Essen. . Fürsorglich und fördernd: Selten stand das Ideal der Eltern so im Mittelpunkt wie heute. Doch wie ziehen eigentlich Tiere ihre Kinder groß?

Wenn es Frühling wird und draußen allmählich alles grünt und sprießt, erwacht auch die Tierwelt wieder zu neuem Leben: Störche und andere Zugvögel kehren aus ihren Winterquartieren zurück, Igel, Haselmaus und Siebenschläfer verlassen ihre Winterschlafplätze und werden – hoppla – übermannt von „Frühlingsgefühlen“. Nicht lange, und aus den Paaren (oder Paarungen) werden Eltern. Und dann wird es – wie bei uns Menschen – häufig erst richtig interessant. Denn was perfekte Eltern sind, lässt sich auch im Tierreich nicht so leicht beantworten. Helikopter- oder Rabenmutter? Immerhin kennt die Tierwelt eine einfache Faustregel: Je mehr Nachkommen eine Art hat, desto weniger kümmern sich die Eltern um den Nachwuchs.

Ziehen wir mal ein Extrembeispiel heran: Der Mondfisch, der größte Knochenfisch der Welt, legt bei einem einzigen Laichvorgang bis zu 300 Millionen Eier. Das ist Weltrekord im Tierreich. Bei einer derart hohen Nachkommenzahl ist natürlich keinerlei Brutpflege durch die Eltern notwendig. Schließlich werden es ja mit großer Sicherheit einige der 300 Millionen Eier schaffen, auch ohne Unterstützung von Mama und Papa zu einem erwachsenen Fisch heranzureifen. Will heißen: Bei den meisten sogenannten niederen Tieren wie zum Beispiel Insekten, die in ihrer Fortpflanzungsstrategie auf möglichst viele Nachkommen setzen, ist es mit mütterlichem beziehungsweise väterlichem Verhalten nicht weit her. Und diese Arten stellen den Löwenanteil der fast zwei Millionen entdeckten Tierarten.

Überwiegend klassische Rollenverteilung bei der Brutpflege

Ganz anders liegt der Fall, wenn tierische Eltern nur wenige Kinder zur Welt bringen, wie dies bei den meisten Vögeln und Säugetieren der Fall ist. Dann ist eine umfangreiche Brutpflege angesagt – hier sind also gute Eltern gefordert. Und bei den Tieren, die Brutpflege betreiben, finden wir meistens eine klassische Rollenverteilung: Mama kümmert sich um den Nachwuchs und Papa hat schon lange das Weite gesucht.

Doch bei genauerem Studium zeigen sich bei vielen Arten dann doch auch recht außergewöhnliche Verhaltensweisen. Nehmen wir den Storch. Eigentlich handelt es sich bei Störchen in der Regel um recht fürsorgliche Eltern. Sie bebrüten nicht nur ihr Gelege abwechselnd, sondern beide Elternteile versorgen den hungrigen Nachwuchs auch regelmäßig mit Futter. Manchmal kann man jedoch beobachten, dass Storcheltern eines ihrer Jungen auffressen oder einfach aus dem Nest werfen. Diese Verhaltensweise wird von Wissenschaftlern als „Kronismus“ bezeichnet. Der Begriff geht auf eine Sage aus der griechischen Mythologie zurück, nach der der Titan Kronos die eigenen Kinder verschlang, da ihm geweissagt worden war, er würde einst von einem seiner Nachkommen um den Thron gebracht werden.

Auch Störche müssen das Elternsein erst mühsam erlernen

Für die bei Störchen und einigen anderen Vogelarten nicht unübliche Verhaltensweise gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Eine Theorie besagt, dass die Storcheneltern bei Nahrungsknappheit das schwächste Junge opfern, um die Überlebenschancen des restlichen Nachwuchses zu erhöhen. Die wahrscheinlichere Erklärung ist jedoch eine andere: So fiel auf, dass es meist junge Storchenväter und -mütter sind, die ab und an die eigenen Jungen töten. Deshalb vermuten viele Wissenschaftler, dass dieses „Fehlverhalten“ eher auf noch nicht ausgereifte Brutpflege-Instinkte der Erstbrüter zurückzuführen ist.

Und wie sieht es bei den tierischen Kollegen aus?

