Berlin/Essen. Vor 100 Jahren entstand das heutige Berlin, indem Orte verbunden wurden. Warum kam es im Ruhrgebiet nie dazu? Die Situation war vergleichbar.

Vor hundert Jahren knipsten Politiker einen Schalter um, und Berlin war da. Jedenfalls das Berlin, wie wir es kennen. Das Preußische Parlament stimmte damals ab und beschloss die Geburt einer Metropole, indem es etliche Orte miteinander verband: acht Städte, 59 Landgemeinden (de facto Dörfer), 27 Gutsbezirke (auch diese kann man getrost als Dörfer bezeichnen). Zu den acht Städten gehörten zum Beispiel Köpenick und Neukölln, die größte aber hieß Berlin, weshalb die neue Stadt auch so hieß. Vielfach aber war von Groß-Berlin die Rede und man könnte das, was damals passierte, natürlich auch Eingemeindung nennen: Berlin schluckte alle Städte und Dörfer rundherum und wuchs von einem Tag auf den anderen um das dreizehn-fache.

Die anderen Orte verschwanden aber nicht: Berlin bestand jetzt aus zwanzig Bezirken und fast hundert Ortsteilen – den ehemaligen Städten und Dörfern. So sind deren Namen auf den Stadtplänen Berlins bis heute zu lesen. Jeder Bezirk hatte sein eigenes Rathaus und seine eigene Verwaltung. 1920 war somit die zweitgrößte Stadt der Welt entstanden, flächenmäßig, hinter Los Angeles. Nur London und New York hatten mehr Einwohner als Berlin.

Nachbarn und Nachbarstädte

Das Ruhrgebiet besteht aus 53 Städten und Gemeinden. Duisburg, Dortmund, Herne, und so weiter... Eine Stadt grenzt an die nächste. Je weiter weg eine Person vom Ruhrgebiet wohnt, umso wahrscheinlicher ist es, dass diese Person jene Städte-Namen im Kopf zu einem einzigen Stadt-Knäuel verknotet... Ob Duisburg westlich von Bochum liegt oder Oberhausen südlich von Recklinghausen – wer weiß das schon in Sachsen oder Niedersachsen. Doch dass das alles irgendwie Ruhrgebiet ist, davon hat man eine Ahnung.

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Es kann aber sein, dass sich im Ruhrgebiet zwei Häuser gegenüber stehen und die Gebühren für das Abwasser, für die Müllabfuhr, für Kitas in den Häusern verschieden sind. Weil die zwei Häuser nicht zur selben Stadt gehören. Ebenso kann es im Ruhrgebiet sein, dass auf einer Strecke von einem Kilometer drei unterschiedliche Gewerbesteuer-Sätze gelten. Es sind eben 53 Kommunen auf einem Fleck. Dieser Fleck ist allerdings fast 4500 Quadrat-Kilometer groß, etwa fünfmal größer als Berlin.

Berlin ist wie ein Puzzle aus kleinen Orten

Seit 2001 ist Berlin eine Art Puzzle aus zwölf Teilen, den neuen Groß-Bezirken. Jeder Bezirk mit eigenem Wohnungsamt, eigenem Finanzamt, eigenen Bibliotheken. Viele Dinge sind in Berlin einheitlich geregelt, alle Bezirke haben den gleichen Gewerbesteuer-Satz, mit einem Bibliotheks-Ausweis kann man die Bibliotheken aller Bezirke benutzen. Es handelt sich eben doch um eine einzige Stadt.

Sie ist zwar gleichzeitig ein Bundesland, aber die Bezirke entsprechen nicht Kommunen. Allerdings hat jeder Bezirk eine eigene Bürgermeisterin oder einen eigenen Bürgermeister und es kann passieren, dass ein Bezirk eine Straße umbenennen will und das nicht einfach so tun kann, weil die gegenüberliegende Straßenseite zum Nachbar-Bezirk gehört. Oder dass ein Bezirk eine Brache bebauen will, die Landesregierung aber dagegen ist und man sich nicht einig wird. Deshalb gibt es immer wieder den Vorschlag, die Verwaltung in Berlin zu reformieren. Manche möchten die Bezirke auflösen, so dass es nicht mehr zu Reibungsverlusten kommt.

