Bochum. . Die ewige Tochter von Hausmeister Krause kann auch taff: Als Staatsanwältin geht Schauspielerin Janine Kunze (45) in die nächste Staffel „Heldt“.
Ja, sie war die Tochter von Hausmeister Krause und das wird sie auch immer bleiben. Aber auch als taffe TV-Staatsanwältin hat sich Schauspielerin Janine Kunze (45) einen Namen gemacht – seit 2013 läuft die Krimiserie „Heldt“ schon im ZDF und geht am Mittwoch (19.25 Uhr) in die neue Staffel.
Wie kann man sich das bei der fünfköpfigen Familie Kunze vorstellen: Alle mit Chips auf der Couch und Mama im Fernsehen gucken?
Kunze: (lacht) Tatsächlich schauen wir die erste Folge von „Heldt“ sehr oft alle zusammen, auch wenn ich diesmal durchs Drehen und eine Show am Abend verhindert bin. Sogar Freunde kommen oft dazu, es gibt eine Kleinigkeit zu essen – ist immer ein großer Spaß.
Und von Freunden und Familie ist echt aufrichtige Kritik zu erwarten?
Auf jeden Fall. Die Reaktionen der anderen finde ich auch sehr spannend, das ist ehrliches Feedback, da bin ich nicht beleidigt, auch was meine Kleidung, Fotos oder manche Sprüche angeht. Mich selbst sehe ich allerdings eher mit Befremden. Also, einen Wecker würde ich nicht für mich stellen oder den Videorekorder programmieren...
Ich dachte immer, alle Fernsehleute sind eitel. Oder ist das gar schon die höchste Form der Eitelkeit?
Mit Sicherheit sind wir alle eitel. Aber die höchste Form der Eitelkeit wäre doch wohl eher, nichts von der Kritik anzunehmen und zu denken, ich habe alles immer richtig gemacht.
Sie drehen seit acht Jahren, jetzt schon die achte Staffel, ganz schön langlebig! Wie erklären Sie sich das?
Wir drehen sogar bald die 100. Folge! In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist das echt ein Geschenk, über das wir uns sehr freuen. Wir versuchen einfach, konstant gut zu sein, haben große Spielfreude, die Fälle und die Beziehung bleiben aufregend – ach, wir lieben unseren Job.
Die Leute lieben Serien – aber eher auf Netflix und Co. Ist die gute alte Flimmerkiste nicht von gestern?
Lineares Fernsehen wird nie aussterben! Ich sehe die Problematik, Streaming ist einfacher zu gucken, wann und wo man will. Aber vielleicht ist es ja auch hin und wieder mal ganz schön als festes Ritual, wenn man sich an einem festen Ort zu einer festen Zeit zusammenfindet. Menschen mögen das. Und Heldt beispielsweise läuft ja auch bei Sky Krimi, über die Kombination kann man doch noch viel mehr Zuschauer erreichen. Es wird da insgesamt zu viel gejammert.
Ein heimlicher Hauptdarsteller ist ja auch der Schauplatz Bochum.
Ehrlich gesagt, so wahnsinnig viel bekommen wir gar nicht mit, weil der Fokus doch meistens auf dem Set liegt. Man merkt aber schon, dass die Bochumer freundlicher sind und uns mit offenen Armen empfangen, während man in Köln fast genervt ist von den Filmteams, weil immer irgendwo Aufnahmen laufen. Ins Bermudadreieck müssen wir natürlich unbedingt mal zum Feiern mit dem Team. Das haben wir bis jetzt nicht geschafft, steht aber auf dem Programm.
Apropos Filmfamilie: Wie sehr nervt es eigentlich, wohl auf ewig die Tochter von Hausmeister Krause zu bleiben?
Gar nicht. Klar wird man oft darauf angesprochen. Aber darum machen wir das doch auch als Schauspieler, um die Leute zu erreichen. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn die Leute mich kennen, egal woher – und vielleicht gibt es auch noch einen zusätzlichen Einschaltimpuls.
Man kennt Sie – und Sie stehen mit Ihrem Namen für soziale Projekte.
Das ist die größte positive Seite an dem Job. Der Bekanntheitsgrad verleiht einem eine übergreifendere Stimme, und diese Stimme kann man nutzen, um Gutes zu tun.
Auch für die Umwelt? Das große Thema unserer Zeit, quasi die Greta-Frage.
Natürlich. Gerade unsere drei Kinder achten da extrem drauf. Wir leben bewusst, essen nur ein, zwei Mal die Woche Fleisch, dann nur bio, vermeiden nach Möglichkeit Müll und Plastik, fahren viel Bahn und Fahrrad. Aber beruflich beispielsweise bin ich oft aufs Auto angewiesen. Sie sehen, man kann im Alltag nicht 1000 Prozent korrekt sein. Aber man soll es wenigstens versuchen. Da kann man ganz ganz viel von der Jugend lernen. Wir sollten auf sie hören und für sie und mit ihr Vorbilder sein. Leider haben viele noch nicht begriffen: Die Lage ist existenziell!
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