Im Folgenden werden die besten und schlechtesten, aber auch die interessantesten und die außergewöhnlichsten tierischen Mamas und Papas einmal etwas genauer vorgestellt.

Krabbenspinnen: Diese Mütter lieben sich zu Tode

Wer die beste Mutter im Tierreich ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Eine der Favoritinnen auf den Titel ist jedoch nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, eine nette Vogelmutti oder eine liebevolle Affenmutter, sondern eine australische Krabbenspinnenart mit dem wissenschaftlichen Namen Diaea ergandros.

Die Krabbenspinne opfert ihr Leben zum Wohl der Kinder.
Die Krabbenspinne opfert ihr Leben zum Wohl der Kinder. © imago/blickwinkel

Die Weibchen dieser Spinnenart opfern nämlich regelmäßig ihr Leben zum Wohl ihrer Kinder. Ja, sie lassen sich sogar freiwillig von ihren Kindern auffressen, damit diese nicht verhungern müssen. Mehr kann man ja von einer Mutter sicher nicht erwarten.

Die Mutter als „lebende Speisekammer“ für den Nachwuchs

Zur Erklärung dieser doch auf den ersten Blick etwas verblüffenden Tatsache muss man etwas weiter ausholen. Die Weibchen von Diaea ergandros legen im Frühjahr rund 40 Eier, aus denen im Sommer dann die Jungtiere schlüpfen. In dieser Zeit fängt die Mutterspinne üblicherweise viele Insekten, die sie jedoch nicht nur selbst verzehrt, sondern auch an ihre Jungtiere verfüttert.

Wenn es dann im Winter für die Spinnen keine Insekten mehr zu fangen gibt, dient die inzwischen wohlgenährte Mutter als „lebende Speisekammer“ für ihren Nachwuchs. Die Spinnenkinder verspeisen die Mutter ganz allmählich bei lebendigem Leib. Die Wissenschaft bietet für dieses selbstlose Verhalten der Mutter eine ziemlich einleuchtende Erklärung: Das Opfer der Mutter ist die sicherste Methode, um die Art zu erhalten. Denn nur so wird verhindert, dass die Jungen sich bei Hunger gegenseitig auffressen.

Flamingos: liebevolle Patchwork-Familie mit zwei Vätern

Der britische Sänger Elton John ist ja nur das prominenteste Beispiel, dass auch homosexuelle Menschen allen Anfeindungen zum Trotz gute Väter und Mütter sein können. Und was für uns Menschen gilt, gilt auch für Tiere: Gerade bei einigen Vogelarten wie Pinguinen, Störchen, Geiern oder Flamingos findet man auch unter homosexuell veranlagten Tieren hervorragende Väter.

Bei Flamingos gibt es viele homosexuelle Paare.
Bei Flamingos gibt es viele homosexuelle Paare. © Matthias Balk

Ein eindrückliches Beispiel sind Carlos und Fernando, zwei schwule Flamingoherren, die in einem Zoo in England zu Hause sind und offenbar vom dringenden Wunsch beseelt, eine Familie zu gründen. Carlos und Fernando stahlen in der Vergangenheit in schöner Regelmäßigkeit die Eier ihrer heterosexuellen Artgenossen und zogen nach einem sorgfältigen Brutgeschäft die geschlüpften Küken als ihre eigenen auf.

Flamingospezifische Deeskalationsstrategie

Den Kampf um die Eier entschieden sie regelmäßig für sich, einfach, weil zwei Männchen einem Männchen und einem Weibchen körperlich überlegen sind. Um weitere Streitigkeiten im Flamingo-Gehege zu verhindern, vertraute die Zoodirektion Carlos und Fernando eines Tages ein Flamingoküken an, das von seinen Eltern verstoßen worden war. Dazu musste allerdings zuvor eine flamingospezifische Eltern-Kind-Problematik gelöst werden: Flamingoeltern akzeptieren nämlich nur dann ein Kind, wenn sie bereits zuvor im Ei mit ihm kommunizieren können. Und das ist ja bei einem bereits geschlüpften Küken nur schwer möglich.

