Essen. Ein kleiner knautschiger Schutzmann fliegt in alle Welt – und die Spender posten seine Bilder auf Instagram: süße Idee, bitterer Hintergrund!
Er ist klein und handlich. Und rundlich. Er trägt eine Uniform, eine Mütze und lächelt immerzu freundlich vor sich hin. Anton heißt der dicke Polizist und er reist, die Hand stets amtlich-akkurat am Hosenbund, um die Welt. Entdeckt sein Revier, Wiesen, Wälder, Tirol. Der Kerl kommt rum. Er trifft Eichhörnchen und Koalas, Seehunde und Esel. Und davon gibt es Fotos. Viele Fotos. Auf Instagram!
Anton Insta Superstar!
Seine Dienststelle ist die Tower Bridge in London, das Atomium in Brüssel oder umme Ecke auf Prosper in Bottrop. „Schutzmann Anton“ heißt er im sozialen Netzwerk. Doch wer ist dieser knuffige Typ eigentlich? Was hat es mit dem gedrungenen Gesetzeshüter auf sich? Wir haben mit Anton gesprochen.
Ein wahrer Freund und Helfer
Faustgroß ist die Puppe, wie einer dieser Knautschbälle, die gegen Stress helfen. Helfen tut er auch, der kleine Freund, ganz wie es sich für einen Freund und Helfer gehört. „Jeder sollte einen Anton haben, denn mit Anton tut jeder Besitzer auch etwas Gutes.“ Sagt Anton.
Er kommt allerdings von keinem Kommissariat, sondern stammt von der Polizeistiftung „David + Goliath“ aus Mülheim. Der Name der Stiftung bildet sich aus den beiden Funkkanälen und deren Rufnamen David und Goliath. „Wir setzen uns für Kinder in Not, traumatisierte Kinder und Brandopfer ein.“ Und zwar mit jedem Cent.
„Sau-cooles Bild“
Und so geht’s: Mit fünf Euro (oder natürlich nach Belieben gerne mehr) geht eine Anton-Figur zum Spender. Und jeder Spender kann, nein: soll ihn dann überall hin mitnehmen, Fotos machen und auf Instagram zeigen, was Anton erlebt. So landete er im Duisburger Zoo, am Strand von Sansibar und sogar beim Derby Schalke gegen Dortmund. Es ist ein bisschen so wie der Gartenzwerg bei der „Fabelhaften Welt der Amelie“, der einst im Kino auf große Fahrt von Freiheitsstatue bis zum Kreml ging, was im Prä-Instagram-Zeitalter indes auf Polaroid-Fotos dokumentiert wurde.
Die Intention aber bleibt gleich: die Menschen erfreuen. Ihnen etwas Pein und Kummer lindern durch ein unerwartetes, aber unvermeidbares Lächeln. Denn Anton hat Humor. „Sau-cooles Bild“, kommentiert ein Nutzer den Schnappschuss mit einem Schwein. „Dagegen sehe selbst ich ja richtig schlank aus“, scherzt Anton.
Eigener Dienstausweis
„Schutzmann Anton ist ein erfahrener Spezialist in Sachen Stressabbau.“ Und das sagt jetzt nicht Anton. Das kommt von seinem geistigen Vater Dirk Vennemann. Der 47-Jährige kümmert sich mit zwei Kollegen um die Instagramseite von Anton und die Vermarktung für die Stiftung. Zuletzt trat Anton als sympathischer Werbeträger bei der heute endenden Messe „Mode, Heim und Handwerk in Essen auf.
Anton dürfte übrigens das einzige Maskottchen mit eigenem Dienstausweis sein. Ob die Dienstnummer 123456789101112 allerdings die Ganoven und Langfinger da draußen das Fürchten lehrt?
Nutzen tut er übrigens – also der kleine Schutzmann, nicht der Ausweis – nicht nur dem guten Zweck. Vennemann: „Anton hilft zum Beispiel auch gestressten Büromenschen oder gelangweilten Kindern auf Autofahrten.“ Vennemann freut sich über die vielen Bilder, die die Menschen von dem kleinen Knubbel einschicken. 750 sind es schon, doppelt so viele haben das witzige Profil abonniert. „Der kommt ganz schön rum und es nimmt kein Ende. Das ist wirklich schön zu sehen, dass unser kleiner Schutzmann so viel Freude bereitet.“
Will ich auch
Die Instagram-Seite gibt es seit Anfang vergangenen Jahres. Die Stiftung hilft aber bereits seit 16 Jahren Kindern, die durch Unglücksfälle oder Verbrechen unschuldig in Not geraten sind, u.a. einer Mülheimer Familie, die im Sommerurlaub in Sri Lanka einen tödlichen Verkehrsunfall hatte; ein Trike-Korso für krebskranke Kinder wurde ebenfalls unterstützt.
Wer auch einen Anton (ab 5 Euro, 2 Euro Versand) haben möchte: Den gibt’s – neben anderen Angeboten wie Selbstbehauptungskurse für Mädchen oder Selbstverteidigung für Unternehmen – auf der Seite des Polizeisportvereins (PSV Mülheim an der Ruhr): psvmh.de/shop.html – der Verein widmet sich weniger dem Sport, sondern vielmehr Prävention und Opferschutz.
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