Essen. . Ein Wolf verschlingt Rotkäppchen, die Hexe will Hänsel und Gretel in den Ofen werfen. Warum die Unholde in Geschichten wichtig sind – auch für Kinder.

„Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!“ „Dass ich dich besser hören kann.“ „Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!“ „Dass ich dich besser sehen kann.“ „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände.“ „Dass ich dich besser packen kann.“ „Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!“ „Dass ich dich besser fressen kann!“ Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.

Verschlungen! Das Rotkäppchen! Nun, es hätte nicht vom rechten Weg abkommen sollen, wie es ihm die Mutter aufgetragen hatte. Aber muss denn die Strafe für ihren Ausflug auf die Blumenwiese gleich so brutal sein? Das klingt für viele Eltern nach veralteter Erziehung, nach Rohrstock und In-die-Ecke-Stellen. Eine Ermahnung hätte es auch getan. So zögern heute Erwachsene mehr und mehr, den Kindern die alten Märchen vorzulesen. Aus Furcht, dass die junge Seele daran schaden nähme. Aber zum guten Märchen gehört das Böse. Und das hat für viele Kinder auch etwas Gutes.

Hätte Schneewittchen überlebt, wenn der Wolf ein Guter gewesen wäre?

Rotkäppchen zählt zu den bekanntesten Märchen. Charles Perrault erzählte die Geschichte bereits im 17. Jahrhundert am französischen Hof, bevor nach mündlichen Überlieferungen die Brüder Grimm sie 1812 in ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ veröffentlichten. Seitdem wurde sie unzählige Male vorgelesen.

Der giftige Apfel soll Schneewittchen töten, nicht nur im Disney-Film von 1937.
Der giftige Apfel soll Schneewittchen töten, nicht nur im Disney-Film von 1937. © Imago

Aber hätte diese Geschichte bis heute überlebt, wenn der Wolf ein Guter gewesen wäre? Wenn er dem Rotkäppchen den Korb getragen hätte, um gemeinsam mit dem lieben Mädchen und der Großmutter bei Kaffee und Kuchen einen Plausch zu halten? Diese Geschichte wäre einmal erzählt worden – und dann wahrscheinlich nie wieder. „Wir brauchen das Gute und das Böse“, sagt Pauline Liesen, Leiterin des Bilderbuchmuseums in Troisdorf, in dem zurzeit eine Ausstellung zu „Rotkäppchen und der böse Wolf“ zu sehen ist. Eine mitreißende Geschichte lebt von diesem Gegenpart, an dem sich das Gute messen kann. So entsteht Spannung – im Märchen, beim Leser, beim Zuhörer. „Das funktioniert bis heute, wenn Sie sich Harry Potter anschauen“, sagt die 49-Jährige. „Wenn es nur gut ist, wird es langweilig.“

Soll man wirklich kleine Kinder mit der Grausamkeit konfrontieren?

Warja Honegger-Lavater reduzierte das Grimm-Märchen bereits 1965 aufs Wesentliche: Rotkäppchen und der schwarze Wolf im grünen Wald.
Warja Honegger-Lavater reduzierte das Grimm-Märchen bereits 1965 aufs Wesentliche: Rotkäppchen und der schwarze Wolf im grünen Wald. © Paris, Adrien Maeght

Ohne Zauberstab, aber mit einem ähnlich fiesen Charakter wie Voldemort treibt Rumpelstilzchen in der Märchenwelt sein Unwesen. Da gibt es die böse Königin bei Schneewittchen und die Stiefmutter bei Aschenputtel. Das kann man als bekannt voraussetzen. So sei das Erzählen dieser Geschichten auch ein Teil der literarischen Erziehung, sagt die Kunsthistorikerin, die das Märchen als Kulturgut hervorhebt.

Aber soll man wirklich schon kleine Kinder mit dieser Grausamkeit konfrontieren: Die Hexe in „Hänsel und Gretel“ will die Kinder braten und fressen. Und die Stiefmutter in „Brüderchen und Schwesterchen“ macht der Königin ein Höllenfeuer im Bad: Sie erstickt.

