Bochum. . Wie gelingt es uns, im Leben dauerhaft zufrieden zu sein? Die Glücksforscherin Maike Luhmann aus Bochum nennt ein paar Wege zum erfüllten Leben.
Was macht uns auf lange Sicht richtig zufrieden? Maren Schürmann sprach mit Maike Luhmann, seit gut einem halben Jahr Professorin für Psychologie an der Ruhr-Uni Bochum. Die 36-Jährige erforscht das Glück.
Können notorische Nörgler noch fröhliche Optimisten werden?
Maike Luhmann: Der Einfluss der Persönlichkeit ist schon relativ stark. Es gibt Menschen, die sind von Natur aus eher unzufrieden, egal in welcher Lebenssituation sie sind, welchen Partner sie haben, welchen Job. Sie werden immer irgendetwas auszusetzen haben. Und für diese Menschen ist es schwierig, so etwas wie Lebenszufriedenheit zu erreichen. Für diejenigen, die immer alles recht freundlich sehen, ist das viel einfacher. Trotzdem hat man immer einen Einfluss darauf.
Aber wenn das Leben es einfach nicht gut mit einem meint?
Der Tod eines nahen Menschen, Krankheit und Armut wirken sich natürlich negativ auf die Lebenszufriedenheit aus. Arbeitslosigkeit ist auch ganz gravierend. Selbst wenn die Menschen eine neue Stelle haben, geht es ihnen immer noch schlechter als vorher. Auch die Arbeitslosigkeit des Partners beeinträchtigt das eigene Leben. Wenn man dagegen keine finanziellen Sorgen hat, steigert das natürlich die Zufriedenheit. Wenn man eine gute Partnerschaft hat, gute Freunde. Die äußeren Lebensumstände haben selbstverständlich einen Einfluss, aber nicht so einen großen wie viele Menschen glauben.
Woran liegt das?
Das liegt daran, dass man sich an die Lebensumstände ziemlich schnell gewöhnt. Stellen Sie sich vor, Sie ziehen um in eine größere Wohnung, dann finden Sie das erst ganz toll. Ein Jahr später haben Sie sich daran gewöhnt. Es ist kein Grund, warum Sie grundsätzlich zufriedener sind mit ihrem Leben. Oder wenn man einen neuen Partner hat oder heiratet, dann geht es den meisten Menschen besser, aber man gewöhnt sich mit der Zeit auch daran und nimmt das ein bisschen als selbstverständlich hin.
Könnte es dann glücksstiftend sein, wenn man versucht, immer wieder neue Hochgefühle zu erleben?
Das schon, das machen auch die meisten. Sie ziehen von einer WG in eine eigene Wohnung, dann in die größere Wohnung, dann vielleicht mal in ein Haus. Letztendlich ist es aber so, dass sich das alles langfristig nicht auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. Man spricht von der hedonischen Tretmühle, man könnte auch Hamsterrad sagen. Man rennt und rennt, versucht sein Leben zu verbessern, aber mit der nächsten Stufe rutscht man wieder auf die gleiche Stelle zurück.
Das klingt fast so, als ob man lieber keine Ziele verfolgt und sich mit wenig zufrieden gibt?
Sich Ziele zu setzen, ist erstmal gut. Man hat festgestellt, dass schon allein das Verfolgen eines Ziels zufrieden macht. Wenn Ziele jedoch unrealistisch werden, dann strampelt man sich ewig ab und hat keine Erfolgserlebnisse. Man muss auch wissen, wann man ein Ziel aufgibt.
Wann weiß man das?
Das ist schwer. Man soll ja auch nicht zu schnell aufgeben. Da können Außenstehende helfen, das richtig einzuschätzen. Oder es gibt einen natürlichen Endpunkt: Ein prägnantes Beispiel ist der unerfüllte Kinderwunsch, weil der Partner fehlt oder es aus gesundheitlichen Gründen nicht funktioniert. Damit geht es den Frauen wirklich schlecht. Doch man hat festgestellt, dass es ihnen spätestens mit etwa Mitte 40 wieder besser geht. Weil es da eine biologische Deadline gibt und sie sich von diesem Ziel lösen.
Machen Kinder immer zufriedener?
