Das Ruhrkind liegt am Wasser: an der Marina Graf Bismarck in Gelsenkirchen. Wer mag, nimmt die Jacht über den Rhein-Herne-Kanal.

Gelsenkirchen. Dafür kam uns an diesem Sonntag aber zu viel Wasser von oben – wir haben den Weg über die A42 genommen.

Wer das Lokal betritt, kann einen Blick auf die Frische-Theke werfen. Dort liegt kein Fisch aus, wie die Lokal-Lage vermuten lässt, sondern Fleisch. Verschiedene Special-Cuts, also Fleischschnitte, werden angeboten. Die Besonderheit: Rücken von deutschen Weiderindern hängen im „Dry-Ager-Reifeschrank“, wo sie mindestens 28 Tage lang reifen, verspricht das Ruhrkind. Die Karte bietet noch mehr: etwa Burger, darunter „Hannibal“ vom Lamm (8 €).

Vegetarischer Fleischspieß?

Auch Vegetarier können hier wählen: Salate gibt es sowie Superfood-Bowls (ab 10,90 €) – bunte Schüsseln, mal mit Hummus, mal mit Goji-Beeren. Der Veggie-Burger (6,50 €) wird allerdings in der Karte nicht mit einem Salatblatt als vegetarisches Gericht ausgeflaggt. Dafür die Vorspeise „Pikanter Hackfleischspieß“ (5,50 €). Ist das Fleisch aus Seitan oder wie kann Fleisch vegetarisch sein? Der Kellner gibt zu: „Das ist ein Fehler in der Karte.“

Ich bestelle Thunfisch-Tatar (8,90 €) als Vorspeise. Der Kellner erklärt, dass es das Gericht am Sonntag, Montag und Dienstag nicht gebe, da sie den Fisch immer frisch anböten. Von Sonntag steht in der Karte leider nichts. Immerhin bekommen wir so keinen alten Fisch.

Also direkt zum Hauptgericht. Während wir auf das Essen warten, dämpfen die Tischnachbarn unsere Erwartungen noch mehr. Das Paar ist unzufrieden mit Fleisch und Burger. Auch das Rib-Eye-Steak (200g: 17,50 €, 300g: 23,50 €) meiner Begleitung sieht nicht sehr verlockend aus: Es ist teils richtig schwarz. Der Geschmack des Fleisches ist in Ordnung, der Fehler liegt eher bei der Zubereitung. Hausgemacht ist die grobe Wurst „Feigen Salsiccia“ (8,90 €). Sie ist etwas trocken geraten. Auch kann ich die Frucht nur erahnen. Das cremige Süßkartoffelpüree dazu gefällt mir noch am besten. Die Portion ist jedoch überschaubar. Ich bin daher froh, noch einen frischen Beilagensalat geordert zu haben (3,50 €).

Also wenn ich irgendwann mal eine Jacht besitzen sollte, werde ich bestimmt auch nach Gelsenkirchen schippern. Fest steht: Mit dem Auto mache ich nicht noch einmal einen Stopp beim Ruhrkind.


Das Ruhrkind, Johannes-Rau-Allee 15-19, Gelsenkirchen,
kein Ruhetag, 0209/70 264 196, das-ruhrkind.de

Küche: Das Ruhrkind folgt den Gastronomie-Trends: Special-Cuts beim Fleisch, Burger und Superfood-Bowls. Das Ergebnis überzeugt leider nicht.

Ambiente: Am Hafen Bismarck gelegen, im modernen Industriestil eingerichtet. Die Gitterwände, die den großen Raum aufteilen, erinnern jedoch an Käfige.

Service: Freundlich, aber wir mussten lange warten. Gibt es irgendwo noch ausgebildete Service-Kräfte? Zu oft arbeiten neue Lokale mit angelerntem Personal.

Preise: Im Vergleich zu vielen Steak-Häusern: moderate Preise. Rumpsteak: 200g für 16,90 €, 300g für 22,90 €. Cheeseburger: 7,50 €. Wein 0,2l ab 4 €.