Das macht Kindern doch Angst!

Aber ist das schlimm?

Kinder können die Ohnmacht des Mädchens nachempfinden

„Da sind die Märchen einfach ehrlich: Ein menschliches Leben ohne Angst gibt es nicht“, sagt die Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft Sabine Lutkat. „Es gibt in unserer Gesellschaft die Tendenz, alles zu verniedlichen, was Angst machen könnte. Aber wenn aus jedem gefährlichen Drachen ein kleiner Drache Hab-mich-lieb wird, dann verlieren wir die Bilder für unsere Ängste.“ Doch die seien genauso wichtig wie die Bilder für Glück. Damit Kinder lernen, mit Angst umzugehen, so Lutkat, die Erziehungswissenschaften, Germanistik und Psychologie studiert hat. „Diese Bilder und Symbole funktionieren auf einer anderen Ebene als unsere Logik.“ Wir kommen dabei unseren Gefühlen näher, die uns tief bewegen. Wenn der Wolf das Rotkäppchen frisst, können Kinder die Ohnmacht nachempfinden, die das Mädchen gespürt hat. Und wenn die Kinder später selbst Ohnmachtserfahrungen erleben, können sie diese so besser bewältigen, erklärt die 45-jährige Lutkat. Denn sie haben sich bereits mit diesem Gefühl auseinandergesetzt.

Wie das Märchen Lebenshaltungen überzeichnet 

Sicherlich sollte nicht das ganze Leben der Kinder mit Zuckerguss beträufelt sein, werden viele Erwachsene einräumen. Aber das Leben ist nicht wie im Märchen klar getrennt in Gut und Böse. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern viel Grau. Menschen, die von Neid getrieben und missgünstig sind, haben trotzdem immer auch gute Seiten. Das sollten Kinder doch ebenfalls lernen und die Beweggründe für das Verhalten anderer hinterfragen. Wäre es daher nicht besser, wenn die Bösewichte in den Märchen nicht so durch und durch böse wären?

Es sind Mutmach-Geschichten

Rotkäppchen in moderner Darstellung.
Rotkäppchen in moderner Darstellung.

„Aber dann verschwimmen die Grenzen, dann ist es nicht mehr greifbar, nicht mehr fassbar“, entgegnet Lutkat und betont, dass es bei Märchen nicht um Individuen geht. Gute Prinzessin und böse Fee, wie etwa in „Dornröschen“, sind Typen. „Es geht um mögliche Lebenshaltungen. Das Märchen überzeichnet sie, um es deutlich zu machen.“

Außerdem sind Märchen Mutmach-Geschichten. Das Ende geht für die Bösen nicht gut aus: Schneewittchens Stiefmutter musste „in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.“ Und als die gute Königin Rumpelstilzchens Namen nannte, packte dieser Wicht seinen „linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.“

Am Ende werden sogar die Guten böse. So stößt Gretel die Hexe in den Backofen, die heulend elendiglich verbrennt. Da gibt es kein Mitleid, wenn den Bösen sehr böse mitgespielt wird. „Aber so wird das ja meistens nicht gesehen“, sagt Liesen lachend. Aus Sicht der Kinder ist das nur die gerechte Strafe. Das Gute siegt! Mehr noch: „Schwesterchen und Brüderchen aber lebten glücklich zusammen bis an ihr Ende.“ Kinder wüssten sehr wohl, wenn sie Märchen hören, dass sie gut ausgehen werden. Dazu Lutkat: „Ich brauche die Gewissheit, dass das Böse besiegt werden kann, sonst kann ich ja nicht optimistisch leben.“

Das Böse bleibt letztlich Abstrakt in seiner Darstellung

Liesen betont, dass das Böse im Märchen immer abstrakt dargestellt wird: „Bei Rotkäppchen wird einfach nur gesagt, dem Wolf wird der Bauch aufgeschnitten. Es heißt ja nicht, da quillen Innereien raus oder der verblutet.“ Es sei ein sehr reduziertes Bild, das die Kinder aushalten könnten. Und am Ende krabbeln Rotkäppchen und Großmutter unversehrt aus dem Wolfsbauch heraus, der dann mit Wackersteinen gefüllt wird. Das bringt den Wolf um. (Nur bei den sieben Geißlein schafft er es noch bis zum Brunnen.)

