Mülheim. . Die Bäume auf dem Mülheimer Buchholz-Hof sind so klein, dass man das Obst im Stehen pflücken kann. Der Buchholz-Hof lädt zur Selbsternte ein.
Lea Unterhansberg gehört zu den wenigen Menschen vom Land, die nicht über das zu trockene Wetter in diesem Sommer stöhnen. Letztes Jahr war es viel schlimmer, so die 25-Jährige vom Buchholzhof in Mülheim. Da wollte sie ihre erste Apfelernte einfahren – aber die wurde ihr im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt. „Aus den Äpfeln konnten wir nur noch Saft machen.“
Rot, nahezu makellos und wie Trauben hängen die Äpfel der Sorte Gala nun in den Ästen. In einem kleinen schwarzen Schlauch, der kniehoch an den Stämmen entlangführt, zischt das Wasser, das Tröpfchen für Tröpfchen die Bäume wässert. Aber nicht nur das zusätzliche Nass sichert die Ernte. „Die Bäume sind relativ robust und kommen gut mit Hitze klar“, sagt Lea Unterhansberg. Die Wurzeln sind nicht so fein wie etwa die bei Getreide. Sie reichen tief in den Boden. Auch die Früchte halten mehr aus als weiche Erdbeeren, die bei Wärme schneller in sich zusammenfallen.
„Man kann im Stehen pflücken“
Weiße Netze schützen zudem vor der Sonne – ja auch Äpfel können sich verbrennen. Die Schale verfärbt sich dann hässlich braun. Das Fleisch darunter ist nicht mehr genießbar. Doch die Früchte auf diesem Feld sehen schön knackig aus.
4000 Bäume stehen hier akkurat in Reihen. 1,80 Meter groß waren sie beim Pflanzen. Im dritten Jahr sind sie nun schon so stark gewachsen, dass selbst ein sehr großer Mensch sich ordentlich strecken muss, um an die Äpfel in der Baumspitze zu gelangen. Trotzdem gilt auch für die nächsten Jahre: „Man kann im Stehen pflücken“, sagt Lea Unterhansberg. Und das bitte Apfel für Apfel mit der Hand.
Bäumchen rüttel dich und schüttel dich . . . Nein, nicht auf dem Buchholzhof. Es gibt zwar Erntemaschinen, die an den Stämmen schütteln, aber jeder, der mal einen Apfel fallen gelassen hat, weiß, dass die Druckstellen den Genuss schnell trüben. Lea Unterhansberg zeigt, wie es richtig geht: Sie hält den reifen Apfel vorsichtig fest mit allen Fingern einer Hand und knickt ihn dann zu sich nach oben hin weg. Sie zerrt nicht an der Frucht, sie reißt keinen Zweig ab – schließlich soll der Baum auch im nächsten Jahr noch tragen.
Elstar, Braeburn, Jonagold und Zari
So genau erklärt sie das nicht nur ihren vier Mitarbeitern auf der Obstwiese, sondern ab dem nächsten Samstag auch Kunden des Hofes. Denn dann können sie an den Wochenenden ihre Äpfel selbst pflücken. Ähnlich wie bei den Erdbeeren bringen sie einen Korb oder eine Kiste mit – und genießen die Frucht-Ernte, nur ohne Rücken-Zwicken.
Äpfel der frühen Sorten, etwa den saftigen Delbar, gibt es bereits heute im großen Hofladen, in dem auch Produkte von anderen Höfen verkauft werden: Tomaten aus Krefeld, Salate aus Düsseldorf, Kuchen aus Ratingen oder Suppen aus Münster. Kunden konnten dort schon früher Äpfel von einem Bauern aus Bonn bekommen. Nun wachsen Elstar, Braeburn, Jonagold und Zari nur wenige Schritte vom Hofladen entfernt.
Allergikerfreundliche Sorte
Zehn verschiedene Sorten hat Lea Unterhansberg angepflanzt. Nicht nur, um den Kunden eine große Auswahl zu bieten. Die Äpfel werden auch unterschiedlich schnell reif, so dass nicht alles auf einmal geerntet werden muss. Während Pinova noch etwas am Baum bleiben darf, ist die Rubinette bald fällig. Es ist eine von Lea Unterhansbergs Lieblingssorten, neben dem Wellant-Apfel. „Der ist nicht zu süß. Ich mag es lieber säuerlich, knackig, saftig.“
Santana ist für Allergiker Musik für den Gaumen, denn diese Sorte ist allergikerfreundlich. „Wir können keine 100-prozentige Garantie geben, aber viele Allergiker vertragen ihn.“ Bio sind die Äpfel allerdings nicht. Lea Unterhansberg verfolgt einen Mittelweg zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft. „Wir setzen nur da Pflanzenschutzmittel ein, wo es nicht anders geht.“ Dafür kommen Nützlinge zum Einsatz – „hauptsächlich Raubmilben“. Zwischen den Gala-Bäumen stehen welche mit Früchten so klein wie Kirschen. „Das sind Zieräpfel – für eine optimale Bestäubung.“ Vom Insektensterben würden sie noch nicht viel mitbekommen. Allerdings sorgen sie vor: Blühstreifen rund um die Felder ziehen Wildbienen an. Und so mancher Hobby-Imker durfte bereits sein Volk zwischen die Bäume setzen.
Reitstall mit Platz für 75 Pferde
Die Familie Unterhansberg führt den Hof in der sechsten Generation. Warum er Buchholz heißt, ist nicht überliefert. Vielleicht weil an der gleichen Stelle mal ein Buchenwäldchen war? Lea Unterhansbergs zwei Jahre ältere Schwester Anne hat nicht nur die Hühner übernommen, deren Eier ebenfalls im Hofladen verkauft werden, sondern auch den Reitstall mit Platz für 75 Pferde. Obwohl Lea Unterhansberg ebenfalls reitet, wollte sie ihre Zeit mit den Tieren nicht zum Beruf machen. Ihr Augenmerk gilt den Früchten. Im Frühjahr hat sie ihre Meisterprüfung bestanden, als Gärtnerin mit Schwerpunkt Obstbau.
Die Äpfel waren der Anfang. Was kommt als nächstes? „Pflaumen oder Kirschen“, erzählt die Obst-Fachfrau. Auf ihrer ausgestreckten Hand hält sie eine Apfel-Kostprobe. Das lässt sich der Braune nicht zweimal sagen – Kopf aus dem Stallfenster und mit einem einzigen Pferde-Biss ist der Apfel weg.
>>>Der Buchholzhof: Was, wann, wo...
Der Hofladen öffnet Mo. - Fr., 8 - 18.30 Uhr, Sa. 8 - 18 Uhr. In der Zeit von April bis Oktober auch So. 11 - 16 Uhr, Am Buchholz 13, Mülheim. Infos zum Hof und zum Reitstall: buchholzhof.com
Einkehr: bauernstube-mh.de; 1. und 2. September geschlossen. Mo. und Di. Ruhetag.
Kürbisfest: 8. September, 12 - 17 Uhr, 9. September, 11 - 16 Uhr, mit Kürbissuppe und -puffer, Attraktionen für Kinder (Ponyreiten). Dann beginnt auch die Apfel-Selbstpflückzeit: Nur an den Wochenenden im September, Sa. und So., 12 - 16 Uhr. Je nach Ertrag noch bis Mitte Oktober.