Iserlohn/Herdecke. Wolfgang Kaminski managte Stars wie Roy Black, Heino und Karel Gott. Der 67-jährige Herdecker, heute Maler, rechnet mit der Musikbranche ab.
Wenn man den Herdecker Musikmanager Wolfgang Kaminski nach den ehernen Grundpfeilern seines Berufes – besser: seiner Berufung – fragt, dann fasst er das in zwei Worten zusammen: „fördern und schützen“. Und in genau diesen beiden Koordinaten hat der heute 67-Jährige in den vergangenen gut vier Jahrzehnten gedacht, gearbeitet und gelebt. Schlager- und Musikstars wie Karel Gott, Daliah Lavi, DJ Ötzi oder auch der unvergessene Helmut Zacharias hat er betreut und begleitet. Wencke Myhre und Francine Jordi stehen zur Zeit noch immer unter seiner behutsamen Obhut.
Die Stars vor Ungemach bewahrt
„Ich habe eigentlich nie wirklich einen Star gemacht, vielleicht dann und wann höchstens einmal vor etwas bewahrt“, sagt Kaminski in aller Bescheidenheit. Das trifft vor allem vielleicht bei Gerhard Höllerich am meisten zu, der als Roy Black (1943-1991) in der Ruhmeshalle des deutschen Schlagers nach wie vor ganz fest auf einem Marmorsockel steht. Als jener Roy Black in den 70er Jahren nach einem schweren Karriereknick ganz tief am Beliebtheitsboden lag, richtete ihn Wolfgang Kaminski geradezu fürsorglich und voller Geduld wieder auf. Den einstigen Schnulzenkönig, der dann plötzlich nicht nur kitschig schluchzte, sondern auch medizinisch am Herzen schwächelte, schleppte der Kümmerer Kaminski nicht etwa in eine Universitätsklinik oder ein Promi-Sanatorium, sondern aus dem gleißend-gefährlichen und verbrennenden Rampenlicht in die wohltuende Provinz-Anonymität nach Herdecke. Also in Kaminskis direkte Heimat.
Dort war die gesundheitliche Versorgung im örtlichen Krankenhaus bestens gewährt – und der schützende Manager wohnte zudem praktisch nebenan. Tatsächlich kam Roy Black nochmals auf die (Karriere-)Beine, und Wolfgang Kaminski erklärt das so: „Ich war und bin nie nur mit Stars zusammen, sondern mit dem ganzen Menschen, den ich auch privat kenne.“ Solches Denken und Handeln spricht sich natürlich in der harten und nicht selten gnadenlosen Musikbranche herum. Da, wo Vertrauen eine wertvolle Währung und echte Freundschaft ein rares Gut sind, da hat der herzliche Herdecker stets und nachhaltig gepunktet. Helmut Zacharias, Patrick Lindner, Heino und zahllose andere Musikgrößen haben das immer und wohl auch ewig zu schätzen gewusst.
Die zweite Karriere
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Wer aber so für und mit seinen Schutzbefohlenen mitlebt und manchmal eben auch mitleidet, der braucht einen Ausgleich. Neben seiner fast 50-jährigen Ehe, dem erwachsenen Sohn und den inzwischen vier Enkelkindern, war und ist das bei Wolfgang Kaminski immer schon die Malerei gewesen. Lange mochte er der Öffentlichkeit gar nicht zeigen, was er auf die Leinwand bringen konnte, nun aber hat er seit einigen Jahren unter dem Pseudonym Max Heide eine zweite Karriere gestartet. Im Iserlohner Parktheater ist gerade bis zum 2. April unter dem Motto „Komponist der Farben“ eine Ausstellung mit seinen Bildern zu sehen. Der illustren Wirklichkeit seines Musikmanagements scheint Kaminski damit in die freie, abstrakte Kunst zu entfliehen. Die farbprallen Motive haben etwas Meditatives, vielleicht sogar für ihn selbst etwas Therapeutisches. Er male nicht für andere, sondern vorrangig für sich selbst, gesteht der Künstler. Wenn es dann noch anderen gefällt, na, umso besser. Und der Direktor des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Dr. Jens Stöcker, urteilt fachlich über Max Heides Malerei: „Sie lebt von seinem treffenden Gespür für Farbe und Farbkombinationen. Seine Bilder eröffnen flirrende Räume, leuchtende Landschaften und Traumwelten.“
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Natürlich kommt dem Maler Max Heide das dichte Netzwerk des Musikmanagers Wolfgang Kaminski unmittelbar zugute. Die staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen hat kürzlich eine limitierte Tassen-Edition (50 Stück) mit exklusiven Heide-Motiven herstellen lassen, und zwölf Bilder des Herdeckers bilden den aktuellen Jahreskalender der Deutschen Krebshilfe. Doch es ist nicht dieser augenfällige Erfolg des Malers Max Heide, der den Menschen Wolfgang Kaminski trägt und prägt.
Ein reicher Mann
„Ich bin ohnehin ein reicher Mann“, ruht er förmlich in sich selbst und meint dabei weder Kontostand noch materiellen Besitz. Familie und Freunde, gute Erinnerungen und verbindliche Werte bilden auch im siebten Lebensjahrzehnt für den umtriebig Kreativen das Gerüst seines Denkens und Handelns.
Für „Deutschland sucht den Superstar“ und ähnliche TV-Formate fehlt Kaminski das Verständnis. „Wenn ich die ganze Häme, die Hetze, das Vergiftete und allgemein das Böse im heutigen Showgeschäft sehe, dann gefällt mir das ganz und gar nicht mehr. Und schaut man dann noch auf die gigantischen Gagen, die heute die Stars in den riesigen Konzerthallen bekommen, dann muss ich einfach sagen: So viel Geld hat einfach kein Künstler verdient.“
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