Das Ruhrgebiet wurde nie eine Stadt

Berlin wurde schon 1920 zu einer einzigen Stadt, das Ruhrgebiet nie. Das Ruhrgebiet ist auch wie ein Puzzle, aber aus 53 Kommunen, nicht Bezirken. Die Grenzen zwischen den Puzzleteilen sind tiefer. Und es gibt weitere Grenzen im Ruhrgebiet. Die zwischen drei Regierungsbezirken und die zwischen zwei Landschaftsverbänden. Regierungsbezirke? Landschaftsverbände? Das sind Begriffe, mit denen viele Menschen in Deutschland nichts anfangen können, weil nur einige Bundesländer solche zusätzlichen Verwaltungs-Einheiten haben.

Zusätzlich zu Städten, Kreisen und Landes-Regierung. Die Regierungsbezirke entstanden 1806, lange bevor es die Bundesrepublik und das Land Nordrhein-Westfalen gab. Auch die Landschaftsverbände haben ihre Ursprünge im 19. Jahrhundert.

Wirrwarr an Zuständigkeiten

Es kann sein, dass sich ein Regierungsbezirk in Nordrhein-Westfalen um Arbeitsschutz kümmern muss, um Schulaufsicht oder um Bergbau, je nachdem. Landschaftsverbände indessen verwalten zum Beispiel Krankenhäuser oder den Denkmalschutz. Im Ruhrgebiet herrscht ein Labyrinth der Zuständigkeiten, bei dem Außenstehenden schwindelig werden kann.

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Eine Kostprobe: Essen gehört zum Regierungsbezirk Düsseldorf und zum Landschaftsverband Rheinland. Die angrenzende Stadt Bochum gehört zum Regierungsbezirk Arnsberg und zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Zu diesem Landschaftsverband gehört auch das an Bochum und Essen grenzende Gelsenkirchen. Allerdings gehört Gelsenkirchen weder zum Regierungsbezirk Arnsberg (wie Bochum) noch zum Regierungsbezirk Düsseldorf (wie Essen), sondern zum Regierungsbezirk Münster. Es ist, als wenn die 53 Puzzleteile des Ruhrgebiets nicht in dieselbe Schachtel gehören, sondern in fünf verschiedene. Kein Regierungsbezirk und kein Landschaftsverband hat seinen Sitz im Ruhrgebiet.

Zweckverband gab es hier wie dort

Um 1900 gab es im Berliner Raum über 40 Gaswerke, mehr als zehn Elektrizitäts-Anbieter und etliche Nahverkehrs-Unternehmen. Beim Umsteigen brauchte man einen neuen Fahrschein. Während die Stadt Berlin aus dem Tegeler See Trinkwasser nahm, leitete die Gemeinde Reinickendorf Abwasser in denselben See. Deshalb schlossen sich Berlin und die umliegenden Orte 1911 zum Zweckverband Groß-Berlin zusammen, um Synergien zu schaffen.

Auch das Ruhrgebiet gründete einen Zweckverband: Im Jahr 1920 entstand der Siedlungsverband Ruhr-Kohlebezirk, in diesem Jahr ist hundertjähriges Jubiläum. Heute heißt der Zusammenschluss RVR – Regionalverband Ruhr. Dieser entwickelt für das Ruhrgebiet zum Beispiel ein Tourismus-Konzept, ein Radwege-Netz, oder Grünflächen. Zum RVR gehört auch eine Verbands-Versammlung, die mittlerweile Ruhr-Parlament genannt wird. Früher schickten die Ruhrgebiets-Kommunen Abgeordnete und Oberbürgermeister in dieses Parlament, aber am 13. September wählten die Bürger des Ruhrgebiets ihr Parlament zum ersten Mal direkt.