Sabine Lutkat, Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft.
Sabine Lutkat, Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft. © privat

Die Bösewichte, ob Wolf, Drache oder Teufel, bereiten selten schlaflose Nächte, so Lutkat. Auch nicht die Hexe, sondern die Eltern, die Hänsel und Gretel verstoßen und in den Wald schicken, machen manchen Kindern zu schaffen. „Das darf man nicht Kindern vorlesen, die von ihren Eltern verlassen wurden“, meint auch Liesen. Aber wenn Kinder in einer behüteten Atmosphäre dieses Märchen hörten, lauschten sie begeistert.

Wenn ein Kind trotzdem Probleme mit Hänsel und Gretel hat, könnte man einfach ein anderes Märchen wählen, empfiehlt Lutkat. Aber den Anfang deshalb abzumildern, lehnt sie ab. Sonst versteht man nicht mehr, warum am Ende des Märchens die Mutter, die zuvor die treibende Kraft war, gestorben ist.

Oft wurde aus der Mutter in der Erzählung eine Stiefmutter

Ausnahmsweise ist hier mal die Mutter böse und nicht wie so oft die Stiefmutter. Wobei das ursprünglich anders war, erzählt Lutkat: Die Brüder Grimm hätten aus vielen Müttern Stiefmütter gemacht. „Als die Grimms die Märchen aufgeschrieben haben, war das die Zeit, in der sich auch unser Ideal von der Kleinfamilie herausgebildet hat.“ Das gute Mutterbild sollte vorherrschen.

Und noch einen großen Vorteil haben die Märchen, da sind sich beide Expertinnen einig: Sie regen die Fantasie der Kinder an. „Uns geht die innere Bilderwelt verloren“, sagt Lutkat. Viele Kinder hätten nicht mehr die Fähigkeit, eigene Bilder zu gestalten. „Es sieht nach Walt Disney aus. Oder ein Kind hat angefangen und alle anderen malen ab.“

Dabei entstünden in den Köpfen der Kinder eigene Bilder, wenn sie regelmäßig Märchen hören. „Und diese Bilderwelt ist immer reicher, bunter, bedeutsamer als es ein vorgegebenes Bild sein kann“, sagt Lutkat, die deshalb auch ein Märchenbuch ohne Illustrationen herausgegeben hat (Ein Koffer voller Märchen, Königsfurt-Urania, 192 S., 9,95 €, ab 4).

Wenn Eltern ein komisches Gefühl beim Vorlesen haben, überträgt sich das

Kinder ab vier Jahren könnte man schon einfache Märchen vorlesen, so die Expertinnen. Allerdings müsse man sich jedes Kind genau anschauen, für wen ist welches Märchen geeignet? Das sei immer eine individuelle Entscheidung. Und nur, weil „Märchen“ auf einem Buch steht, hieße das noch nicht, dass es auch für Kinder geeignet ist. Schließlich waren Märchen ursprünglich Geschichten, die von Erwachsenen für Erwachsene erzählt wurden. Lutkat empfiehlt daher Sammlungen, die speziell für Kinder herausgegeben wurden. Dabei müssten es nicht unbedingt die Grimm-Märchen sein. Es gibt schließlich noch viel mehr. Allerdings sollte man das Märchen, das man erzählen möchte, vorher selbst lesen und für gut befinden. Denn wenn Eltern ein komisches Gefühl beim Vorlesen haben, überträgt sich dieses Unwohlsein auch auf die Kinder.

