Duisburg. Bye bye, Pille? Das Duisburger Model Hanna Bohnekamp hat die Pille abgesetzt und schreibt auf Instagram, welche heftigen Auswirkungen das hat.
„Im letzten Monat wurde alles wieder sehr viel schlechter. Die Hormone geben gerade nochmal richtig Gas“, schreibt Hanna Bohnekamp unter ihrem neuesten Post bei Instagram. Auf dem Foto zeigt sie sich ungeschminkt – die 27-Jährige versteckt ihre Akne nicht. Unter dem Hashtag #hautsachegemeinsam dokumentiert das Model (bekannt durch Germany’s Next Topmodel by Heidi Klum) seit mehreren Monaten, wie sich ihre Haut verändert hat, seitdem sie die Antibabypille abgesetzt hat. „Erst wollte ich mich am liebsten verstecken“, erinnert sich die Duisburgerin. „Aber irgendwie dachte ich mir, ich bin so wie ich bin.“
Das Model, das für ihre lange Rapunzel-Mähne bekannt ist, teilt mit ihrer Community, wie sich ihr Körper durch die hormonelle Umstellung verändert hat. Nicht nur mit Akne, sondern auch mit Haarausfall und Gewichtsschwankungen hat Hanna zu kämpfen, seitdem sie sich letztes Jahr im September dazu entschieden hat: Ich möchte auf eine hormonfreie Verhütung umsteigen. „Meine Stimmung war sofort besser. Generell würde ich sagen, dass ich sehr viel gelassener und ruhiger geworden bin.“
Mit 14 Jahren hat die Studentin angefangen, die Pille zu nehmen – ihre Eltern seien damals übervorsichtig gewesen, als Hanna ihren ersten Freund mit nach Hause brachte. „Ich habe die Pille so lange genommen, dass es mir selbst schon unheimlich war“, so die 27-Jährige. „Außerdem habe ich immer wieder Brustschmerzen gehabt.“
GNTM-Kandidatin teilt sich auf Instagram mit
Die Antibabypille ist in Deutschland immer noch das Verhütungsmittel Nummer eins. Seit knapp 60 Jahren ist sie auf dem Markt und wird seitdem vor allen Dingen für ihren zuverlässigen Schutz und die einfache Anwendung geschätzt. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Zwischenblutungen, Migräne, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Online-Arztpraxis „Zava“. Die Umfrage polarisierte Mitte des Jahres mit ihren Ergebnissen: Demnach nehmen 1,4 Millionen Frauen in Deutschland eine für sie ungeeignete Antibabypille ein, 88 Prozent der Befragten berichteten, schon mal Nebenwirkungen gehabt zu haben.
Der Berufsverband der Frauenärzte kritisierte diese Studie jedoch – trotz Nachfragen seien die Quellen nicht offengelegt worden und auch die Kontrollgruppe fehle, hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes. So sei schließlich unklar, ob die Symptome nicht auch ohne Pilleneinnahme aufgetreten wären.
Ob Nebenwirkungen oder nicht: Jüngere Frauen scheinen sich dennoch mit den Auswirkungen der Antibabypille zu beschäftigen. Täglich bekommt Hanna positives Feedback zu ihren Bildern und Videos auf Instagram, gerade weil sie so offen über das Thema Verhütung und die möglichen Nebenwirkungen spricht.
Etwa 15.000 neue Follower hat die Duisburgerin allein dieses Jahr bekommen. Geplant sei das nicht gewesen. „Ich habe mir nicht vorgenommen, anderen mit meinen Erfahrungen zu helfen“, sagt Hanna. „Aber ich habe gemerkt, dass sich viele mit diesem Thema beschäftigen möchten, vielleicht auch, weil man im Freundeskreis eher selten über Verhütung spricht.“
Auch Dr. Christine Gathmann, die bei der Familienberatungsstelle von Pro Familia in Oberhausen tätig ist, kann eine Tendenz erkennen: „Was früher immer mal wieder ein Thema war, ist mittlerweile beinahe eine Parallelströmung. Ich habe das Gefühl, dass sich auch niedergelassene Gynäkologen damit beschäftigen.“ Dass Frauen ihre Pille absetzen wollen, habe meist medizinische Gründe, erklärt die Ärztin. Oder die Patientinnen fühlen sich einfach nicht mehr wohl damit. Viele steigen dann auf das Diaphragma um, doch die richtige Verhütung zu finden, hänge immer von der persönlichen Lebensphase ab.
Auch von der alten Regel, die Spirale sei für Frauen ohne Kinder ungeeignet, weil sie durch eine erhöhte Infektionsgefahr zur Unfruchtbarkeit führen könne, weiche man mittlerweile ab. Ob sie für junge Frauen geeignet ist, entscheide man im Einzelfall, je nachdem wie groß die Gebärmutter ist und ob man Schmerzen bei der Regelblutung habe.
Partner oder Frauenarzt fragen
Welche Verhütungsmethode sich Model Hanna Bohnekamp langfristig vorstellen kann, weiß sie noch nicht. Die Influencerin probiert derzeit die NFP-Methode (Natürliche Familienplanung) aus, die streng genommen keine Verhütungsmethode ist, sondern bei richtiger Anwendung die fruchtbaren Tage einer Frau ermittelt – dafür wird regelmäßig die Basaltemperatur gemessen und der Schleim vom Gebärmutterhals beobachtet. Die Beobachtungen werden anschließend nach bestimmten Regeln ausgewertet.
Die 27-Jährige will niemanden dazu drängen, die Antibabypille abzusetzen, vor allen Dingen nicht überstürzt. Vor solch einer Entscheidung sollte man sich mithilfe von Blogs im Internet oder Büchern wie „Bye Bye Pille“ über die Umstellung, die der Körper nach dem Absetzen der Pille macht, informieren. „Halte ich das aus? Welche Alternativen gibt es? Das sind Fragen, die man sich vorab stellen sollte, auch zusammen mit dem Partner oder Frauenarzt. Meine Frauenärztin hat da zum Glück sehr entspannt reagiert“, erinnert sich die Studentin.
Was die Influencerin jedoch ärgert: Wenn die Pille in der Pubertät als „Beautyprodukt“ verschrieben wird, um Pickel zu bekämpfen, so wie es bei ihr der Fall war. „Da hätte ich mir damals mehr Aufklärung gewünscht.“
Podcast, Blog und Online-Ratgeber
Was mit dem Körper nach dem Absetzen der Pille passiert und wie man ihn unterstützen kann, beschreibt Isabel Morelli in ihrem Ratgeber „Bye Bye Pille“. Zusätzlich werden andere Verhütungsmethoden vorgestellt.
Wer sich für das Thema interessiert, kann auch auf ihrem Blog www.generation-pille.com vorbeischauen. Im Podcast werden weitere Themen rund um das Thema Pille diskutiert.
In einem Online-Kurs können interessierte Frauen die NFP-Methode genauer kennenlernen. Der Kurs kostet momentan knapp 60 Euro und beinhaltet Videos mit Infos zur richtigen Anwendung der hormonfreien Methode.