Jacob Lund

2 Innere Klarheit gewinnen

Viele Eltern befinden sich in einem reinen Reaktions-Modus. Sie schlingern ohne Kurs durch ihren Alltag und versuchen, es ihrem Kind und ihrem Partner irgendwie recht zu machen. Setzen Sie sich hin und machen sich klar, wie Sie sich das Familienleben konkret vorstellen. Was wäre ein gutes Morgenritual, ein funktionierendes Abendprogramm, ein spaßiges Wochenende, ein schönes Weihnachtsfest … Kinder haben feine Antennen dafür, ob man herumschlingert oder einen Plan hat. Wenn Sie eine liebevolle Führungspersönlichkeit werden, werden sie Ihnen häufiger folgen, als sie es jetzt tun.

Kinder wollen echte Meschen erleben

3 Für die eigenen Grenzen einstehen

Sie mögen keine Weihnachtsbäckerei? Danach sind das Kind und die Küche klebrig – und trotzdem zwingen Sie sich, Jahr für Jahr mit den Kleinen Sterne auszustechen? Stehen Sie zu dem, was Sie mögen und was nicht. Vielleicht liebt der Patenonkel das Teigausrollen und springt begeistert ein bei der Weihnachtsbäckerei. Und Sie übernehmen das Zapfen-Sammeln im Wald, das Ihnen viel besser gefällt. Kinder wollen echte Menschen erleben und keine, die bloß schlecht eine Rolle ausfüllen. Schauen Sie nicht nur, was die Kinder begeistert, sondern auch, was Ihnen Freude macht. Nichts ist ansteckender als das.

Weihnachtsbacken ist nicht Ihre Stärke? Lassen Sie die begeisterte Tante ans Werk! (Symbolbild)
Weihnachtsbacken ist nicht Ihre Stärke? Lassen Sie die begeisterte Tante ans Werk! (Symbolbild) © dpa | Benjamin Nolte

4 Zum Schatzsucher werden

In der Schule und teilweise auch schon in der Kita wird darauf geachtet, was das Kind alles noch nicht kann. Klar! Manchmal ist Förderung wichtig und ein Hinweis der Pädagogen auf Schwachstellen wertvoll. Aber seien Sie selbst für Ihr Kind ein Schatzsucher! Achten Sie darauf, was es schon alles kann, wie stark, witzig, zart, beharrlich, feinfühlig – und einzigartig es ist. Viel zu schnell richten wir unser Augenmerk auf das, was noch nicht klappt. Gehen Sie den anderen Weg! Warum nicht abends aufschreiben, was Sie heute an Ihrem Kind beeindruckt hat?

Aus dem Gegeneinander ein Miteinander machen

5 Kinder in Lösungen einbeziehen

Man kann als Mama oder Papa sagen: „Mir gefällt es nicht, dass es morgens vor dem Aufbruch zur Schule immer hektisch ist. Lass uns überlegen, was wir ändern können. Welche Ideen hast du?“ Man wundert sich, was für gute Lösungen auch schon von kleinen Kindern kommen. Und die Umsetzung wird leichter, weil sie an den Vorschlägen mitgewirkt haben. Wichtig ist, sich in einer entspannten Situation vielleicht am Vorabend zusammenzusetzen. Mitten in Stress und Streit funktioniert das nicht.

Wie Kinder stark werden und Eltern entspannt bleiben.
Wie Kinder stark werden und Eltern entspannt bleiben. © Ellert & Richter Verlag

6 Hausarbeit in Familienkonferenz aufteilen

Sich einmal in der Woche an einen Tisch begeben und besprechen, wer welche Aufgaben im Haushalt übernehmen kann. Das läuft viel besser, als Spontan-Aufträge an Kinder, die gerade mit etwas anderem beschäftigt sind, und anschließendes Meckern. In der Konferenz kommen alle Arbeiten auf den Tisch und jeder darf sagen, welchen Job er oder sie übernehmen möchte. Wahlfreiheit macht kooperativ und es entsteht gar nicht erst die Diskussion, ob überhaupt etwas beigetragen werden muss. So wird aus dem Gegeneinander ein Miteinander.

Dankbarkeit auch für die kleinen Dinge

7 Sich häufig bedanken

„Danke, dass du die Pinsel ausgewaschen hast!“ – „Danke, dass du deine Sportsachen weggeräumt hast!“ – „Danke, dass du mir bei dem Computer-Problem geholfen hast.“ Wenn Eltern vorleben, dass sie sich auch für vermeintliche Kleinigkeiten bedanken, entsteht eine Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung und ein spürbarer Klimawandel in der Familie.

Echte Unterstützung statt Vorwürfe: Uta Allgaier empfiehlt Nachfragen, wenn es für das Kind in der Schule mal nicht so gut läuft (Symbolbild).
Echte Unterstützung statt Vorwürfe: Uta Allgaier empfiehlt Nachfragen, wenn es für das Kind in der Schule mal nicht so gut läuft (Symbolbild). © dpa | Eduardo Parra

8 Über schulische Ziele sprechen

Wenn es mit den älteren Kindern auf der weiterführenden Schule nicht gut läuft, fällt Eltern häufig nur der Vorwurf ein: „Du bist eine faule Socke!“ Lieber interessiert nachfragen: „Was möchtest du später beruflich machen? Welche Noten möchtest du in welchem Fach erreichen? Was sind deine Ziele? Und wie kann ich dich am besten dabei unterstützen?“

Die Beziehung zum Kind ist unkündbar

9 Respekt für den Ex

Wenn es zur Trennung kommen sollte, machen Sie Ihrem Kind klar, dass zwar Mama und Papa nicht mehr zusammen leben werden, Sie aber trotzdem immer für es da sein werden. Ihre Beziehung ist unkündbar. Egal, was passiert. Kinder bekommen sonst Angst, sie würden auch bald verlassen. Und behandeln Sie Ihren ehemaligen Partner mit Respekt und sprechen nicht schlecht über ihn, damit das Kind nicht zwischen Ihnen zerrieben wird.

Das Kind darf bei einer Trennung nicht das Gefühl bekommen, die Beziehung zu den Eltern zu verlieren (Symbolbild).
Das Kind darf bei einer Trennung nicht das Gefühl bekommen, die Beziehung zu den Eltern zu verlieren (Symbolbild). © picture alliance / blickwinkel/M | McPHOTO

10 Verbindung halten in der Pubertät

Auch wenn es jetzt häufig „knallen“ sollte, behandeln Sie den Jugendlichen nicht wie einen hormongesteuerten Außerirdischen oder gar wie den Störenfried der Familie! Suchen Sie nach guten Gesprächsgelegenheiten (Hunderunde, gemeinsames Joggen, Pizzabacken …), interessieren Sie sich dafür, was Ihr großes Kind bewegt, beziehen Sie Position, seien Sie aber auch bereit, eigene Fehler einzugestehen. Hauptsache, Sie halten die Verbindung!

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