Velbert. . Der Hof zur Hellen gehört zu insgesamt sechs Bio-Betrieben im Windrather Tal, die man wandernd entdecken kann – auf großen und kleinen Touren.
„Das ist unser Fuhrpark“, sagt Landwirt Ulrich Krispin schmunzelnd und macht eine auslandende Handbewegung. Dicht an dicht stehen hier Trecker und Autos. Am Wochenende, wenn das Café geöffnet ist, rumpeln sie wieder über den Hof. Es sei denn, die kleinen Fahrer möchten sich lieber Hühner, Kühe und Schweine angucken. Aber vorher bitte den Mini-Wagen richtig abstellen, und zwar da, wo das Schild steht: „Bobbycar Parkplatz“.
Nicht nur Familien mit kleinen Kindern sind willkommen im Café auf dem Hof zur Hellen in Velbert, sondern auch alle anderen Wanderer. An der Straße steht ein Schild. Folgt man ihm nach links, ist man in 3,2 Kilometern im Deilbachtal. Wir nehmen den Pfad rechts, der „Neviges“ in 6,1 Kilometern anzeigt. Der Weg führt hinter dem Haus den Hügel hinauf. Blick nach rechts: In der Ferne hinter Feldern und Wäldern sind die Sendemasten von Langenberg zu sehen. Es geht weiter über eine idyllische Kastanienallee. An einem Baumstamm markiert ein weiteres Schild den Weg: ein geschwungenes N auf rotem Grund – das Zeichen für einen 240 Kilometer langen Rundweg: den Neanderlandsteig.
„Wir kommen nicht so viel zum Wandern.“
Wer nur einen Spaziergang machen möchte: „Der Weg führt zur Windrather Kapelle“, sagt Krispin, während er zwischen den alten Kastanien und neben seiner Kuhweide steht. „Die nächste Station ist der Örkhof.“ Und damit benennt er das Einzigartige, das das Windrather Tal auszeichnet: Hier gibt es gleich sechs Bio-Höfe, die oft Obst und Gemüse im eigenen Laden verkaufen. Oder eben wie der Hof zur Hellen mit Bio-Kuchen und anderen Snacks einen schönen Wanderstopp bieten.
Wie genau müssen wir denn nun weitergehen, um von Hof zu Hof zu gelangen? Der 45-jährige Bauer verweist auf eine große Karte, die an einer Scheune angebracht ist. Da er nicht mehr Tipps geben kann, entschuldigt er sich: „Wir kommen nicht so viel zum Wandern.“
„Die Ferkel sind total drollig.“
Dabei war es dem Mann aus Sonsbeck am Niederrhein immer wichtig, an der frischen Luft zu sein. Ein Grund, warum Krispin, der nicht vom Bauernhof kommt, Landwirtschaft studiert hat. An der Uni lernte er Alexander Mülfarth kennen. Sie suchten und fanden schließlich gemeinsam den Demeter-Hof in Velbert, der nach strengen Bio-Richtlinien arbeitet und der einem gemeinnützigen Verein gehört.
Zusätzlich zu den 20 Hektar Land pachteten die Studienfreunde weitere 20 Hektar, auf denen heute Kartoffeln und Kürbis, Möhren und Mangold und, und, und wachsen. 14 Kühe haben sie heute, fünf Kälber, elf Rinder, 16 Schweine – auch ein kleines, schwarz-getupftes ist dabei, das mit seiner Steckdosen-Nase das Rind im offenen Nachbarstall stupst. Da wird auch der Bauer schwach: „Die Ferkel sind total drollig.“
Trotzdem wird auch dieses Tier auf dem kleinen Schlachthof in Langenberg landen. Zurück auf dem Hof werden die Tiere dann zerlegt – die hausgemachte Bio-Wurst gibt es später auch im Café: zum Beispiel als Mettwürste auf dem Bauernteller.
