Bochum. Ab ins Wirtshaus! Fieges Stammhaus in Bochum ist der passende Ort für die Küche zum Pils. Die Auswahl ist üppig, die Schnitzelkarte ulkig.

Bevor es ans Eingemachte geht, würde ich heute gerne kurz mit Ihnen nach den Sternen greifen: Nicht selten fragen Leser, wie denn die Symbole zu verstehen seien. Denn manchmal besuchte ich doch schnöde Pommesbuden, ein anderes Mal weilte ich ja in der Spitzenküche. „Vier Sterne für Fritten?“

Gute Frage, aber die Antwort ist auch nicht schlecht: Unser Maßstab beurteilt das jeweilige Lokal allein in seiner Klasse. Es wäre total sinnlos, gar ein Todesurteil, einen Imbiss mit Michelin-Gekrönten in einen Topf zu werfen. Übersetzt: Kann einer nur Currywurst, dann messen wir ihn nicht mit Perlhuhn.

Herzhafte Posten wie Heringsstipp oder Sülze mit Remoulade

Damit sind wir bei Lokalen wie Fieges Stammhaus in Bochum. Wer erwartet, dass hier Verrücktheiten der kulinarischen haute volée serviert werden, ist an der falschen Adresse. Wir reden ja von einem Wirtshaus und das listet Dinge, die von vielen Speisenkarten verschwunden sind. Viele vermissen herzhafte Posten wie Heringsstipp oder Sülze mit Remoulade (beides mit wirklich gut gemachten Bratkartoffeln für je 10,90 €). Hier gibt es sie! – sogar die gute alte Kneipenfrikadelle (mit Brot 3,20 €) und Sol-Eier („mit hausgemachtem Kartoffelsalat“ 5,90 €).

Kurz: Das ist so recht ein Ort für die Küche zum Pils. Dessen Auswahl ist hier üppig. Die namensgebende Familienbrauerei hat vom Klassiker über das rotbraune „Bernstein“ bis zum naturtrüben „Zwickel“ den Tresen bestückt.

Verneigung vor Bochum auf der ulkigen Schnitzelkarte

Eine weitere Verneigung vor Bochum findet sich auf der ulkigen Schnitzelkarte: Die panierten Schweinelachsscheiben sind im Stammhaus nach Stadtteilen benannt. Dass das einst dörfliche Langendreer die Variante mit Zwiebeln und Speck ist (14,90 € samt Pommes und Salat), liegt nahe. Auf Hordel (mit Paprikasauce) und Wattenscheid (mit gebratenen Champignons) mache sich jeder seinen eigenen Reim. Im Test nehmen wir uns die Cordon bleu-Variante vor, die hier Hofstede getauft ist. Das ist ordentliche Qualität, dazu mager und zart, bei schön knuspriger Panade – und mit 14,90 € ein guter Preis.

Hinter uns wird Skat gedroschen, am Nebentisch gibt’s eine kleine Weihnachtsfeier – nett unaufgeregt und familiär ist diese Einkehr, auch wenn die historische Dimension, die die alten Fotos aus frühen Bierbrauertagen beschwören, es schwer hat, gegen die sterile Fußgängerzone draußen vor der Tür anzukommen. Wer zu einem gut gezapften Pils einfach mal gradlinig satt werden will, könnte schlechter bedient sein. Apropos: Aktuell ist Muschelzeit im Stammhaus!

-> Fieges Stammhaus, Bongardtstraße 23, 44787 Bochum. 0234-4174688. www.fieges-stammhaus.de

Küche: Hausmannskost für Menschen, die klare Küchenkante mögen. Mittags ebenfalls deftig – und preiswert: z.B. Dicke Bohnen mit Mettwurst für 4,50 €.

Ambiente: Es waltet altdeutsche Gemütlichkeit, teils kommt sie im Stammhaus sogar echt historisch daher, wofür das „Bierkutscherzimmer“ bürgt.

Service: Wir wurden vom rein weiblichen Team flott und fröhlich betreut. Dass statt Matjes Heringsstipp kam, haben wir nicht reklamiert. Auch lecker...

Preise: Die Preise sind von der fairen Sorte. Sehr gut beim Mittagstisch (12-14.30h). Und natürlich beantworten wir die Bier-Frage: 0,3l Pils gibt es für 3 €.