Essen. Dass Michael Wendler und Laura Müller nun Norberg heißen, regte viele auf. Ein Blick auf berühmte Namen, die mit der Zeit plötzlich wechselten.
Kurze Umfrage: Jetzt heben mal bitte alle kurz die Hände, die ihren eigenen Nachnamen spontan gegen Skowronek tauschen würden? Jaaa,... Wir warten,... Das sind jetzt nicht sooo viele... Oh, keiner! Na, ganz überraschend ist das nicht, denn Skowronek klingt ja kaum so einschmeichelnd wie Nessi Tausendschön, Niccolò Paganini oder Guillermo del Toro.
Es ist also nachvollziehbar, dass ein gewisser Michael Skowronek (48) aus Dinslaken einen anderen Namen begehrte. Als Sänger wechselte der Michael recht früh zu Wendler. Und bei der ersten Hochzeit ergriff er auch die standesamtliche Chance zur namenstechnischen Schönheitsoperation und nahm den Nachnamen seiner Braut Claudia Norberg (49) aus Gladbeck an. Die beiden haben eine Tochter namens Adeline Norberg (18).
Nun würde man über die Norbergs kein Wort verlieren, wenn der Michael nicht mit einer musikalischen Fragwürdigkeit namens „Sie liebt den DJ“ und anderen Discoschlagereien die Arenen der Republik in pils- und prosecco-selige Verzückung versetzen könnte.
Plötzlich heißt nicht nur Michael Wendler, sondern auch Laura Müller mit Nachnamen Norberg
Und eine große Aufregung mit extraordinärem Medieninteresse brandete auf, als diese Norbergs sich trennten. Der Michael schnappte sich eine gewisse Laura Müller aus Tangermünde, die alterstechnisch (19) ein klein bisschen weiter weg von seiner Ex-Partnerin (49) und ein klein bisschen näher an seiner Tochter (18) ist.
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Damit nicht genug, denn bei der Hochzeit mit der jungen Laura konnte sich der Michael nicht entscheiden, den Namen seiner Ex aufzugeben. Möglich wäre es ja gewesen: Das teilweise noch junge Paar hätte fortan friedlich weiterwendlern können, auch hätte Michael sich dem schlichten Müller oder dem alten Skowronek zuwenden können. Stattdessen: Michael (48) und Laura (19) einigten sich auf den Nachnamen Norberg. Was Claudia (49) dazu veranlasste, sich und ihre Tochter als „echte ,Norberg-Frauen’“ zu posten, was an den Zank erinnert, der entbrannte, weil gleich zwei Sänger meinten, der echte Wendler zu sein – ein Ärger, den nur der echte Heino nachempfindet.
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Glimpflicher wäre der Streit wohl dann verlaufen, wenn Laura mutig zum unsexy Doppelnamen gegriffen hätte: Laura Müller-Norberg, da denkt man nicht an ein 19-jähriges Beautysternchen, eher schon an Politikerinnen wie Roswitha Müller-Piepenkötter oder Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
Um die Verwirrung komplett zu machen: Laura Norberg kündigte an, weiter unterm Mädchennamen Laura Müller aufzutreten – womitauchimmer sie auftritt.
Im Namen des Papstes
Dass Menschen die Namen ändern, hat fast so lang schon Tradition wie die Vergabe von Namen selbst. Davon kann fast jeder Papst ein Loblied singen. Das fing nicht erst mit Benedikt XVI. an, der ja bekanntermaßen seit der Taufe Joseph Aloisius Ratzinger hieß. Die Verleihung eines Papstnamens geht ganz bis zum Anfang der christlichen Kirchen zurück, denn selbst Petrus hieß ja eigentlich nicht Petrus, sondern Simon. Erst als Jesus ihn als Fels (lat. Petrus), „auf den ich meine Kirche bauen will“ bezeichnete, nannte man ihn Petrus – oder Simon Petrus… Gottlob gehorcht die Vergabe von Papstnamen ein paar strikten Regeln, die in Einklang mit den christlichen Traditionen stehen müssen. Und deshalb, das ist das Gute, wird uns auf absehbare Zeit ein Papst Kevin erspart bleiben.