Eltern empfinden tendenziell etwas mehr Freude als die Menschen ohne Kinder. Aber sie sind insgesamt unzufriedener, zumindest in den ersten Jahren nach der Geburt.
Wie passt das denn zusammen?
Wir haben festgestellt, dass die ersten Jahre nach der Geburt eines Kindes die Lebenszufriedenheit runtergeht. Die Beziehung zum Partner leidet, wenn man so eingenommen wird. Aber Kinder sind sinnstiftend, sie steigern das emotionale Wohlbefinden – und das gleicht es wieder aus. Allerdings zeigen Studien, wenn man dann später Enkelkinder bekommt, ist das das schönste Lebensereignis. Kinder zu bekommen, macht die Großeltern glücklich.
Das liegt ja nicht immer in der eigenen Hand, ob man Oma oder Opa wird. Wie kann man denn selbst seine Zufriedenheit steigern?
Deshalb ist es meistens nicht eine so gute Idee, bei den Lebensumständen nach Glück zu suchen, sondern eher etwas an seiner eigenen Einstellung oder an seinem Verhalten zu ändern. Man kann versuchen, die positiven Dinge des Lebens wahrzunehmen. Wir Menschen sind von Natur aus so geeicht, dass wir negative Dinge präsenter haben. In der Steinzeit war das wichtig fürs Überleben, wenn wir eher auf den Bären als auf die Beeren geachtet haben. Heute tut es uns gut, wenn wir unsere Ansprüche hinterfragen und uns die schönen Dinge bewusst machen, sie vielleicht sogar täglich aufschreiben und so Dankbarkeit spüren und zeigen. Das steigert die Lebenszufriedenheit.
Also wenn ich 50 oder 500 Euro übrig habe, können die mein Glück nicht mehren?
Wenn man Geld und Zeit übrig hat, sollte man sie in schöne Erlebnisse investieren und nicht in materielle Dinge. Man sollte versuchen, sich frei zu machen von den Ansprüchen der anderen. Das ist nicht leicht, weil man von seinem sozialen Umfeld beeinflusst wird. Aber wenn sich die anderen ein großes Auto kaufen, muss ich da ja nicht mitmachen. Dann stört es mich auch nicht, wenn ich eine Schramme in den alten Wagen fahre. Man wird zufriedener, wenn man Mut hat: Mut, nicht alles mitzumachen, Mut zum nicht-perfekten Leben.
>>> So werden Sie garantiert unzufrieden
Unsere Tipps für eine richtig miese Laune
Befolgen Sie diese Ratschläge und es wird Ihnen gelingen: ein unzufriedenes Leben! (Oder Sie machen das Gegenteil und wachen morgens mit einem Lächeln auf.)
Vergleichen Sie sich mit Ihren Nachbarn. Schließlich haben die den größeren Wagen, eine stets aufgeräumte Wohnung, sind im Job erfolgreicher und viel hübscher, sportlicher und reicher als Sie.
Ihr bester Freund hat Sie beleidigt? Seien Sie unnachgiebig, das hat er bestimmt mit größter Absicht getan und schließlich kann man sich im Leben nicht alles gefallen lassen!
Setzen Sie sich möglichst hohe Ziele: Statt im Chor mit Gleichgesinnten zu singen, soll es für Sie direkt bis an die Spitze der Charts gehen.
Sie haben Ihre Ziele nicht erreicht? Spornen Sie Ihre Kinder an, nicht nach deren, sondern nach Ihren Zielen zu streben. Sie wissen schließlich selbst am besten, was für Ihre Kinder gut ist.
Legen Sie schon früh Ihren Lebenslauf fest: Wann Sie die Ausbildung beenden, wann Sie heiraten werden, wann und wie viele Kinder Sie bekommen.
Bedauern Sie Dinge, die Sie in Ihrem Leben versäumt haben. Machen Sie das ausgiebig und lange. So vergeht viel Zeit, in der Sie etwas Neues ausprobieren könnten.
Richten Sie Ihren Blick auf die negativen Seiten Ihres Partners. Er hat die Zahnpastatube schon wieder nicht zugedreht? Sie hat wieder die harten Vollkornpasta gekocht? So geht es nicht – Basta!