Ruhrgebiet/Los Angeles. . Mike Shinoda hat nach Chester Benningtons Suizid ein Album geschrieben. Seine Songs spielt er auch in Oberhausen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Mike Shinoda fühlt sich nach dem Selbstmord von Chester Bennington völlig verloren. Dann beginnt der Linkin-Park-Rapper, Songs zu schreiben. Irgendwann sind es so viele, dass er sich dazu entschließt, ein Soloalbum herauszubringen. „Post Traumatic“ erscheint kein Jahr nach jenem einschneidenden 20. Juli 2017.

Mit seinen neuen Songs, aber auch alten Linkin-Park-Hits wie „In the End“, geht Mike Shinoda 2018 auf Tournee, die er im März 2019 fortsetzt. Eine Show spielt der US-Amerikaner auch in Oberhausen – am Mittwoch, 6. März, um 20 Uhr in der Turbinenhalle. Johannes Pusch hat vor dem Gig mit Mike Shinoda gesprochen.

Herr Shinoda, nachdem Chester Bennington gestorben ist, haben Sie sehr schnell wieder angefangen, Musik zu machen. Herausgekommen ist im Juni 2018 dabei ein ganzes Album.

Mike Shinoda: Das stimmt. Aber was später dann „Post Traumatic“ wurde, ist vorher ein Tagebuch gewesen. In den Wochen nach Chesters Tod habe ich versucht, so viele Lieder wie möglich auf einmal zu machen.

Das habe ich gemacht, weil ich mich damals an jedem Tag anders gefühlt habe. Wenn ich einen Song an einem Montag geschrieben habe und eine Woche später wieder dazu zurückgekommen bin, habe ich gemerkt, dass sich meine Perspektive in der einen Woche sehr stark geändert hat. Deswegen habe ich versucht, einen Song in einer kurzen Zeit zu beenden – um genau das zu erfassen, was ich in einem bestimmten Moment gefühlt habe.

Was auf Ihrem Album deutlich wird.
Genau. Denn wenn man sich Post Traumatic anhört, beginnt es sehr düster. Dann geht es aber weiter und bewegt sich von diesem sehr dunklen Ort weg und es wird hoffnungsvoller und spielerischer. Genau so war mein Leben in dem ersten Jahr nach Chesters Tod.

Mit diesen persönlichen Liedern sind Sie 2018 auch auf Welttournee gegangen.
Ja, aber natürlich nicht nur. Ich spiele auch Linkin-Park- und Fort-Minor-Sachen (*Anm. d. Red.: Zweitprojekt Shinodas). Am Anfang war ich alleine auf der Bühne, dann sind zwei Instrumentalisten dazugekommen: Dan Mayo am Schlagzeug und Matt Harris an Gitarre und Keyboard. Das hat mir sehr dabei geholfen, an den Plätzen an denen wir weltweit gespielt haben.

Im März gehen Sie ein letztes Mal auf „Post Traumatic“-Tour und spielen 18 Konzerte in Europa – sieben davon in Deutschland. Warum so viele gerade Deutschland?
Auch im vergangenen Jahr bin ich für zwei Konzerte nach Deutschland gekommen, jetzt wollte ich einfach noch mehr Shows dort spielen und freue mich darauf zurückzukommen.

Apropos zurückkommen. Das werden Sie im März (6.3.) auch nach Oberhausen. Was haben Sie für Erinnerungen an das letzte Linkin-Park-Konzert in der Arena in 2014?
(kurze Stille) Das tut mir Leid, genau kann ich mich daran nicht erinnern. Können Sie mir auf die Sprünge helfen?

Lily und Lila, die Töchter von Chester, hatten an dem Tag ihren dritten Geburtstag und waren nicht mit auf der Tour. Das Publikum hat dann „Happy Birthday“ für die beiden Zwillinge gesungen.
(lacht) Ja, das weiß ich noch – das war also in Oberhausen, natürlich. An den Moment kann ich mich sehr gut erinnern. Das war wirklich süß.

Damals sind Sie mit einem ganz anderen Sound getourt. Das Album „The Hunting Party“ war sehr hart, vor allem im Vergleich zur nächsten Platte “One More Light” oder ihrem aktuellen Solo-Album.
Das stimmt. Zu der Zeit wollten wir einfach aggressive, sehr laute Musik machen.

Es war eine technische Challenge für uns. Ich habe Rob, unseren Drummer, zum Beispiel sehr gefordert. Ich habe für ihn ein paar technisch anspruchsvolle Drumparts geschrieben. Diese Zeit haben wir sehr genossen. Aber als wir damit fertig waren, wollten wir uns auf andere Songs konzentrieren – die weniger aggressiv sind. Aber das ist auch normal.

Wie meinen Sie das?
Die meisten Alben unserer Karriere klingen sehr unterschiedlich, vor allem immer im Vergleich zum vorigen. Den bestimmt größten Unterschied hatten wir zwischen „The Hunting Party“ und „One More Light“ – aber für Linkin-Park-Fans war das sicherlich nicht überraschend.

Im Moment gehen sie ohne ihre Bandkollegen auf Tour. Was ist für Sie überhaupt der Grund, wieder vor Publikum zu spielen?
Der erste wichtige Grund ist es, den Fans ‚Danke‘ zu sagen. Der zweite ist es, ihnen eine schöne Zeit zu machen.

Es soll nicht nur kathartisch sein, aber natürlich auch. Fans können und sollen natürlich auch ihre Emotionen herauslassen. Im Grunde geht es wie gesagt aber um eines: Eine schöne Zeit zu haben.

Im vergangenen August haben sie eine Show in Köln gespielt und auf der Bühne von ihrem Produktions-Manager Jim Digby erzählt, der zu ihnen gesagt haben soll: „You’re making grief fun.“ (Du machst aus Trauer Spaß) Geht es darum?
Das ist eine lustige Weise das auszudrücken. Ich fand es großartig, dass er das so gesagt hat. Was ich an den Konzerten mag ist, dass jede Show unberechenbar ist und genau dorthin geht, wohin es das Publikum möchte.

Ich weiß, dass es viele Leute da draußen gibt, die zu meinen Konzerten mit schwierigen Emotionen kommen – wegen Chester und Linkin Park. Wir, also jeder im Publikum und ich, haben gemeinsame Geschichten und Erinnerungen. Für jeden bedeutet die Musik etwas anderes. Das ist auch der Grund warum ich es mag diese Konzerte zu spielen. Außerdem verändere ich die Setlist von Konzert zu Konzert, um es für mich selbst aber auch die Fans spannend zu halten.

>>> INFO: Tickets für die Show in Oberhausen

  • Mike Shinoda spielt am Mittwoch, 6. März, um 20 Uhr in der Turbinenhalle in Oberhausen.
  • Tickets für das Solokonzert des Linkin-Park-Rappers im Rahmen seiner „Post Traumatic“-Tour gibt es im Vorverkauf und kosten bei freier Platzwahl 50,65 Euro.
  • Weitere Tourstopps in Deutschland: Berlin (2.3.), Bremen (3.3.), Hannover (5.3.), Hamburg (8.3.), München (18.3.) und Ludwigsburg (22.3.).