Oberhausen. . Der Lepkeshof liegt mitten im Ruhrgebiet: in Oberhausen, Essen und Mülheim. Dort erntet Johannes Scheidt Weihnachtsäpfel und -bäume.

Johannes Scheidt arbeitet gleich in drei Städten: Oberhausen, Mülheim und Essen. Trotzdem ist der Weg zur Arbeit nie weit. Wenn der 32-Jährige von einem Ort zum anderen geht, muss er lediglich ein paar Schritte zurücklegen. Denn sein Lepkeshof liegt an der Grenze zwischen den drei Revierstätten: „Der Hof ist in Oberhausen, die Wiesen links sind in Essen, rechts in Mülheim.“

Dort strecken Bäume ihre kahlen Äste gen Himmel. Die Ernte ist schon lange eingefahren. Aber die Äpfel haben trotzdem Saison. Nicht nur für den kleinen Vitamin-Snack, sondern auch als beliebter Winter-Nachtisch: „Wellant eignet sich sehr gut für Bratäpfel“, sagt Johannes Scheidt. „Oder Red Prince. Das ist ein schöner roter Weihnachtsapfel.“ Vater Friedrich Scheidt nimmt einen davon und poliert ihn mit seinem Wollpulli bis die Schale glänzt. „Das ist die natürliche Wachsschicht“, sagt der 61-Jährige.

Lässt sich schön polieren: der Apfel „Red Prince“.
Lässt sich schön polieren: der Apfel „Red Prince“. © Lukas Schulze

Der Apfel schützt sich selbst. Auch wenn er sich leicht fettig anfühlt, sei er noch zu genießen, ergänzt der Junior: „Es fühlt sich nicht so gut an, aber dadurch bleibt der Apfel von innen länger frisch.“

Im Hofladen – eine ehemalige Scheune – liegen in großen Holzkisten weitere der insgesamt 20 Sorten, die die Familie über das Jahr verteilt anbietet. Mus und Saft sind ebenfalls vom eigenen Obst. Die Hitze in diesem Sommer hat den Ertrag nicht geschmälert. Aber: „Die Äpfel lassen sich nicht so lange lagern wie in einem normalen Jahr“, so der junge Gärtnermeister. „Wie rohe Eier“ sollte man die Früchte grundsätzlich behandeln, sagt der Senior: „Man darf nicht hören, dass man sie übereinanderlegt, sonst gibt es Druckstellen.“

Johannes Scheidt zwischen seinen Edeltannen.
Johannes Scheidt zwischen seinen Edeltannen. © Marit Langschwager

Am Eingang des Hofladens spurtet ein Eichhörnchen vorbei und verschwindet zwischen den Weihnachtsbäumen, die wie ein Wäldchen auf dem Hof stehen. Kunden können den eigenen Christbaumständer mitbringen, dann wird der Stamm vor Ort passend gemacht. Wobei die Modelle mit einem Wasserbehälter am besten seien. Viele Kunden wünschen sich Nordmanntannen. „Sie nadeln nicht so viel und piksen nicht“, erklärt Johannes Scheidt. „Der Nachteil ist, dass sie nicht nach Baum riechen.“ Anders die Blaufichte, die Nadeln sind zwar nicht so weich, duften aber schön. Vieles ist eben Geschmackssache, für den einen muss der Baum kugelrund sein, für den anderen gertenschlank. Und die wenigen, die noch echte Kerzen anzünden, brauchen einen stufigen Baum, damit die Nadeln nicht Feuer fangen.

„Es gibt so manchen Ehestreit beim Weihnachtsbaumkauf“, verrät Johannes Scheidt. Sein Vater schmunzelt wissend. Mehrere Kunden kommen dreimal, bis sie sich endlich entschieden haben. „Männer sehen es meist nicht so eng, Baum ist Baum“, meint Johannes Scheidt. „Bei Frauen muss der Baum oft von oben bis unten wie gemalt sein. Aber es ist auch noch Natur.“ Und dann gebe es ja immer noch die Handwerker, so der Vater, die einen Stamm anbohren, um eine Lücke mit einem Extrazweig zu kaschieren.

Ein Feld in Gelb: Im Winter blüht der Gelbsenf.
Ein Feld in Gelb: Im Winter blüht der Gelbsenf. © Lukas Schulze

Die meisten Bäume wurden in Soest geschlagen. Doch auch die Scheidts haben eine kleine Schonung mit Edeltannen. Daneben ist ein Feld in Gelb. Was blüht denn da – mitten im Dezember? Raps kann es kaum sein. „Gelbsenf“, erklärt Johannes Scheidt. Kann man daraus Senf machen? „Theoretisch.“ Praktisch soll die Pflanze das Feld gut über den Winter bringen, damit es nicht verschlammt. Später wird die Zwischenfrucht – zwischen Weizen und Mais – unter die Erde gebracht. „Das ist gut für die Struktur des Bodens, zur Humusanreicherung.“

Schon 966 gab es an dieser Stelle Landwirtschaft, da wurde der Hof erstmals urkundlich erwähnt. Ein Mühlenstein hinter dem renovierten Fachwerkhaus erinnert an die Wassermühle, die es hier einst am „Läppkes Mühlenbach“ gab. Friedrich Scheidt kennt die Sage zum Namen: In grauer Vorzeit teilte der Bach das Jagdgebiet zwischen Stift Essen und Schloss Broich. Damit das Wild nicht zum Nachbarn hinüberlief, hing man zur Abschreckung am Bach Läppchen – Läppkes – auf.

Seit vielen Generationen wirtschaftet die Familie auf dem Hof. „Der Namen wechselte, weil die einzigen Nachfahren oft weiblich waren“, so Friedrich Scheidt. Am ersten Weihnachtstag schließen sie den Laden. Doch eine lange Pause können sich die Bauern auch im Winter nicht erlauben, so Johannes Scheidt: „Wir schneiden dann die Zwölfeinhalbtausend Obstbäume.“

Der Hofladen: Mühlenstraße 128, Oberhausen. Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr (ab März bis 18.30 Uhr), Sa. bis 14 Uhr. Betriebsferien: 25. Dezember bis 6. Januar.

Im Sommer auch Erdbeeren, Äpfel-Selbstpfücken. 0208/ 69 80 84 57; lepkeshof.de

>> REZEPT: BRATÄPFEL

Zutaten

Bra
Bra © istock

Große Äpfel
z.B. Red Prince
Butter
Zimt
Marzipanrohmasse
Preiselbeeren im Glas
Honig oder Zucker
Krokant
Mandelplättchen
oder andere Nüsse. Zubereitung
Den Apfel mit einem Löffel etwas aushöhlen. In die Öffnung ein bisschen Marzipan drücken und dann Preiselbeeren, Butter, Zucker, Zimt, Krokant, Nüsse usw. Danach wieder eine Schicht Marzipan, Preiselbeeren... Die Äpfel bei 180 Grad etwa 20 Minuten backen. Dazu passt warme Vanillesoße.