Zwischen den 53 Ruhrgebiets-Kommunen wollen RVR und Ruhrparlament einen „fairen Interessenausgleich“ herstellen, so nennt es eine Pressesprecherin des RVR. Probleme sieht sie nicht durch den Verwaltungs-Wust im Ruhrgebiet. Die Aufgaben seien gut verteilt zwischen RVR, Regierungsbezirken und Landschaftsverbänden.

Der Wechsel zwischen den Kliniken ist nur schwer möglich

Dabei gibt es Beispiele, die anderes vermuten lassen. Etwa die Ärztin, die innerhalb des Ruhrgebiets das Krankenhaus wechseln will, um ihren Fahrtweg zu verkürzen. Dann tut sie es nicht,weil ihr Gehalt zurückgestuft würde. Denn die Jahre im bisherigen Krankenhaus zählen nicht, da es zu einem anderen Landschaftsverband gehört. Ein RVR-Mitarbeiter, der nicht genannt werden will, hält es für eine Herausforderung, innerhalb des Ruhrgebiets als Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes den Arbeitgeber zu wechseln: Ein Landschaftsverband übernimmt nicht ohne weiteres Verträge mit den Versorgungskassen aus einem anderen Landschaftsverband. Etwas zu ändern an diesem Zuständigkeits-Wirrwarr sei wie „Mühlsteine bewegen“. Mögliche Gründe? Der RVR-Mitarbeiter stellt Vermutungen an, in denen kurz hintereinander Worte wie „Einfluss“, „Aufsichtsräte“ und „Beharrungsvermögen“ fallen.

Im Jahr 1912 wurde der preußische Beamte Adolf Wermuth Bürgermeister der Stadt Berlin. Der Jurist, der keiner Partei angehörte, erlebte, wie die Probleme dort immer größer wurden. In jener Zeit strömten Menschenmassen vom Land in die Städte, die im Takt der Fabriken wuchsen, sich berührten und ineinanderflossen. Wermuth war überzeugt, dass nur eine echte Einheit der Kommunen Synergien hervorrufen könnte, nicht ein loser Zusammenschluss.

Wenig Platz für Zukunftsvisionen

Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg hatte es Ideen für Kommunalreformen gegeben. Die ärmeren Arbeiterstädte im Norden und Osten von Berlin waren aufgeschlossen für eine Eingemeindung, Berlin aber wollte sich lieber die bürgerlich-wohlhabenden Städte wie Charlottenburg und Wilmersdorf im Südwesten einverleiben, wogegen diese wiederum Widerstand leisteten. Der Berliner Raum am Anfang des 20. Jahrhunderts, das war eine Box-Arena, in der jeder nur seinen eigenen Vorteil sah. Da hatten Zukunfts-Visionen wenig Platz.

Wermuth aber war hartnäckig und fand Mitstreiter wie Alexander Dominicus, Bürgermeister der aufstrebenden Stadt Schöneberg. Gemeinsam überzeugten sie so viele Politiker, dass die Preußische Landesversammlung 1920 das „Gesetz zur Bildung von Groß-Berlin“ beschloss, gegen den Willen von Städten wie Spandau. Am ersten Oktober trat das Gesetz in Kraft. Der Siedlungsverband Ruhr-Kohlebezirk wählte am selben Tag gerade mal seinen ersten Direktor. In Groß-Berlin aber ging dann alles ganz schnell, ob Wasserversorgung oder Straßenbau, es wurde vernetzt und verbunden. 1928 entstand die BVG, der Nahverkehrs-Anbieter für Groß-Berlin. U-Bahn-, S-Bahn-, Tram-Linien wuchsen und verknüpften die Bezirke kreuz und quer miteinander, ein Fahrschein reichte nun.

