Bochum. In Bochums Schwarzem Hahn ist es hübsch und heimelig. Gäste des „Gallo Nero“ erleben niveauvolle Gastlichkeit – und eine ansprechende Küche.
Ältere erinnern sich ganz sicher noch: Drei Jahrzehnte war Bochums „Gallo Nero“ eine feste Größe. Bis 2009 tischte die Familie Mastroianni am Südring Hausmannskost aus ihrer italienischen Heimat auf. Seit einiger Zeit sind sie zurück: neue Adresse (wenn auch wieder in Bochum) und dazu eine Küche, die etwas ehrgeiziger zur Sache kommt.
Dennoch scheint uns hier ein ganz netter Spagat gelungen. Menschen, die einfach gern eine Lasagne essen, sind im recht schicken Lounge-Ambiente noch immer willkommen und werden bei 8,50 € auch noch preisfair bedient. Das trifft auch für die Pizza-Fraktion zu. Zwar finden sich schlichte Einstiegsdrogen wie „Margherita“ und „Salami“ nicht mehr auf der Karte, doch sind die Pizza „Dell’ Orto“ (mit frischem Gemüse, 9,50 €) oder „Mare e Monti“ (Thunfisch, Zwiebel, Champignons, 8,20 €) bezahlbare Alternativen.
Günstig kalkuliertes Vier-Gang-Menü
Zugleich zeigt (neben der ohnehin großen Speisenauswahl) etwa die Monatskarte, dass das Portfolio mehr will. Wir testen das in einem Vier-Gang-Menü, das mit 31,50 € günstig kalkuliert ist. Eigentlich sind es der Gänge sogar fünf, zählt man den herb-spritzigen Aperitif dazu, der den Reigen eröffnet. Es ist ein Amaro Averna, den Zitrone, Tonic und Eis zum Prickeln bringen.
Ideal zum Usselwetter fügt sich die folgende Suppe: eine schön sämige Süßkartoffelcreme, deren ohnehin kräftiger Kern noch durch eine knusprige Einlage betont wird: Es ist frisch gebratener Bauchspeck. Mit feinen Teigwaren gehen wir in die nächste Runde. Die „Triangoli ripieni di Melenzane“ sind stattliche Pasta-Dreiecke, deren Inneres knackige Walnüsse, Auberginen und Ricotta bestücken. Lecker, aber einen Punktabzug in Kreativität leisten wir uns doch: Die darunter liegende „Creme von der Süßkartoffeln“ scheint uns eine Schwester der vorangegangenen Suppe – wenn nicht sogar die Zwillingsschwester...
Saftig-rosiges Rinderfilet als Hauptgang
Feine Fleisch-Qualität dann im Hauptgang, ein saftig rosiges Rinderfilet mit einer Sauce, die 2019 von Sterneköchen vielleicht belächelt würde, aber unserer Zunge macht der edelscharfe Klassiker aus Worcestersauce, Senf, Sahne und Tabasco einfach Spaß.
Den Schlussgang (ein warmer Apfelcrumble mit Eis) hätten wir uns mediterraner vorstellen können, aber er fügte sich ins winterliche Genießen.
Fazit: Ein nettes Restaurant mit Offerten für ganz unterschiedliche kulinarische Neigungen, wozu auch frischer Edelfisch wie Wolfsbarsch zählt, der uns im Test (aus dem Ofen, 17,90 €) gut gefiel.
Anfahrt
Gallo Nero, Oskar-Hoffmann-Str. 101, 44789 Bochum. Tel.: 0234–9536500. www.gallonerobochum.de
Küche
Mehr als ein einfacher Pizza-Italiener will das „Gallo Nero“ sein. Das Haus ist auf gutem Weg. Ideal wären aktuell dreieinhalb Sterne. 4/5
Ambiente
Ganz hübsch und heimelig eingerichtet. Über Details (Kugelbuchsbäume aus Kunststoff) müssen wir ja nicht alle der gleichen Meinung sein. 4/5
Service
Wir fühlten uns von niveauvoller Gastlichkeit umgeben. Kleine Abweichungen von der Karte wurden absolut freundlich umgesetzt. 4/5
Preise
Das Gallo Nero hat gut balanciert. Es kann immer noch die Familie mit Durchschnitts-Budget einkehren. Ehrgeizigere finden aber auch Geld-Anlagen. 3/5