Aber besteht nicht die Gefahr, dass besonders kleine Kinder manches aus den Märchen für real halten? Schon die Kleinsten könnten durchaus die Märchenwelt von der Wirklichkeit unterscheiden, betont Lutkat. „Ein Kind hat mir mal gesagt: Ja, es gibt Hexen – in meiner Fantasie.“ Diese Welt sei so anders als die heutige, das spürten Kinder, sagt auch Liesen: „Warum sollten mich meine Eltern zum Holz-Holen alleine in den Wald schicken?“ Und Lutkat sagt mit Blick auf den „Froschkönig“: „Wenn Kinder diesen Unterschied nicht machen könnten, dann gebe es in Deutschland keine Frösche mehr. Die wären alle von den Mädels an die Wand geklatscht worden.“

  • Das Bilderbuchmuseum Troisdorf beleuchtet mit Objekten aus der eigenen Waldmann-Sammlung bis Februar das Märchen. Für Kinder gibt es eine Mitmachausstellung. Tel: 02241 / 8841-427; troisdorf.de/bilderbuchmuseum
Mächenerzählen kann man lernen - ein Besuch bei Kurs-Absolventen 

In sanftes Licht getaucht steht Manuela Theile auf der kleinen, ganz in schwarz gehaltenen Studiobühne des Figurentheater-Kollegs in Bochum-Langendreer. Mit klarer Stimme spricht sie den „Gevatter Tod“, eines der unbekannteren Märchen der Brüder Grimm, während ihr etwa zwei Dutzend (erwachsene) Zuhörer gebannt an den Lippen hängen. Einzig die Stimme der 57-Jährigen erfüllt den Raum, als sie die Geschichte über einen jungen Mann erzählt, dessen Vater bei seiner Geburt in der Verzweiflung, einen Paten für dieses 13. seiner Kinder zu finden, die Gestalt des Todes wählt.

Kleine, wohlgesetzte Gesten

Während sie ihre Sätze spricht – Wort für Wort wie sie in den Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen stehen – betont sie die Silben, misst ihnen mittels Variationen ihrer Stimme Bedeutung bei, untermalt die Erzählung mit kleinen, wohlgesetzten Gesten und macht sie damit so packend, dass den Zuhörern stellenweise der Atem stockt und ihnen die Münder offen stehen bleiben.

Sonja Wiese trägt „Die Bienenkönigin“ vor.
Sonja Wiese trägt „Die Bienenkönigin“ vor. © Lars Heidrich

Neben Manuela Theile stehen an diesem Samstagabend vier weitere Frauen und ein Mann auf der Bühne und erzählen Märchen. Es ist der Abschlussabend der Fortbildung zum Märchenerzähler. An acht Wochenenden über ein Jahr hinweg hat Jürgen Janning, ehemaliger Lektor für Sprecherziehung an der Uni Münster und ehemaliger Präsident der Europäischen Märchengesellschaft, die sechs Teilnehmer an die alten Erzählungen herangeführt. Seit 20 Jahren trainieren der 86-Jährige und sein Kollege und ehemaliger Schüler Rolf Peter Kleinen (52), Kommunikationstrainer und Stimmcoach, immer im Wechsel, überwiegend Frauen und wenige Männer darin, ihre Stimme „aus der Mitte heraus, wohl artikuliert und mit Ruhe für den Satz und dessen Aussage einzusetzen“, wie Kleinen es ausdrückt. „Wer Märchenerzähler werden möchte“, sagt Jürgen Janning, „der braucht vor allem eine tiefe Affinität zum Märchen und darf sie nicht als Kinderkram empfinden. Denn, um die Welt zu erklären, haben die Menschen seit Urzeiten Geschichten erfunden. Märchen werfen die Fragen auf, die sie im Innersten bewegen.“ Vor allem die Märchen der Brüder Grimm, als „sprachlich herausragende und durchgeformte Kunstwerke, müssen ins Klingen gebracht werden. Und das geschieht durch Sprache“.