Der Ärger mit dem Nahverkehr

Im Jahr 2020 reicht auch im Ruhrgebiet ein Fahrschein, um mit der S-Bahn zum Beispiel vom Dortmunder zum Bochumer Hauptbahnhof zu fahren, das sind etwa zwanzig Kilometer. Die S-Bahn fährt alle fünfzehn Minuten, am Wochenende alle dreißig Minuten. Das Ticket für diese Strecke kostet sechs Euro, weil man eine Stadtgrenze überschreitet. Fährt man zum Beispiel bis Mülheim weiter, sind 12,80 Euro zu zahlen. Das sind etwa 45 Kilometer, was etwa der Ausdehnung Berlins entspricht. Hier aber kostet ein Fahrschein 2,90 Euro, egal ob für zwanzig oder vierzig Kilometer. Und die Berliner S-Bahn fährt zehnminütig, auch am Wochenende.

Der Öffentliche Nahverkehr ist das Paradebeispiel, wenn man die Menschen im Ruhrgebiet fragt: Was sind die Nachteile des Grenzen-Knäuels? Fünfzehn Nahverkehrs-Anbieter existieren im Ruhrgebiet. Dazu kommen noch neun weitere Unternehmen, die ihren Sitz nicht im Ruhrgebiet haben, aber dort ebenfalls mit Linienbussen unterwegs sind. Jede Stadt, jedes Verkehrs-Unternehmen plant für sich, wie Busse und Straßenbahnen verlaufen. Daneben gibt es für S-Bahnen und Regionalzüge noch zwei Verbände, die sich das Ruhrgebiet teilen und jeweils auch für Regionen jenseits des Ruhrgebiets zuständig sind. Es gibt keine Stelle, die all die Nahverkehrsmittel für das Ruhrgebiet koordiniert.

Auch beim Klimaschutz kein einheitliches Auftreten

Der Versuch, Bundesmittel für den Klimaschutz zu erhalten, um den Nahverkehr im Ruhrgebiet zu verbessern, war bislang nicht erfolgreich – nur Einzelstädte erhielten solche Mittel, darunter auch eine Stadt im Ruhrgebiet, nämlich Essen. Die Administration im Ruhrgebiet mag wie ein Puzzle aus fünf Schachteln sein. Beim ÖPNV im Ruhrgebiet passen die Puzzlestücke nicht mal zusammen. So stolpert das Ruhrgebiet immer über sich selbst, indem es etwas gemeinsames versucht, aber gleichzeitig niemandem was wegnehmen will. Etwas neues startet, ohne etwas zu ändern. Die Städte des Ruhrgebiets torkeln hin und her zwischen einer gemeinsamen Ruhrgebiets-Identität und dem Beharren auf 58 Einzel-Identitäten, seit über hundert Jahren.

Von außen wird das Ruhrgebiet längst als ein einziger Stadtraum wahrgenommen. Und auch die Ruhrgebiets-Bewohner selbst scheren sich nicht um Grenzen. Ihre Fahrströme gehen kreuz und quer über die Stadtgrenzen hinweg, wie Forscher beobachtet haben. Warum also ist es im Ruhrgebiet nie zu dem gekommen, was in Berlin vor hundert Jahren gelang: aus dem urbanen Organismus eine einzige Stadt zu machen?

Fragt man das Politiker, Bürger, Forscher aus dem Ruhrgebiet, bekommt man unterschiedliche Vermutungen geliefert: Dass die Landespolitik in Nordrhein-Westfalen das Ruhrgebiet nie zu stark werden lassen wollte, um Köln und Düsseldorf nicht zu schwächen. Dass es sehr gut funktioniert, so wie es jetzt ist. Dass eine Städte-Vereinigung zu viele Machtansprüche infrage stellen würde und zu viele Politiker auf Posten und Einfluss verzichten müssten. Dass es um Besitzstandswahrung geht. Dass das Ruhrgebiet als gemeinsame Identitäts-Folie verblasst seit dem Verschwinden des Bergbaus. Dass die Verbindung der Städte zum Umland außerhalb des Ruhrgebiets immer stärker wird. Dass die Bürgerinnen und Bürger sich zu sehr mit der je eigenen Stadt identifizieren würden.

