Essen. . Das eine „Kind“ hat bereits drei Söhne, das andere lebt in einer Pflegefamilie. Sie alle feiern ihre Mamas – und das nicht nur am Muttertag.

Was gefällt an der eigenen Mutter, was kann man von ihr lernen, wo ist sie ein gutes Vorbild? Hier die Antworten der kleinen und großen Kinder:

Lena, 5 Jahre, aus Essen, über ihre Mutter Melanie Krake (36):

„An meiner Mama mag ich am liebsten, wenn sie lacht! Deshalb versuch’ ich so oft es geht, sie zum Lachen zu bringen. Außerdem macht es total Spaß, mit ihr zu spielen, ‚Mensch ärgere Dich nicht‘ zum Beispiel, aber auch Kuscheln im Bett ist toll. Oft ist auch meine kleine Schwester Lotta dabei. Wenn wir morgens zu dritt zum Kindergarten laufen, machen wir sogar manchmal ein Wettrennen. Da bin ich immer die Schnellste – Mama muss dann nämlich Lotta auf den Arm nehmen. Für unser Kinderhaus im Garten hat Mama uns sogar eine echte Gardine genäht. Die ziehen wir jetzt immer zu, wenn wir uns mal verstecken wollen...“

Jutta Etzel (56), selbst Mama von drei Söhnen, über ihre Mutter Margret Reppert (89), die im Pflegeheim der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Essen-Steele lebt:

„Meine Mutter ist fast blind, aber sie lässt sich nicht hängen, sie knatscht nicht. Sie nimmt die Situation so an. Ich hoffe, dass ich das im Alter auch kann.

Sie geben sich Halt: Tochter Jutta Etzel (56) und ihre Mutter Margret Reppert (89).
Sie geben sich Halt: Tochter Jutta Etzel (56) und ihre Mutter Margret Reppert (89). © Olaf Fuhrmann

Ich kann von ihr lernen, vieles mit Humor zu nehmen. Das ist so wichtig.

Und sie ist an allem interessiert, zum Beispiel am Smartphone. Diese Neugierde bis ins hohe Alter, das schätze ich total.

Sie hat mir beigebracht, dass man sein Ding durchziehen muss. Ich war in der zehnten Klasse schulmüde. Ich habe gesagt: ,Mama, lass mich eine Bewerbung schreiben. Wenn es nicht klappt, mache ich Abitur.“ Es hat geklappt, bei einer Bewerbung! Wenn wir einen Deal gemacht haben, auch wann ich abends zu Hause sein sollte, gab es keine Diskussionen. Heute bin ich Kommunalbeamtin, Amtsinspektorin in Essen.

Ich bin ihr dankbar für ihr offenes Ohr, das sie immer hatte. Für Vertrauen, aber keine Strenge.

Können Mütter und Töchter Freundinnen sein?

Wir haben darüber gesprochen, ob Mutter und Tochter Freundinnen sein können. Als ich minderjährig war, nicht. Da muss man als Mutter klare Regeln setzen. Aber wenn man ein Kind ins Leben entlässt, damit es eigene Fehler macht – dann kann man Freundinnen sein.

Obwohl: Tochter bleibt immer Tochter. ,Hast du auch eine warme Jacke an?’ – „Jaaaa, Mama!“ (lacht).

Wir sind absolute Familienmenschen. Wir können über vieles reden. Ich besuche sie immer mittwochs und am Wochenende, meistens sonntags zwei Stunden. Da ist dann auch oft mein Bruder dabei. Der Besuch ist keine Pflicht. Ich freue mich. Ich freue mich, dass wir uns sehen. dass ich sie noch habe.“

Connor (7) war zehn Wochen alt, als er Teil der Familie Artelt in Oberhausen wurde. Er hat noch eine kleine Schwester, ebenfalls ein Pflegekind, und drei ältere Geschwister, darunter Leni (8), die leibliche Tochter von Johanna Artelt (42), Erzieherin. Die beiden Kinder über ihre Mutter:

Was gefällt euch an eurer Mutter am besten?

Leni: Dass sie sich um uns kümmert.

Connor: Das wollte ich auch sagen.

Wie kümmert sie sich denn um euch?

Connor: Sie macht uns Frühstück.

Leni: Sie tröstet uns.

Wie tröstet sie euch, wenn ihr zum Beispiel hinfallt?

Alles Liebe zum Muttertag: Pflegemama Johanna Artelt mit ihrer Tochter Leni und ihrem Pflegesohn Connor – hier bei der Erziehungshilfe Löwenzahn in Oberhausen.
Alles Liebe zum Muttertag: Pflegemama Johanna Artelt mit ihrer Tochter Leni und ihrem Pflegesohn Connor – hier bei der Erziehungshilfe Löwenzahn in Oberhausen. © Fabian Strauch

Connor: Dann hilft sie mir. Sie macht mir ein Pflaster drauf.

Kocht sie dann vielleicht euer Lieblingsessen?

Connor: Fischstäbchen und Kartoffeln.

Leni: Nudelauflauf.

Was macht ihr mit der Mama besonders gerne?