Der Kuckucksei-Trick

Die Lösung: Die Zoo-Mitarbeiter „verpackten“ das Küken in eine gut erhaltene Eierschale und legten dieses Mogelpaket den Flamingos ins frischgebaute Nest. Carlos und Fernando akzeptierten das „Kuckucksei“ sofort und bebrüteten es so lange, bis das Flamingobaby ein zweites Mal schlüpfte. Flamingomänner können Küken vollständig ohne weibliche Hilfe aufziehen, da sie wie die Weibchen in der Lage sind, in ihrer Kehle eine Art Muttermilch zu produzieren. Die sogenannte Kropfmilch weist mit einem Anteil von neun Prozent Proteinen und 15 Prozent Fett sogar eine ähnliche Konsistenz wie Säugetiermilch auf und wird bei den Flamingos von Schnabel zu Schnabel verfüttert.

Seepferdchen: Hier werden die Männchen schwanger

Bei Seepferdchen ist das Kinderkriegen Männersache. Dieser in der Tierwelt einmalige Rollentausch der Geschlechter beginnt mit einem ausgeprägten, sehr liebevollen, aber auch stark ritualisierten Vorspiel, das mehrere Tage andauern kann. Die Initiative geht dabei vom Weibchen aus, das zunächst einmal versucht, potenzielle Liebhaber mit Hilfe zarter Klicklaute zu verführen. Hat sich ein Paar gefunden, brechen die beiden Liebenden in den frühen Morgenstunden – sich mit ihren Schwanzspitzen gegenseitig festhaltend, Seite an Seite schwimmend – zu einer mehr oder weniger ausgeprägten, etwa zehnminütigen Inspektion ihres Reviers auf. Dabei wechseln die Liebenden ihre Hautfarbe zu leuchtenden Farbtönen.

Bei Seepferdchen ist Kinderkriegen Männersache.
Bei Seepferdchen ist Kinderkriegen Männersache. © WILDLIFE/W.Fiedler

Manchmal klammern sie sich auch an denselben Stängel einer Unterwasserpflanze und drehen sich, ähnlich wie Karussellpferdchen, im Kreis. Und genau diese Gelegenheit nutzen die Weibchen, um den Männchen ihre Eier unterzujubeln. Sie spritzen den Männchen die Eier einfach in eine spezielle Brusttasche und verschwinden dann sozusagen in einen vorgezogenen Mutterschaftsurlaub. Einige Seepferdchenarten benötigen für den Eiertransfer gerade einmal ein paar Sekunden, andere Arten nehmen sich für diesen eigentlichen Liebesakt mehr Zeit. Die Eier werden anschließend von den Männchen befruchtet und in der Brusttasche von einem speziellen Gewebe mit Sauerstoff und Nahrung versorgt.

Die Brutbeutelgröße des Vaters bestimmt die Zahl der Nachkommen

Mit Fortschreiten der Schwangerschaft wird der Brustbeutel immer dicker, bis nach einer Tragezeit von zehn bis 40 Tagen der Geburtsvorgang einsetzt. Zu Beginn des freudigen Ereignisses, also quasi wenn die „Wehen“ einsetzen, klammert sich das hochschwangere Männchen dann mit dem Greifschwanz an eine Wasserpflanze und beginnt unter großen Anstrengungen seine Jungen nach außen zu pumpen. Die Zahl der Nachkommen hängt letztlich davon ab, wie viele Junge in den Brutbeutel des Vaters passen. Das können je nach Art und Körpergröße zwischen zehn und 1500 Stück sein. Manchmal ist die Kraftanstrengung beim Gebärvorgang so hoch, dass das Männchen kurz nach oder auch noch während der Geburt stirbt. Warum es die Natur so eingerichtet hat, dass bei Seepferdchen die Männchen schwanger werden und nicht die Weibchen, hat die Wissenschaft bisher noch nicht herausgefunden. Da besteht noch Forschungsbedarf.

Raben – von wegen schlechte Eltern

Rabenmutter – so werden bei uns Menschen gerne Mütter bezeichnet, die ihre Kinder sträflich vernachlässigen. Und tatsächlich standen Rabenweibchen lange Zeit im Ruf, sich nicht nur herzlich wenig um ihren Nachwuchs zu kümmern, sondern ihm sogar Schaden zuzufügen. Doch die Redensart von der herzlosen Rabenmutter geht lediglich auf eine falsch interpretierte Naturbeobachtung zurück: Junge Raben verlassen nämlich oft, noch bevor sie fliegen können, aus freien Stücken das Nest – und hocken dann scheinbar hilflos und verlassen am Boden unterhalb des Nestes herum. Deshalb hat man fälschlicherweise angenommen, die kleinen Piepmätze seien von den Eltern verlassen oder aus dem Nest geworfen worden.

