Bottrop. . Therapiehund Phil musste eingeschläfert werden. Besitzerin Wiebke Zillmer erinnert auf einer Gedenkseite im Internet an den verstorbenen Helden.
Was für ein Hundeblick: Aus treuen braunen Augen schaut Phidelius den Besucher der Website an. Über 40 Mal wurde das Foto des Schäferhund-Labrador-Mischlings kommentiert. „Danke, dass wir ihn als Therapiehund kennenlernen durften. Er hat einen besonderen Platz im Hundehimmel verdient“, hat zum Beispiel eine Familie geschrieben.
Das Bild und die Kommentare sind Teil einer Gedenkseite, die Wiebke Zillmer aus Hattingen für ihren Hund in einem Online-Portal für verstorbene Haustiere angelegt hat. Im Internet findet man verschiedene Plattformen dieser Art. Die Inhaberin einer Praxis für Ergotherapie in Bottrop hat sich für ‚Das Gedenkportal für Ihr Haustier‘ des Kleintierkrematoriums „Im Rosengarten“ entschieden.
Im vergangenen September ist Phil, wie ihn seine Besitzerin genannt hat, gestorben. Alles ging sehr schnell, ein unentdeckter Tumor an seiner Leber war gerissen. Phil musste eingeschläfert werden. „Niemand konnte sich von ihm verabschieden“, sagt die 40-Jährige. Ihre Stimme wird brüchig bei diesem Satz. Die Tränen lassen sich nicht zurückhalten. Ein ganzes Hundeleben haben die beiden miteinander verbracht und waren nicht nur privat, sondern auch im Berufsleben ein eingespieltes Team.
Drei Monate war der Mischlingsrüde alt, als er zu ihr kam. Eine Tierrettungsorganisation hatte ihn aus Griechenland geholt. Die Ergotherapeutin, die gerade in Essen ihre zweite Praxis eröffnet, ließ ihn zum Therapiehund ausbilden. Viele ihrer Patienten sind Kinder, nicht wenige leiden an Autismus. „Ein Hund nimmt mich so wie ich bin und erwartet nichts.“ Aus diesem Grund sei eine tiergestützte Therapie gerade bei dieser Erkrankung hilfreich.
„Phil hat vielen kleinen und großen Menschen geholfen. Ich war oft nur die Vermittlerin“, erzählt Wiebke Zillmer. Die Gedenkseite für Phidelius ist deshalb in einem speziellen Bereich des Online-Portals zu sehen. Unter dem Stichwort „Heldengedenken“ veröffentlicht das Kleintierkrematorium die Geschichten von Tieren, die dem Menschen einen besonderen Dienst erwiesen haben.
Sie wollte kein Grab auf dem Friedhof
Für die Gedenkseite im Internet hat sich die Ergotherapeutin vor allem aus einem Grund entschieden: „Ich wollte, dass es einen Ort gibt, an dem man um ihn trauern kann“, sagt sie und meint damit nicht nur sich selbst, sondern auch die vielen anderen Menschen, in deren Leben Phil Spuren hinterlassen hat. Ein Grab auf einem Tierfriedhof oder eine Bestattung im eigenen Garten kam für die 40-Jährige nicht in Frage. Zu groß erschien ihr das Risiko, dass sie diesen Ort etwa aufgrund eines berufsbedingten Umzugs selbst nicht regelmäßig besuchen könnte. Deshalb wählte sie den virtuellen Erinnerungsort.
Das Angebot ist kostenlos, nicht nur für Tierhalter, die ihr verstorbenes Haustier in dem Kleintierkrematorium einäschern lassen. „Jeder kann eine Gedenkseite erstellen“, sagt die Pressesprecherin Svenja Holle. Das Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Badbergen betreibt das Portal in der jetzigen Form seit zwei Jahren. Rund 13.000 Gedenkseiten wurden inzwischen angelegt. Die meisten sind einem verstorbenen Hund oder einer Katze gewidmet. Es gibt aber auch Tierbesitzer, die auf diese Weise von ihrem Zwergkaninchen, ihrem Hamster oder ihrem Wellensittich Abschied nehmen. „Bei uns wurden auch schon Gedenkseiten für ein Pferd oder ein Hausschwein angelegt“, erzählt Svenja Holle.
Die Zahl der Haustiere nimmt zu
Die Zahl der Haustiere nimmt in Deutschland seit Jahren zu. 2017 waren es laut einer repräsentativen Erhebung, die der Industrieverband Heimtierbedarf und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands in Auftrag gegeben haben, 34,3 Millionen.
Wenn das geliebte Tier stirbt, stoßen die Betroffenen aber nicht immer und überall auf Verständnis für ihren Verlust. „In einer solchen Situation bekommt man auf der Arbeit beispielsweise nicht automatisch frei“, erklärt die Pressesprecherin des Kleintierkrematoriums. In dem Gedenkportal treffen die trauernden Tierhalter auf Menschen, die das Gleiche durchlebt haben wie sie. Familienmitglieder, Freunde aber auch Fremde können auf den Gedenkseiten ihre Beileidsbekundungen hinterlassen. „Es war total tröstlich, wie viele Menschen auf diese Weise an Phils Tod Anteil genommen haben“, sagt Wiebke Zillmer.
Der Verlust eines Hundes
Was der Verlust ihres Hundes für sie bedeutet, kann die 40-Jährige kaum in Worte fassen. Zwölf Jahre ist ihr Phidelius alt geworden. Für einen großen Hund ist das ein stattliches Alter, für sein Frauchen kam sein Tod dennoch viel zu früh. Sie hatte geahnt, dass Phil Krebs haben könnte. Immer wieder hatten sich kleine Veränderungen an den Organen gezeigt. Die letzte Kontrolluntersuchung lag aber nur sechs Wochen zurück und da war noch alles in Ordnung.
Ganz gehen lassen konnte Wiebke Zillmer ihren Hund auch nach seinem Tod nicht. Sie ließ ihn einäschern. Ein kleiner Teil der Asche befindet sich in einem Edelstahlanhänger, den sie an einer Kette befestigt um ihren Hals trägt.
So ist Phil auch jetzt – sieben Monate nach seinem Tod – noch immer bei ihr.