Im Revier lebt jeder in seiner Stadt - warum nicht in seinem Kiez?

Wer heute in Berlin lebt, hört, wie oft die Bewohner von ihrem Bezirk oder ihrem Kiez reden. Wer vom Kaskelkiez spricht, signalisiert lokalpatriotisches Insider-Wissen, in Spandau zu wohnen ist ein Statement. Berlin ist ein Mosaik von großen und kleinen Vierteln, die identitätsstiftende Heimat-Funktion erfüllen. Innerhalb Berlins. Entfernen sich die Berliner aber von Berlin, werden sie alle zu Berlinern. Ihr großer Moment kommt, wenn man sie fragt, woher sie kommen. Dann sagen sie nicht Steglitz oder Weißensee. Dann sagen sie Berlin und sonnen sich in den Reaktionen. Wer in Berlin wohnt, bekommt von der Stadt Gratis-Glamour geliefert, mit dem man sich in der Welt schmücken kann, ohne etwas dafür zahlen zu müssen. Berlin ist ein weltweit bekanntes Label.

Das Ruhrgebiet könnte eines werden, es wäre die größte Stadt Deutschlands mit über fünf Millionen Einwohnern. Fragt man eine Person aus dem Ruhrgebiets heute außerhalb Deutschlands, woher sie kommt, muss sie oft umschreiben: „Eine Stadt in der Nähe von Köln“. Dass sich das ändern würde mit einer „Ruhrgebiets-Town“, ist nicht nur ein Eitelkeits-Thema. Für die Bürger würde vieles einfacher und billiger werden, ob beim Job-Wechsel oder beim Bus-Fahren. Aus Sicht der Wirtschaft geht es freilich auch um Marken-Entwicklung und Standort-Vorteile. Innerhalb des Ruhrgebiets aber würden die Bottroper vermutlich Bottroper bleiben und Duisburger Duisburger.

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Am Anfang des 19. Jahrhunderts war aus der Berliner Gegend ein Misston aus einem Chor ohne Chorleiter zu hören. Wermuth bastelte dem Chor eine Art Corporate Identity. Dass dieses Groß-Berlin dann aber einflussreiche Bezirke bekam, war für Wermuth nur ein Kompromiss. Er ging ihn ein, um für die Eingemeindung die Zustimmung widerborstiger Vororte zu bekommen. Gut fand er die starken Bezirke nicht. In der Tat sorgt diese zusätzliche Verwaltungsebene bis heute für Reibungsverluste. So gab es zum Beispiel Unmut, als einige Bezirke während des Corona-Lockdowns in kürzester Zeit neue Fahrrad-Pisten auf Hauptstraßen einrichteten, Nachbar-Bezirke aber nicht.

Niemand fühlt sich im Ruhrgebiet zuständig

Wer 2020 ins Ruhrgebiet reinhört, in seine Verwaltung, in seine Städte, findet auch hier einen Chor mit vielen Stimmen. Ohne Chorleiter. Oder besser gesagt: Mit vielen verschiedenen Chorleitern, die sich mal abwechseln, mal gleichzeitig dirigieren. Einige Chorleiter dirigieren nur bestimmte Mitglieder. Und fast alle Sänger wollen die erste Stimme sein. Fragt man, warum sich das nicht ändert, zucken sie mit den Schultern. Niemand fühlt sich zuständig. Jeder zeigt mit dem Finger auf jemand anderen. Ja, ein einziger Chorleiter, das wäre nicht schlecht. Aber in der Luft liegt Verzagtheit. Etwas ändern? Zu kompliziert, zu viele Widerstände, zu viele Mitspieler. Wie wenn man erst meterdicke Krusten abkratzen müsste. Da lässt man’s lieber, wie es ist. Irgendwie läuft’s ja trotzdem.