Raben kümmern sich – entgegen der Redewendung – rührend um ihren Nachwuchs.
Raben kümmern sich – entgegen der Redewendung – rührend um ihren Nachwuchs. © imago/imagebroker

Richtig ist jedoch das Gegenteil: Rabenmütter und übrigens auch Rabenväter sorgen sich geradezu rührend um ihren Nachwuchs. Während am Nestbau noch beide Elternteile beteiligt sind, übernimmt dann in der Regel das Weibchen das Brüten, während das Männchen für die Versorgung der Nestlinge zuständig ist. Und auch die scheinbar schnöde im Stich gelassenen, am Boden hockenden Jungtiere werden noch mehrere Wochen von den Eltern mit Nahrung versorgt und vor Fressfeinden geschützt. Will heißen, Rabenmütter sind bei weitem keine Rabenmütter.

Zwerghamster: das Verwöhnprogramm pflichtbewusster Väter

Den besten Vater im Tierreich finden wir bei einer Tierart, die bei uns in Deutschland weitgehend unbekannt ist. Es ist der Dschungarische Zwerghamster. Von dessen väterlichem Verhalten können sich auch menschliche Väter noch eine dicke Scheibe abschneiden. Die Männchen der kleinen Nagetiere, die in den Steppen des nordöstlichen Kasachstans und des südwestlichen Sibiriens zu Hause sind, stehen der Mutter ihrer Kinder nämlich schon beim Geburtsvorgang bei.

Zwerghamstermänner leisten aktive Geburtshilfe

Die Hilfe der werdenden Hamsterväter beschränkt sich jedoch nicht etwa bloß auf mitfühlendes Pfötchenhalten beim oft qualvollen Geburtsvorgang. Nein – die Zwerghamstermänner leisten aktive Geburtshilfe. Sie betätigen sich nämlich bei ihrer Liebsten mit großer Hingabe und ebensolchem Erfolg als überaus begabte Hebamme, indem sie ihren Nachwuchs aus dem Geburtskanal ziehen.

Hamstermännchen ziehen den Nachwuchs aus dem Geburtskanal des Weibchens
Hamstermännchen ziehen den Nachwuchs aus dem Geburtskanal des Weibchens © picture alliance

Doch nicht nur das: Sie befreien das neugeborene Hamsterbaby auch aus der Fruchtblase und belecken anschließend obendrein auch noch liebevoll die Nasenlöcher ihrer Sprösslinge, um auf diese Weise für freie Atemwege zu sorgen. Übrigens erweisen sich die Hamstermänner auch nach dem Geburtsvorgang durchaus als gute Väter. Sie halten Mutter und Kinder im Nest warm, übernehmen freiwillig anstehende Reparaturarbeiten am Hamsterbau und betätigen sich sogar als pflichtbewusste Babysitter.

Kuckucke: die Tricks der faulsten Mütter unter den Tieren

Die faulste Mutter im Tierreich ist wahrscheinlich das Kuckucksweibchen. Dieses Vogelweibchen legt ja bekanntermaßen seine Eier in die Nester fremder Vogelarten und überlässt denen dann die Aufzucht des eigenen Nachwuchses. Und während die Zieheltern die Dummen sind und die untergeschobene Brut groß kriegen müssen, kann sich das Kuckucksweibchen den angenehmen Dingen des Lebens zuwenden: sich pflegen, sich genüsslich den Bauch voll schlagen oder schon mit dem nächsten Liebhaber vergnügen.

