Duisburg. . Silja Mahlow ist Wirtschaftspsychologin. Nachdem sie ein emotionales Tal durchschritten hat, hilft sie Menschen, mehr Leichtigkeit zu leben.

In der Wohnung von Silja Mahlow ist das Glück allgegenwärtig – das Wort „Happy“ steht auf Kissen, Postkarten oder Kühlschrankmagneten. Die Duisburgerin strahlt Zufriedenheit und Gelassenheit aus und möchte anderen Menschen beibringen, es auch zu werden. Silja Mahlow ist Wirtschaftspsychologin, Yogalehrerin und Coach. Sie bietet Workshops an und hat gerade mit ihrer Co-Autorin Anita Slowig einen Kalender herausgebracht: „Glücksjahr 2019 für Körper, Geist und Seele.“ Es ist eher ein Tagebuch, gespickt mit Coachingfragen, jahreszeitlichen Achtsamkeitsübungen und Ayurveda-Rezepten. Leserinnen will sie dazu animieren, jeden Tag zu notieren, wofür sie dankbar sind, inne zu halten und sich auf den Moment zu besinnen.

Ihren Weg zum Glück fand die 48-Jährige selbst mit Anfang 30. Er begann in einem emotionalen Tal: Die Ehe gerade geschieden, der Job in einer Bank erfüllte sie nicht, ein erstes Studium brach sie nach kurzer Zeit wieder ab. „Nach der Schule wusste ich nicht so recht, was ich werden wollte und habe deshalb bei der Bank angefangen.“ Eigentlich merkte sie schon nach ein paar Wochen, dass ihr die Ausbildung nicht gefiel, „aber da hatte ich den Vertrag schon unterschrieben und habe es durchgezogen.“

Dankbare Menschen sind zufriedener

Später wurde sie dann doch Studentin, büffelte Teilzeit Wirtschaftspsychologie – und las parallel bändeweise Ratgeberliteratur. „In den USA ist die positive Psychologie, die nicht nur nach Problemen sucht, sondern präventiv arbeitet, schon viel verbreiteter.“ Dankbare Menschen seien nicht nur zufriedener, sondern würden langfristig auch ihre Synapsen umprogrammieren. „Negative Erinnerungen sind wie eine Autobahn. Da reicht manchmal ein Geruch oder eine Situation und schon erinnert man sich wieder. Positive Momente ruft unser Gehirn nicht so schnell ab, sie kommen quasi auf verschlungenen Waldwegen, die mal hier, mal da lang laufen.“

Nach ihrer gescheiterten Ehe sah sie die Schuld bei sich, kämpfte mit Traurigkeit, Scham und der Angst, ihren Kindern mit der Trennung zu viel zugemutet zu haben. Das Gefühlschaos arbeitete sie in einer Therapie auf und lernte, dass im Unterbewusstsein noch ganz viele andere negative Erfahrungen schlummerten. „Ich habe angefangen aufzuräumen, so wie man ein Wollknäuel enttüddelt.“ Ein schmerzhafter Prozess, aber danach war ihr leichter ums Herz.

Dem Flow folgen

In ihren Coachings hilft Silja Mahlow den Frauen und (wenigen) Männern, Blockaden zu lösen. Sie animiert die Teilnehmer etwa, sich an ein schönes Erlebnis aus dem Urlaub zu erinnern. Die meisten überlegen eine Weile, bis sie sich wieder in der Sonne sehen. Die Aufgabe ist es dann, die Leichtigkeit aus dieser Zeit in den Alltag zu retten, „dem Flow zu folgen und nicht immer mit aller Macht gegen den Strom zu schwimmen.“ Silja Mahlow: „Erinnern wir gute Momente täglich, werden sie samt der guten Gefühle immer leichter abrufbar.“

Karriere, Geld und alles was von außen komme, sei nicht so nachhaltig wie das Glück, das man in sich selbst findet. Mit dem Geld sei das zudem so eine Sache. Ab einem gewissen Grundgehalt steigen die Glücksmomente nicht mehr. Zudem gebe es Studien, die belegen: „Eine Stunde länger schlafen macht glücklicher als mehr Geld.“

Ein kleiner Denkanstoß

Zunächst brachte sie Firmenchefs und Abteilungsleitern bei, wie man achtsam führt und die Mitarbeiter, etwa bei Umstrukturierungsprozessen, einbindet oder sie für neue Aufgaben und Arbeitsweisen motivieren kann. Aber auch privat kann man ihr zuhören. Sie zeigt Wege auf, die es zu gehen lohnt, um beispielsweise einen lang gehegten Traum zu verwirklichen. „Hin und wieder fehlt aber auch nur ein kleiner Denkanstoß, damit die Teilnehmer klarer sehen.“ In den Seminaren nutzt sie Meditationen oder Yoga-Elemente. „Körper und Seele sind eins. Ich habe gelernt, dass, wenn es in der Hüfte ziept, einem manchmal beim Yoga die Tränen kommen können und sich etwas löst.“ Silja Mahlow gibt auch in ihrem Blog „Glücksplanet“ Anregungen für ein glücklicheres Leben.

Manchmal, das gibt Silja Mahlow zu, verfällt auch sie wieder in alte Muster. Wenn es zum Beispiel hektisch wird, würde sie am liebsten aus der Haut fahren. Neulich war wieder so ein Moment, wo sie etwas länger auf der Autobahn und knapp dran war. „Da habe ich mir gedacht: Siehste mal, kannst du dir nochmal bei deinem eigenen Kurs zuhören.“

Um wirklich etwas zu ändern, braucht es Zeit und neue Routinen. Das sei auch der Grund, warum Leute, die Neujahr sich etwas vornehmen, ihren guten Vorsatz im Februar wieder ad acta legen. Silja Mahlow weiß: „Wenn es einem wichtig ist, dann bleibt man dran.“

Silja Mahlow, Anita Slowig: Glücksjahr 2019 für Körper, Geist & Seele, Musketier, 528 S., 29,90 €