Wenn Worte im richtigen Tonfall wiedergegeben werden

Für den Abschlussabend, für den sich „seine“ Märchenerzähler ihre Darbietungen selbst ausgesucht und erarbeitet haben, hat sich der Sprecherzieher bewusst gegen „romantische Dekoration“, entschieden. Die Erzählenden sind schlicht gekleidet, sie werden nicht von Scheinwerfern geblendet. Denn Märchen leben von der Kommunikation, davon dass ein Publikum ohne Ablenkung zuhöre und durch Blicke und Mimik Rückmeldung gebe. „Die Pausen, die die Erzählenden setzen, die Gestik, die Betonung der Worte“, sagt Janning, „das ist es, worauf es ankommt.“ Und darauf, dass man es als Zuhörer schaffe, sich lediglich auf die Erzählung zu konzentrieren und die Person auf der Bühne zu vergessen, fügt Kleinen hinzu.

Manuela Theile, in deren Märchen an diesem Abend der Tod eine Hauptrolle spielt, ist Pfarrerin und seit 27 Jahren Seelsorgerin in einem Bochumer Krankenhaus. Wie bei den meisten der Teilnehmer faszinieren sie Märchen schon seit ihrer Kindheit. „Außerdem habe ich mit den Jahren festgestellt, dass Seelsorgegespräche viel besser haften bleiben, wenn ich sie in Geschichten einkleide“, sagt sie. Für ihre Arbeit, bei der sie überwiegend mit Erwachsenen zu tun hat, möchte sie sich nun ein Repertoire an Märchen und Geschichten zulegen und auch gerne bald einen Märchenabend im Krankenhaus gestalten. „Herr Janning hat mir die Bedeutung der Aussprache beigebracht, Worte im richtigen Tonfall wiederzugeben. Das ist auch für meine Predigten ein großer Gewinn“, sagt die Bochumerin.

„..., dass man die Elfen in ihren silbernen Kleidchen tanzen sah.“

Sonja Wiese aus Bottrop hingegen gibt Filz- sowie Malkurse und gestaltet Kindergeburtstage. Passend zum jeweiligen Thema erzählt die 50-Jährige dabei Geschichten. „Ein Märchen zu erarbeiten, ist harte Arbeit“, sagt sie. „Man muss richtig ins Märchen reingehen und daran feilen, bis jedes Wort seine Bedeutung bekommt.“

In die Fortbildungen kommen Pädagogen, aber auch Ärzte, Psychologen und Künstler, auch Puppenspieler sind dabei. Nicht ohne Grund ist die Fortbildung am Figurentheater Kolleg angesiedelt. „Erzählen ist eine Grundtätigkeit des Menschen, wie Spielen, Singen oder Tanzen“, sagt Stimmcoach Rolf Peter Kleinen. „Die Fähigkeit, im Jetzt sein zu können, komplett in der Geschichte und diese inwendig wiedergeben zu können, das macht einen guten Märchenerzähler aus“, sagt Kleinen. „Die Stimme dabei als Instrument einzusetzen, sie zu öffnen und in verschiedene Figuren zu schlüpfen, ohne sie dabei zu verstellen, das ist ein Teil der Kunst.“

Die ehemalige Deutschlehrerin Ilse-Marie Harley aus Neuss brachte zum Abschluss „Katze und Maus in Gesellschaft“ auf die Bühne. Die 64-Jährige hat sich so einen Traum erfüllt, ist ihrem Vorbild nachgeeifert: „Meine Mutter konnte Märchen erzählen, dass man die Elfen in ihren silbernen Kleidchen tanzen sah.“

  • Auf die Bezeichnung Fortbildung legen die Sprecherzieher Wert: an acht Wochenenden könne keine vollwertige Ausbildung absolviert werden. Die nächste Fortbildung am Figurentheater-Kolleg Bochum unter Leitung von Rolf Peter Kleinen startet am ersten Februarwochenende 2017 (Samstag 4.2. und Sonntag 5.2., 10 bis 17 Uhr). Kosten: 1150 Euro. Anmeldung: figurentheater-kolleg.de oder Tel. 02 34/28 40 80.