Kuckucksmütter imitieren die Eier der Wirtsvögel in Größe und Form

Ein Kuckuck kann seine Eier in die Nester von 90 Singvögeln in Deutschland legen.
Ein Kuckuck kann seine Eier in die Nester von 90 Singvögeln in Deutschland legen. © imago/UIG

Bei den „Leiheltern“ hat das Kuckucksweibchen die Qual der Wahl. Ein Kuckuck kann seine Eier nämlich im Prinzip in die Nester von immerhin 90 der rund 130 in Deutschland vorkommenden Singvogelarten legen. Klassische Wirtsvögel sind Rohrsänger, Pieper, Grasmücken, Braunellen, Bachstelzen und Rotschwänze. In den meisten Fällen spezialisiert sich das Kuckucksweibchen jedoch auf eine bestimmte Wirtsart. Die Weibchen schaffen es dabei raffinierterweise auch oft, dass die Kuckuckseier den Eiern der Wirte sowohl in der Größe als auch in der Farbe täuschend ähnlich sehen. Normalerweise spioniert das Kuckucksweibchen das Nest der künftigen Zieheltern tagelang aus.

Ganz eigene Schwierigkeiten mit dem Klimawandel

Der Eieraustausch selbst geht in Sekundenschnelle vor sich. Wehe, ein potentieller Wirtsvogelkandidat verlässt kurz sein Nest, vielleicht um eine Kleinigkeit zu fressen, dann ist sofort die Kuckucksfrau da und wirft ruck-zuck ein Ei des Wirtsvogels aus dem Nest und deponiert dafür ihr eigenes an dessen Stelle. Aber Faulheit wird im Leben auch ab und an bestraft. Der Kuckuck hat nämlich Probleme mit der globalen Erwärmung. Seine Wirtsvögel kehren jetzt immer früher aus ihren Überwinterungsgebieten zurück und beginnen auch früher mit der Eiablage. Der Kuckuck selbst hat sich aber noch nicht an den Klimawandel angepasst und kommt deshalb oft zu spät aus Afrika zurück. Er trifft bei seinen Wirtsvögeln auf bereits geschlüpfte Bruten und hat dann natürlich keine Chance mehr, seine eigenen Eier einzuschmuggeln. Wer zu spät kommt, den bestraft halt auch bei Vögeln ab und an das Leben.

Nandus: Bei diesen Straußenvögeln ist die Aufzucht Männersache

Im Tierreich gibt es nicht nur alleinerziehende Mütter, sondern auch ab und an alleinerziehende Väter. Beispielsweise bei den Nandus. Diese großen Straußenvögel, die in der Pampa Südamerikas leben, frönen wie andere Straußenvögel auch der Polygamie und halten sich einen Harem von möglichst vielen Weibchen. Einen Harem, den sie gegenüber Konkurrenten mit wütenden Fußtritten und kräftigen Schnabelhieben in der Regel ziemlich energisch verteidigen können. Ist der Harem beisammen, schwängert der gefiederte Pascha zunächst alle seine Haremsdamen. Dann baut er mit großer Sorgfalt im Alleingang ein riesiges Nest und bringt anschließend seine Weibchen dazu, ihre Eier in eben dieses Nest zu legen – schön eine Dame nach der anderen.

In der Brutzeit ist mit dem Nanduvater nicht gut Kirschen essen

Ab diesem Zeitpunkt sind Brutgeschäft und Aufzucht reine Männersache – das Nandumännchen betätigt sich als alleinerziehender Vater. Den Müttern verweigert der Nandupascha konsequent den Zugang zum Nest. In der Regel umfasst ein derartiges „Sammelgelege“ rund 20 Eier. Es wurden aber auch schon Spitzengelege mit 80 Eiern und mehr entdeckt. Klar, dass selbst der fleißigste Hahn so viele Eier nicht bedecken und ausbrüten kann. Deshalb bleiben oft einige der Eier unbebrütet.

Das Nandumännchen betätitgt sich als alleinerziehender Vater.
Das Nandumännchen betätitgt sich als alleinerziehender Vater. © imago stock&people

Mit einem werdenden Nanduvater ist übrigens in der Brutzeit nicht gut Kirschen essen: Er greift dann alles an, was sich in ungebührlicher Weise dem Nest nähert – zum Beispiel Pfleger im Zoo oder Viehhirten in freier Wildbahn. Es ist sogar ein Fall bekannt, da wurde ein gelandetes Kleinflugzeug von einem wütenden Nandumännchen attackiert. Aber auch nach dem Schlüpfen der Jungen kümmert sich der Nanduvater intensiv um den Nachwuchs. Eine gewaltige Aufgabe. So eine Menge Kinder zusammenzuhalten, ist für den gefiederten Vater Stress pur.