Und jeden Tag ein Ei in den Geranien
Ein Huhn läuft an den Ställen vorbei. Obwohl dem Bauern der Auslauf der 80 Hühner wichtig ist, sollten sie eigentlich hinter ihrem Zaun bleiben. „Manchmal büchsen sie aus“, sagt Krispin. „Ein Huhn sitzt vor dem Bürofenster in den Geranien und legt dort jeden Tag ein Ei.“ Besonders lustig sieht es aus, wenn der Hahn auf den Zaun springt, oben angekommen einen Zwischenstopp einlegt, vor und zurück wankt, bevor er flügelschlagend landet. Allerdings macht er das nur, wenn zuvor eine Henne das Weite gesucht hat. „Wenn keine Hühner raus sind, dann geht auch der Hahn nicht raus.“
Der Marder und die Masthähnchen
Krispin möchte den Brüdern der Hennen ein längeres Leben ermöglichen als nur bis kurz nach der Geburt. Daher hat er eine Rasse gefunden, bei der „die Hennen eine akzeptable Ei-Leistung bringen“. Und die Brüder trotzdem etwas Fleisch ansetzen und als Masthähnchen taugen. Anfang des Jahres kamen die Brüder das erste Mal in ihren eigenen Stall. „Leider hat am dritten Tag der Marder zugeschlagen.“
Der Stall sollte eigentlich ein neues Projekt für die Waldorfschule sein. Die Schüler machen auf dem Hof öfter mal ein Praktikum. Auch an anderen Projekten beteiligt sich der Hof, etwa an WWOOF (World-Wide Opportunities on Organic Farms): Freiwillige Helfer packen auf ökologischen Höfen mit an, um etwa mehr über nachhaltige Landwirtschaft zu lernen.
Milch zum Selbstzapfen
So hacken Studierende genauso auf dem Kohlrabi-Feld wie die 32-jährige Gärtnerin Minke Noordam. Das Unkraut muss raus, damit der Kohlrabi wächst. Wobei die Landwirte in dem heißen Sommer nicht ganz so oft ran mussten. Krispin: „Wenn nichts wächst, dann wächst nichts.“
Im kleinen Hofladen kann man Milch zapfen, Eier kaufen und auch mal einen Kürbis. Aber die Hauptvertriebswege sehen anders aus: Die Höfe im Windrather Tal vermarkten sich gemeinsam über den „Talhandel“. Der Großhändler bedient dann die Bioläden in der Region.
Fleisch von den eigenen Tieren
Zudem hat sich der Hof auf die Biokiste spezialisiert: In einer Scheune ploppt auf einem Computer-Bildschirm der nächste Auftrag auf: „Schwarzkohl im Bund – 2 Stück.“ Dorothee Glashoff (63) legt das gewünschte Gemüse in die grüne Kiste. Danach hat der Kunde online geordert: „Joghurt Vanille – 6 Stück“. Neben dem eigenen Gemüse bietet der Hof weitere Lebensmittel an, die man sonst in einem Bio-Laden bekommt. Und natürlich auch das Fleisch von den eigenen Tieren, das man je nach Schlachtung ebenfalls bestellen kann. Im Sommer waren sogar gefrorene Burger-Patties im Programm. Ein Lieferwagen bringt die Kisten dann zu den Kunden, nach Langenberg oder Velbert, auch nach Wuppertal und Düsseldorf.
Man kann die Kiste wöchentlich beziehen oder ganz nach Lust und Laune. Auch der Inhalt ist nicht vorgegeben, es sei denn, man wünscht sich genau das: Die Single-Kiste ist gefüllt mit Gemüse-Portionen für den Ein-Personen-Haushalt. Die Baby-Kiste liefert zum Beispiel mit Möhren, Kürbis, Pastinaken und Bananen sowie Kartoffeln die Zutaten für den Brei. Beliebt ist auch die Still-Kiste. „Gerade für stillende Mütter ist das ein Thema, das passende Gemüse zu finden“, sag Ulrich Krispin. „Kohl ist dann nicht so gefragt.“
>>>Infos zum Hof zur Hellen
Bio-Café: Sa, So, ab 11 Uhr. Ab 1. Nov. nur So. und Allerheiligen bis zum 2. Dez. Danach Pause bis März. Hofverkauf mit Milch zum Selbstzapfen: täglich, 6.30 - 22 Uhr, 020 53/ 32 39, Windrather Str. 197, Velbert-Neviges.
Abokiste: hofzurhellen.de, Infos zum Hof-Wanderweg: biohoefe-windrathertal.de