Kanzler mit Kampfnamen
Wenn man es bei kirchlichen Ämtern mit dem Namen schon nicht allzu päpstlich nimmt, kann man getrost auch in politische Ämter unter falschem Namen aufsteigen. Prominentestes Beispiel in der Bundesrepublik dürfte ein gewisser Herbert Frahm sein, der 1933 beim Aufbau einer Parteiorganisation in Oslo den Kampfnamen Willy Brandt annahm, ihn behielt und gut 30 Jahre später damit Parteivorsitzender der SPD und 1969 immerhin Bundeskanzler wurde.
Die Launen der Künstler
Dass Künstler ihre Namen nach Tagesform wechseln, ist man ja spätestens seit Puff Daddy gewohnt, der bürgerlich Sean Combs heißt, aber auch unter P. Diddy, Puffy, Swag, Love, Brother Love oder Diddy firmierte, einfach so. Es kann aber auch wie im Fall von Prince (bürgerlich Prince Rogers Nelson) geschehen, dass schlicht ein Streit mit der Plattenfirma den Namenswechsel bewirkte, weshalb Prince sich zwischenzeitlich ein schmuckes Symbol als Namen zulegte und sich gern „Zümbel“ nennen ließ – oder auch TAFKAP, ein Kürzel für „The Artist formerly known as Prince“. Die jüngste Umbenennungswelle erfasste Bandnamen mit vermeintlich rassistischen Bestandteilen, weshalb sich die Dixie Chicks fortan nur noch The Chicks nennen werden und Lady Antebellum nun nur noch Lady A. heißen. Manche Künstler wollen ganz schlicht unerkannt bleiben, verbieten die Nennung ihres echten Namens in der Öffentlichkeit und drohen gleich mit dem Anwalt – eine wahrhaft rumpelstilzchenhafte Empfindlichkeit: Ach wie gut, dass niemand weiß, wie der Atze Schröder richtig heißt...
Kurze Ecke mit Zecke
Ob Fußball nun eine Kunst ist, darüber mag man streiten. Aber was bei brasilianischen Kickern längst selbstverständlich ist, nämlich den Spitznamen auf dem Leibchen zu tragen, musste sich Andreas Rainer Neuendorf erst ertricksen. Er, den sie wegen eines fiesen Insektenbisses immer nur „Zecke“ nannten, musste erst jenen fiesen Tiernamen als Künstlernamen im Ausweis eintragen lassen. Und weil Fußball von deutschen Behörden immer noch nicht als Kunst anerkannt wird, musste er zuvor noch zwei Ölgemälde malen und versteigern lassen. Und all das nur, um auf dem Rücken seinen Spitznamen zu präsentieren.
Fantastische Namenswesen
Fast schon als normal gilt es für Autoren, statt ihres echten Namens ein Pseudonym zu verwenden – wegen des Images, wegen politischer Verfolgung, wegen der Verwechselbarkeit mit anderen oder schlicht aus Schabernack. Oder aus weiteren Gründen: So wollte der Verlag von Stephen King einst nicht, dass der Vielschreiber mit seinem Namen den Markt überschwemmte. Deshalb veröffentlichte King die überzähligen Geschichten als Richard Bachman – auch um sich selbst zu beweisen, dass er sogar ohne die Anschubhilfe durch seinen prominenten Namen erfolgreich sein könnte.
Etwas anders motiviert war die erfolgsverwöhnte „Harry Potter“-Schöpferin Joanne K. Rowling, deren Krimi „Ein plötzlicher Todesfall“ erstaunlich wenig mit Zauberschülern zu tun hatte – und deshalb zunächst bei strengster Geheimhaltung unter dem Pseudonym Robert Galbraith erschien.
Soziale Medien
Bei so viel Namenskuddelmuddel stellt sich ja die Frage, warum etwa Facebook wie ein trotziges Kind in seinen Nutzungsbedingungen auf Klarnamenspflicht pocht, wo sich im Netz doch seit der Freischaltung der ersten Datenleitung die Menschen unter fantastischen Namen wie Ben Zin, Anna Bolika und Arne Stesie tummeln. Man müsste mal auf der Facebook-Seite von Michael Norberg (übrigens ein kanadischer Produzent) nachforschen – oder vielleicht doch lieber den Wendler fragen...