Connor: Tiere angucken. Im Kaisergarten. Die Rutsche ist da auch cool.

Leni: Basteln. Ich muss jetzt auch viel basteln, weil ich bald meine Kommunion habe.

Was kann eure Mama besser als andere Mütter?

Connor: Schminken! Karneval war ich eine Schildkröte.

Leni: Und ich ein Drache.

Könnt ihr etwas von eurer Mama lernen?

Connor: Auf jeden Fall nicht Karate.

Mara, 14 Jahre, aus Mülheim, über ihre Mutter Pia Bohse (50):

„Meine Mutter unterstützt mich, auch jetzt bei Fridays for Future, da habe ich zwei Stunden lang geschwänzt. Sie hat gesagt: ,Okay, du setzt dich für den Klimaschutz ein? Ich unterstütze dich dabei.’ Sie möchte nicht, dass ich jede Woche schwänze, das möchte ich selber nicht. Aber es war die erste Demo in Mülheim. Sie findet die Aktion selbst gut, sie geht auch zu den Demos. Das ist einfach ein toller Support von ihr, da freue ich mich drüber.

Mara (14) mit ihrer Mutter Pia Bohse.
Mara (14) mit ihrer Mutter Pia Bohse. © Martin Möller

Mir haben in letzter Zeit viele Menschen gesagt, dass ich für viele Sachen offen bin. Da habe ich überlegt, woran das liegen könnte. Meine Mutter lebt mir das vor! Wie man zum Beispiel andere behandeln soll. Sie hat mir immer den Spruch gesagt: ,Was du nicht willst, das man dir tu, das füge auch keinem andern zu.’ Das hat sie mir so oft gesagt, das hat sich in mein Gehirn eingebrannt. Mit diesem Motto lebe ich jetzt auch.

Sie sieht immer das Beste im Menschen

Sie ist generell sehr engagiert, sie macht etwas in der Kirche, sie macht etwas ehrenamtlich, sie geht zu alten Menschen, sie redet mit ihnen, verbringt Zeit mit ihnen, freiwillig. Sie sieht immer das Beste im Menschen, sie gibt jedem eine zweite Chance. Das ist eine total tolle Sache.

Mir ist auch nichts peinlich, ich habe zum Beispiel eine auffällige Lache – wie eine Seerobbe. Aber ich bin wie ich bin, ich muss mich nicht vor anderen verstellen. Auch weil meine Mutter mir gesagt hat: ,Akzeptiere dich, so wie du bist. Alle anderen gibt es schon und du bist so wie du bist einzigartig.’“

Elefantenbaby Gus über seine Mama Sabie (26):

„Meine Mutter ist sehr fürsorglich. Unsere Anlage im Wuppertaler Zoo hat ja so Treppen, die sind ein bisschen hoch für mich. Und wenn ich die nächste Hürde nicht schaffe, schiebt sie mich einfach mit ihrem langen Rüssel an – dann klappt das.

Das Elefantenbaby Gus zusammen mit seiner Mutter Sabie.
Das Elefantenbaby Gus zusammen mit seiner Mutter Sabie. © Kai Kitschenberg

Anfangs wusste ich gar nicht so recht, wie ich an die leckere Milch kommen sollte, aber auch da hat sie mich mit dem Rüssel in die richtige Richtung dirigiert.

Toll ist, dass sie sofort da ist, wenn ich sie rufe. Zugegeben, ich brülle regelrecht. Aber wenn mir Tuffi, meine dreijährige Schwester, mit ihrem Rüssel eine langt und ich fast umfalle, was soll ich da machen? Ich glaube, sie ist etwas eifersüchtig auf mich. Oder sie ist froh, dass sie nicht mehr die Kleinste ist und will jetzt das Sagen haben. Da muss ich mir wohl noch eine dicke Haut wachsen lassen. . .

Ganz anders ist da meine große Schwester Tika. Sie ist schon zwölf und eher wie eine Tante. Wenn meine Mama mal etwas mit den anderen Elefanten klärt, lässt mich Tika nicht aus den Augen. Ich weiß, eine von beiden überwacht immer meinen Schlaf. Das ist schön.

Ich bin richtig stolz auf meine Mami. Sabie ist nämlich die Leitkuh unserer Herde, sie führt die anderen an, ohne ihre Stellung zu missbrauchen. Da ist sie mir ein großes Vorbild.

Elefantenbaby duscht so gerne

Nur in einem Punkt könnte sie einfach mal aufhören mit dem Berüsseln. Wenn mich der Tierpfleger mit dem Wasserschlauch duscht. Dann könnte ich ewig auf dem Boden liegen und genießen – herrlich. Aber das lässt sie nicht zu. Damit ich den Anschluss an die Herde nicht verpasse, hebt sie mich mit ihrem Rüssel immer wieder auf. Wie ich schon sagte: Meine liebe Mutter ist sehr fürsorglich.“

Elefantenpfleger Filipe von Gilsa hat uns an Gus’ Gedanken teilhaben lassen. Das Elefantenbaby kam am 20. April 2019 im Wuppertaler Zoo zur Welt.