Essen. . Das griechische Restaurant in Essen bietet Speisen ohne großen kulinarischen Zinnober, aber doch mehr als gängige Grillteller-Adressen.
Die Zukunft der alten deutschen bürgerlichen Einkehr bleibt offen. Manche, die einfach „Haus Sowieso“ hießen und früher zuverlässig von der Kommunion bis zur Goldhochzeit eine feste Adresse waren („man geht da hin“) sind längst Geschichte. Vor allem in den einstigen Arbeiter-Ortsteilen sieht man sie – oft am Eck gelegen – traurig verbrettert.
Da ist jede Wende zur Wiederbelebung erstmal eine gute Nachricht. Im alten „Haus Klee“ gibt es jetzt „Kava & Meze“, aber es ist noch vieles treudeutsch beim neuen Griechen zwischen Borbeck, Altendorf und Schönebeck: Manches ist „Eiche brutal“, dazu das Schild „Für Garderobe keine Haftung“. So war es eben früher im Schatten von Rindsroulade und Herrencreme.
Brot, Zaziki und gefüllte Weinblätter
Die pfiffigen Griechen, die seit einem Dreivierteljahr hier den Neubeginn wagen, lassen freilich keine Muffigkeit aufkommen. Viel Humor und noch mehr Gelassenheit regieren ihre sympathische Schänke, der ich keine Nobel-Ambition attestieren möchte, aber doch eine – im guten Sinne – wie von Muttern bereitete Landesküche. Drum sei von hier aus die Empfehlung ausgesprochen, gerade aus dem Reich der vielen kalten und warmen „Meze“ (Vorspeisen) den rustikalen Charme zu erschmecken.
Vorbildlich zart (und für Griechenlands Küche schön leicht) etwa der gegrillte Octopus („Plokami“, 8,90€), schön saftig und ganz den drei Hauptdarstellern gewidmet: die gebackenen, vorbildlich dünn geschnittenen, gerollten Auberginen mit Feta gefüllt, von fruchtiger Tomate begleitet („Rollo“, 4,60€). Auch Details stimmen: Das je mitgelieferte Brot fiel als überdurchschnittlich gut auf, das Zaziki war nicht sehr fett, dafür echt erfrischend. So könnte man sich vom zitronenfein gefüllten Weinblatt bis zu knofliger Kartoffelcreme und Garnelen durchfuttern.
Essener Grieche im Klinkerbau
Aber natürlich warten im Hauptgang auch reichlich populäre Klassiker, ohne die man als kulinarischer Grundversorger – erst recht im Revier – nicht überleben kann: Bifteki mit Pommes (12,90€) also, Grillspieße und Moussaka.
Die Kundschaft ist’s zufrieden, auch an einem Wochentag war im „Kava & Meze“ durchaus Betrieb. Eine nette Adresse für ein Abendessen ohne großen kulinarischen Zinnober, aber doch mehr als die gängige Grillteller-Adresse mit Metaxa-Sauce. Wer es nicht allzu weit hat, sollte dem Essener Griechen im Klinkerbau eine Chance geben.
Kava & Meze. Bocholder Str. 101, 45355 Essen, 0201/24885040. www.kavameze.de. Dienstag Ruhetag.
Küche: Grieche, der klar über Imbiss-Niveau kocht, gute Auswahl, viele frische Zutaten. Dennoch eher bodenständig als kulinarisch ehrgeizig.
Ambiente: In den Grundzügen ist das immer noch ein altmodischer Gasthof der 1980er (oder früher). Ein paar Details heben das Niveau gen Mittelmeer.
Service: Der Service ist mit griechischem Mutterwitz nicht hektisch, aber gegenwärtig. Kleine Abweichungen zwischen Wunsch und Wirklichkeit kamen vor.
Preise: Im bezahlbaren Mittelfeld. Man kann mit rund 20€ schon gut hinkommen. Bei den Getränken schießt es, wie überall in die Höhe, 0,4 Limo: 3,60€.