Düsseldorf-Kalkum. . Michaela und Detlef Maluche in Düsseldorf halten eine Alpaka-Herde. Weil die Tiere so viel Ruhe ausstrahlen, kann man Kuschelstunden buchen.
Alpaka-Wolle im Mai? Die ist doch viel zu warm! Das dachten sich auch die Alpakas und legten am vergangenen Wochenende ihren Winter-Mantel ab. Ausziehen können sie diesen natürlich nicht allein, dafür brauchen sie die helfenden Hände der Herden-Besitzer: Michaela und Detlef Maluche halten in Düsseldorf-Kalkum neun Stuten sowie vier Wallache und haben nun die Schermaschine angesetzt.
Bei der Schur dulden die Farm-Besitzer keine Besucher. „Das ist zu viel Stress für die Tiere“, sagt Michaela Maluche. Sie geben den Tieren Zeit, fixieren sie nicht, lassen die Mama beim Fohlen stehen, wenn es das erste Mal auf dem Schurtisch liegt. Das Alpaka ist in den südamerikanischen Anden ein Nutztier. Und auch die Maluches nutzen die weiche Wolle, um damit wärmende Oberbetten zu füllen. Aber der eigentliche Nutzen ist für sie ein anderer: Die Maluches haben sich die Tiere angeschafft, weil sie ihre Herzen höherschlagen lassen. Oder vielmehr langsamer. Detlef Maluche: „Sie strahlen Ruhe aus.“
Hornplatte statt Zähne
Ein Flugzeug brummt vom nahen Flughafen über die Weide hinweg. Aber das lässt kein Alpaka zucken, gemächlich zupfen die Wiederkäuer das Gras mit Zähnen und Hornplatte, die statt der oberen Vorderzähne im Kiefer sitzt. Doch wehe die Nachbarskatze schleicht durchs Gebüsch, dann „summt“ die Herde nicht mehr, dann „schreit“ sie. „Die Katze bewegt sich wie der Hauptfeind, der Puma.“
Die Alpakas folgen ihren Instinkten. Sehen können sie wenige Tage vor der Schur eh nicht mehr so gut: Ihr Kopfputz hängt tief über die großen, runden Augen. Die 50-jährige Michaela Maluche nimmt die Schere, um den Pony zu schneiden. Vorsichtig, damit den Tasthaaren nichts passiert. Und nicht zu kurz: „Dann sehen sie wirklich belämmert aus!“ Gern haben das die Tiere nicht. Aber Detlef Maluche hält das Alpaka sanft am Kiefer fest. Der 60-Jährige ist als Oralchirurg in Duisburg tätig. Seine Frau, die sich in Alpaka-Geburtsvorbereitungskursen für ihre schwangeren Tiere fit gemacht hat, arbeitet als Eventmanagerin.
Das Paar bietet Spaziergänge an mit den „Delfinen der Anden“ oder geführte Touren über Hindernisse, über die zugegeben auch Kaninchen springen könnten. Und eine Kuschelstunde: „Alpakas Hautnah“. Die friedlichen Tiere sind zwar nicht so zutraulich wie viele Hunde, aber man spürt ihre Ruhe und darf durch ihre Wolle streichen. Im Gegensatz zur Schafswolle ist sie nicht fettig. Sie ist flauschig und geruchsfrei. Wobei es genau genommen keine Wolle ist. Vlies sagt der Experte zu dem Fell. Es soll hypoallergen sein.
„Spucken die Alpakas?“, fragt unser Fotograf, als er sich mit seiner Kamera den Tieren auf der Weide nähert. „Immer fragen alle als Erstes, ob sie spucken. Bei Pferden fragt man auch nicht, ob sie austreten“, sagt Michaela Maluche lächelnd. Ihre Empörung klingt etwas gespielt, schließlich hat sie sich an die Frage gewöhnt und weiß, dass auf den zweiten Blick keiner mehr an Spucke denkt bei diesem besonderen Tier. Mit seinem langen Hals, dem dicken Fell über dem schlanken Körper wirkt es wie aus der Fantasie entsprungen. Das Alpaka soll angeblich das Einhorn als Trend-Tier ablösen. Jedenfalls gibt es immer mehr Shirts und Schlüsselanhänger, die das Antlitz eines Alpakas zeigen.
Duftende Alpaka-Seife
Wobei, um noch einmal auf die Spucke zurückzukommen, angenehm ist das nicht, wenn ein Tier loslegt. Die Spucke riecht streng. Michaela Maluche spricht aus Erfahrung: „Danach kann man duschen!“. Vielleicht mit Alpaka-Seife? Aus dem für die Decken zu kurzem Beinhaar lassen die Maluches diese duftende Kosmetik anfertigen.
Und noch eine Funktion hat die Spucke: Sie ist pure Kommunikation, wenn ein Jüngeres nicht genug Respekt den Älteren gegenüber zeigt: Spuck! Sunshine setzte sie lange Zeit auch strategisch bei der Fütterung ein. Neben Heu, Gras und Wasser bekommen die Tiere Mineralienfutter. Wenn die Maluches es heute in den Trog schütten, darf Sunshine die Pellets nur noch außerhalb der Hütte futtern, entfernt von der Herde. Detlef Maluche: „Wenn Ihnen jemand in die Suppe spuckt, wollen Sie die ja auch nicht mehr.“
>> Alpakas hautnah erleben
Die Tiere kann man auf Anfrage im Rahmen von Spaziergängen (26 €), Führparcours (26 €) und „Alpaka Hautnah“ (15 €) erleben, also einer Info- und Streichelstunde. Anmeldung unter mail@rheinland-alpakas.de; Infos, auch zum Verkauf von Produkten: rheinland-alpakas.de