BOCHUM. . Das „Landau“ in Bochum ist eine Institution. Stammgäste schätzen den Charme – und eine (vorwiegend portugiesische) Küche, auf die Verlass ist.

Es ist mir nicht peinlich, nicht zu den Leuten zu gehören, die Kontinuität langweilt. Ehrlich gesagt sind mir Menschen ein Rätsel, die bei jedem Ausgehen Neues suchen, als wären Restaurants Boutiquen, deren Mode plötzlich von Gestern ist.

Was Moden angeht: Das „Landau“ in Langendreer gab es schon viele Jahre, ehe eine ganze Riege von (Amateur)-Gastronomen beschloss, ins Tapas-Geschäft einzusteigen – und dabei so frech zu sein, selbst die Aioli fertig beim Großmarkt einzukaufen. Die kulinarische Vormacht des Landau hat freilich nichts damit zu tun, dass die eroberungswütigen Spanier mal Langendreer unterjocht haben. Das ist 420 Jahre her; nicht einmal ältere Leser erinnern sich.

Eine Institution ist das Landau dennoch: Der schöne Fachwerkbau gleich gegenüber der alten Christuskirche erinnert an die dörflichen Zeiten des Bochumer Stadtteils. Vertraut ist Stammgästen auch der ungezwungene Charme drinnen: Balkendecke und Holzboden, keine Etepete-Kultur am Tisch sondern eine fast noch studentische Lockerheit. Und es waltet eine (vorwiegend portugiesische) Küche, auf die Verlass ist.

Kulinarische Reise mit den Klassikern des Hauses

Immer wieder gern ordert das treue Publikum die Klassiker des Hauses. Sie eröffnen mit dreierlei Aioli und leckerem Brot (6€, gut, wenn auch die klassische Aioli-Variante uns zu wenig Charakter zeigte). Dann gehen sie über zu jenen kleinen Leckereien, die man am besten zum gegenseitigen Räubern ordert: Patatas con chorizo, Aprikosen mit Schafskäsefüllung, knusprige Sardellen oder würzige maurische Hähnchenspieße, alles um 5€. Wer dann noch kann (mickrig sind die „Rationes“ nicht): Ein absoluter Liebling und die reine Deftigkeit ist „Cataplana de Carna“ (16,80). Das Nationalgericht Portugals schmort lange im Ofen, in einer von Räuchernoten durchzogenen Tomaten-Paprika-Sauce geben sich Chorizo (portugiesisch: Chouriço) Landuro-Schweinerücken und Huhn den gegenseitigen Aroma-Kick – prachtvoll, gerade im Herbst und Winter. Falls dann noch Platz ist: Das dreierlei Süße (9,80€, Foto) ist mit Orangen-Mascarpone, Vanillecreme mit Karamell und Schoko-Mousse nicht extravagant, aber gut gemacht.

Wichtige Info: Das Landau hebt sich auch durch die verwendeten Produkte von der Tapas-Inflation ab. Die Eier sind Bio. Sowohl Huhn- als auch Schweinefleisch stammen aus artgerechter Haltung ohne industrielle Turbo-Nahrung.

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Landau, Alte Bahnhofstraße 13, 44892 Bochum-Langendreer, Tel. 0234-9272853. www.landau-restaurant.de .

Küche: Deftigkeit vor Feinschmecker-Ambitionen. Aber das, was auf der Karte steht, können sie einfach. Schön zeitgemäß: Es gibt viel Vegetarisches.

Ambiente: Die Räume sind eher „kneipig“, aber das passt ideal zur Kultur des Restaurants. Vorne eine „richtige“ Theke, sommers ein richtiger Garten.

Service: Den fanden wir im Test in Ordnung, bei der Frage nach Gerichten („Ist die Suppe gebunden?“) geriet die Dame allerdings ins Straucheln. Eine Aushilfe?

Preise: Sehr fair, man kann im „Landau“ auch unter 10 Euro noch auf einen durchaus respektablen Imbiss kommen. Getränke, wie überall, etwas höher bepreist.