Oberhausen. Lasst die Jungens an den Herd - und die Mädels natürlich auch. Beliebt bei den Gästen: das Azubi-Menü im Oberhausener Hackbarth’s.
Manchmal ist Tausch was durchaus Gewolltes, dazu komme ich gleich. Manchmal passiert er aus Versehen: Letzte Woche, vielleicht erinnern Sie sich, berichtete in dieser Kolumne, meine Kollegin Maren Schürmann vom Besuch des „La Petite Cave de Jeanette“. Doch die Autorenzeile war einer Technik-Panne geschuldet: Der Text war von mir – das tut uns leid und kommt nicht wieder vor.
Mehr Platz sei heute dem gezielten Tausch gewidmet. Man könnte es den Stuhlwechsel von „Herr und Knecht“ nennen, aber das würde der Ausbildung im schönen Restaurant „Hackbarth’s“ wohl kaum gerecht. Mehrmals jährlich überlässt der Chef, Namensstifter Jörg Hackbarth, einen ganzen Abend lang allein Lehrlingen das Regiment in Oberhausen – am Herd wie im Service.
Man kann das Mut zum Risiko nennen (ein ausgelernter „Feuerwehrmann“ hält sich aber bereit), Hackbarth selbst sieht im „Azubi-Menü“ die schöne Chance, die jüngsten Kräfte Verantwortung übernehmen zu lassen, „eine Form der Selbstständigkeit, die keine Berufsschule lehren kann“. Die Publikums-Nachfrage ist riesig. Es wird an diesen Abenden in zwei Schichten eingekehrt. Die erste Gästeschar kommt um 18 Uhr, die zweite um 20.15 Uhr. Das üppige Echo (wir stehen zur zweiten Schicht in geduldiger Schlange draußen, während drinnen neu eingedeckt wird) hat sicher auch mit der freundlichen Kalkulation zu tun. Für 25 € gibt es vier Gänge – und immer sind sie einem Motto unterworfen.
Bei Hackbarth’s in Oberhausen kochen einmal im Monat die Azubis. Das Haus ist voll
Wir wählten das rein vegetarische und hatten einen schönen Abend, an dem uns keinen Augenblick Fleisch oder Fisch gefehlt hätten. Der süßsaure Thai-Nudelsalat (mit Penne!) hat eine ideale Asia-Vinaigrette, winterlich saftig ist die Gemüse-Füllung der knusprigen Frühlingsröllchen obenauf geraten. Diese Knusprigkeit hätten wir den Croûtons der folgenden chilischarfen Tomatensuppe gewünscht, aber da hat den Azubi der Mut zur Krossheit wohl kurzzeitig verlassen. Umso erfreulicher der Hauptgang: eine gemüsefruchtige Kartoffel-Lasagne, deren dezentes Kräuter-Pesto in sanfter Frische schon den Frühling verheißt. Zum Schluss ein Dessert-Klassiker: Panna cotta mit einem zarten Fruchtpüree.
Dass ein „Ich lerne noch“ an diesem Abend im Raum stand, war nicht zu spüren. Der Service schnurrte, die Gänge folgten in idealen Intervallen. Schöne Sache, kosten Sie ruhig mal: Man lernt ja nie aus.
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Küche:
Erreicht beim Azubi-Menü zwar nicht ganz den ambitionierten Glanz, für den Hackbart sonst steht, doch handwerklich absolut in Ordnung.
Ambiente:
Fein und locker! Neue Gäste ahnen ja nicht, dass hier mitten im Industriegebiet und einen Steinwurf vom Centro eine so schöne Gastlichkeit wartet.
Service:
Auch hier schlugen sich die Azubis tapfer, von einer erfahrenen Kraft des Hauses aufmerksam eskortiert. Also weiter so, der Gast wird’s danken.
Preise:
Vier Gänge 25€ – ein feiner Preis. Besuch nur mit Reservierung! Nächste Termine: 3. April, Thema „Griechenland“; 1. Mai „Italian Streetfood“
Adresse:
Hackbarth’s Restaurant, Im Lipperfeld 44, 46047 Oberhausen, 0208-22188. www.hackbarths.de